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Quadr.-Werst im Landstriche jenseits des Ili und in OstSsibirien mappirt. In Trans-Baikalien und am Amur-Flusse nebst dessen Zuflüssen wurden 26,503 Quadr.- Werst aufgenommen. Noch müssen wir die vom Generalstab und Mess-Departement gemeinsam zur Herstellung der MessAtlanten des Jaroslaw'schen, Nishnij-Nowgorod- und Ssimbirskischen Gouvernements unternommenen Arbeiten erwähnen, namentlich a) vollendet ward die Aufnahme des Jaroslaw'schen Gouvernements, wobei 5779 Quadr.-Werst aufgenommen wurden, b) im Gouvernement Nishnij- Nowgorod 5425 Quadr.-Werst; c) im Gouvernement Ssimbirsk wurden Instrumental-Aufnahmen der Post- und Landwege in der Ausdehnung von 7551 Werst gemacht, mit Hinzufügung von 32 astronomischen Punkten und 1078 Stücken einer General- und Spezialvermessung.

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Die Arbeiten des Hydrographischen Departements waren im Jahre 1857 vorzüglich auf folgende drei Punkte gerichtet: 1) die Ostsee, 2) das Kaspische Meer und 3) das Meer von Ochotsk, Insel Ssachalin und Mündung des Amur. -1) Im Baltischen Meer bestanden die Arbeiten in Folgendem einer topographischen Aufnahme längs der Kurländischen Küste, von dem Gute Sernaten nach S. bis zum Dorf Eiragen, in Allem auf die Länge von 60 Werst, wobei mit Schaluppen längs der Küste eine Sondirung von dem Dorfe Liepen nach S. bis zum Flusse Ostbach, zusammen von 263 Quadr.-Werst, gemacht ward. Im Meerbusen von Riga ward eine Vermessung auf Schaluppen um die Insel Runo herum zur Südseite der Insel Küno in der Entfernung von 2 bis 9 Werst vom Ufer ausgeführt, eben so im Busen von Pernau und längs der Livländischen Küste nach S. bis zum Gute Alt-Salis, in Summa von 840 Quadr. - Werst, wobei eine topographische Vermessung der Insel Runo ausgeführt ward. Der LibauFluss ward mit Schaluppen ganz sondirt, von dem See an bis zu seiner Mündung, und die Flussbarre bis zur Tiefe von 27 Fuss erforscht. Hierbei ergab sich die Tiefe über der Barre bei gewöhnlichem Wasserstande zu 16 Fuss, im Fluss aber von 13 bis 19 Fuss. Im Bottnischen Meerbusen wurden auf der Südseite von Aland, in der Bucht Swibe und den zu derselben führenden Fahrwassern, eben so zwischen den Städten Uleaborg und Torneå Messungen ausgeführt. Ferner wurden in Finnland die See'n Saima, Kalawesi und Nessejärwi erforscht. Im Ladoga-See und der Newa ward das Fahrwasser beim Eingange in die Newa aus dem Ladoga-See untersucht und eine Sondirung den Fluss entlang bis zur Mündung der Ishora gemacht, wobei nur die Stromschnellen wegen der im Sommer gar zu grossen Strömung unberücksichtigt blieben. ringste Tiefe des Fahrwassers aus dem Ladoga-See in die Newa erwies sich zu 8 Fuss, längs des ganzen NewaFlusses aber (ausgenommen in den Stromschnellen, in denen die Tiefe des Fahrwassers von 12 bis 18 Fuss ist, und auf einigen Bänken) ergab sich die Tiefe von 5 bis 10 Faden. 2) Im Kaspischen Meere war zu einer neuen detaillirten Beschreibung desselben im Jahre 1856 eine Expedition unter dem Kapitän-Lieutenant (nunmehr Kapitän zweiten Ranges) Iwaschinzow ausgerüstet worden. Im Jahre 1857 sollten die zu Ende des vorhergehenden Jahres begonnenen astronomischen Bestimmungen von Punkten am Ufer, ferner Aufnahmen und Sondirungen im Sü

Die ge

den der Apscheronischen Halbinsel fortgesetzt werden. Hierzu dienten das Dampfschiff,,Kuba” zum Überführen der Chronometer und eine Barke mit zwei Booten zu Sondirungs- und Vermessungs-Arbeiten. Ausserdem wurden zeitweilig von der Baku'schen Flotten-Station zwei Schaluppen kommandirt. Die astronomischen und SondirungsArbeiten wurden nach Möglichkeit auch im Winter fortgesetzt. In der ersten Hälfte des Februar wurde vom Dampfschiffe,,Kuba" die chronometrische Verbindung zwischen Baku und Astrabad hergestellt, dann in 11⁄2 Monaten aus vielen Zenithdistanzen der Polar- und CircummeridianGestirne die genaue Breite von Baku hergeleitet und über 40 Bestimmungen der Magnet-Elemente gemacht. Unterdessen wurden die Sondirungen der Eingänge zur Rhede von Baku auf Schaluppen mit Hülfe des Dampfers,,Kuba" fortgesetzt und in der ersten Hälfte Aprils beendet. Wegen einer andern Bestimmung des Dampfschiffes,,Kuba" begannen nun die astronomischen Arbeiten erst am 22. Juni wieder und gingen ohne Unterlass bis Mitte August fort. Während dieses Zeitraums ward eine zweifache chronometrische Verbindung zwischen der Biriutschaja Kossa (an der Wolga-Mündung) und Baku hergestellt und astronomisch der Breite nach, wie durch das Überführen von Chronometern der Länge nach elf Punkte auf dem Ostund Westufer bestimmt, nämlich das Vorgebirge TiupKaragan, Mielowoi Ugol (Kreidebucht), der Eingang in die Alexander-Bai, das Vorgebirge Agys-Ada im Kenderlin'schen Busen, der Eingang in den Karabugas-Busen, das Vorgebirge Krassnowodsk, die Insel Ogurtschin, die Insel GrossAschir, Insel Tschetschen, die Biriutschaja Kossa und die Insel Tiulenij (Scehunds-I.). Mitte August bedurfte die,,Kuba" wieder einer Ausbesserung der Kessel und musste nach Astrachan gehen. Auf der Rückreise, am 14. September, ging dieses Schiff in Folge eines plötzlichen Schwalls und seiner schlechten Konstruktion beim Eingang in die Apscheronische Durchfahrt unter. Bei diesem unglücklichen Ereignisse verloren wir mit den Gehülfen des Vermessungschefs, den Lieutenants Koschkul und Ssimonow, alle astronomischen Journale und anderes wichtiges astronomisches Material, das 8000 Rubel Silber gekostet hatte. Der Schiffbruch des Dampfschiffes,,Kuba" vernichtete alle astronomischen Arbeiten der Expedition, die so glücklich begonnen hatten. Se. Kais. Hoheit der General-Admiral

ordnet wieder eine neue Expedition an. Die rein hydrographischen Arbeiten aber wurden fortgesetzt auf der Südseite der Apscheronischen Halbinsel. Hierzu wurden im Mai und Juni vier in Astrachan neu erbaute Schaluppen verwandt und zu den Offizieren noch zwei hinzukommandirt. 3) Im Grossen Ocean sollten die Arbeiten im Laufe des ganzen Jahres 1857 fortgesetzt werden, die Resultate sind aber wegen der grossen Entfernung noch unbekannt. Gegenwärtig stellen die zu Wasser und zu Lande von den Mündungen des Amur zurückgekehrten Offiziere eine Beschreibung und Karten des Landstriches am Amur nach den im Laufe der letzten 5 Jahre gemachten Aufnahmen zusammen und haben diese Arbeit theilweise schon vollendet. Vom Grafen Putiatin sind unterdessen Pläne der Häfen der Heil. Olga und Wladimir, die am Ufer von Korea liegen, angekommen.

Die Kais. Akademie der Wissenschaften erhielt im

Jahre 1857 die Resultate von drei Expeditionen und rüstete eine aufs Neue aus. Die erste derselben ward vom Akademiker K. E. von Baer auf Kosten der Akademie, des Ministeriums der Reichsdomänen und der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft ausgeführt. Viele ihrer Resultate sind in verschiedenen Journalen veröffentlicht worden und bereicherten die Geographie des Kaspischen Meeres, wie der westlich von demselben gelegenen Landstriche des Kaukasischen Isthmus. Weitere Aufklärungen über die Physikalische Geographie dieser Gegenden haben wir noch in Kurzem von Herrn von Baer zu hoffen. Die zweite Expedition ward vom Akademiker General Gregor von Helmersen zur Entwerfung einer genauen Geologischen Karte des Olonetz'schen Gouvernements in dessen nördlichem Theil unternommen. Herr von Helmersen begann diese Arbeit schon im Jahre 1856 und widmete das Jahr 1857 fast allein der genauen Erforschung des Saonieshje (der Halbinsel, die sich von N. in den Onega-See hinein erstreckt), besuchte dann aufs Neue die Eisengruben des Kreises Wytiegorsk und beschäftigte sich in Petrosawodsk mit Durchforschung der Archive, in denen er viele sehr interessante Dokumente über den Zustand des Bergwesens, im vorigen Jahrhundert auffand. Die Reise des Herrn von Helmersen ist um so interessanter, als sie uns in Kurzem eine genaue und ausführliche Geologische Karte des Olonetz'schen Gouvernements in Aussicht stellt, die einen Anschluss an die Geologische Karte des St. Petersburger Gouvernements vom Prof. Kutorga und die schönen Arbeiten, die eben von Herrn Friedrich Schmidt für Esthland ausgeführt wurden, bietet, so dass wir für diesen grossen zusammenhängenden Landstrich die detaillirteste Kunde erlangt haben. Beendet ward in demselben Jahre die Reise des Herrn Leopold Schrenk, der in St. Petersburg der Bearbeitung seiner auf der Erdumsegelung und am Amur-Flusse gesammelten reichen wissenschaftlichen Ausbeute obliegt.

Endlich rüstete im Juli 1857 die Akademie eine Botanisch - zoologische Expedition zum Aral-See und SsyrDarja aus. Sie bestand aus den Herren Ssewerzow als Zoolog und Herrn Borschtschow als Botaniker.

Bei Betrachtung der Thätigkeit der Kais. Akademie der Wissenschaften müssen wir der umfassenden geographischen Arbeiten des Herrn Akademikers Köppen gedenken. Auf seine Bitte versandte dieselbe 142,000 Blankette in die Griechisch-Russischen und 29,000 in die Parochien anderer Religionen, um von den Geistlichen vollständige Verzeichnisse aller Dorfschaften, der Gewässer, an denen sie gelegen, ihrer Einwohnerzahl männlichen und weiblichen Geschlechts, Bezeichnung von ihrem Stamme zu erlangen. Vor der Hand beschloss die Akademie, das Ortsverzeichniss des Tula'schen Gouvernements zu drucken, welches fast ausschliesslich von Russen bewohnt wird, um dann zu andern Gouvernements mit gemischter Bewohnerschaft überzugehen. Vollständige Notizen besitzt Herr Köppen schon von 33 Gouvernements. Herrn Köppen beschäftigte auch die kreisweise Berechnung der Ausdehnung Russlands, die in Moskau, im Auftrage der Akademie, vom Direktor der Universitäts-Sternwarte, Herrn Schweitzer, vorgenommen ward. In St. Petersburg wird auf die aus Moskau erhaltenen Resultate hin der Grad der Bevölkerungsdichtigkeit der Gouvernements und Kreise bestimmt.

Von den Arbeiten des Topographischen Dépôts im Jahre 1857 ist zu erwähnen die Beendigung der Topographischen Karte Polens in Poln. Sprache (57 Bl. im Maassstabe von 3 Werst auf den E. Zoll) und der Krim-Halbinsel (95 Bl. im Mst. von 1 Werst auf den E. Zoll). Die Militär-topographische Karte des westlichen Russland im Maassstabe von 3 Werst auf den Engl. Zoll ist noch nicht vollendet (bisher die Gouvernements Grodno, Minsk, Wolhynien, Kiew, Podolien, Chersson, Kurland und Bessarabien, in Allem 203 Bl.). Ferner wurden von demselben ausser vielen Plänen und Anderm einige Schul-Atlanten herausgegeben (Übersetzungen von Stieler, Bruet).

Das Hydrographische Departement gab seinerseits im Jahre 1857 heraus: ein Blatt zum Atlas der Ostsee, nämlich die Karte des Westtheils der Inseln Dago und Ösel; zwei Blätter zum Atlas des Grossen Oceans: 1) Karte der Ostküste der Halbinsel Korea mit Beschreibung von den Offizieren der Fregatte Pallas und 2) die Karte eines Theiles der Ssangarischen Meerenge mit einem Plane des Hafens von Hakodade; eine Karte der Mündungen des Dniepr-Limans von Kap. Akimow; Pläne der Häfen Helterm und Kuiwast zur Karte vom Moon-Sunde und einen Plan des Schapchin-Ankergrundes zur Karte des Lappländischen Ufers. Ausserdem wurden verändert nach neuem Material 93 Karten.

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Arbeiten des Kaiserl. Russischen Generalstabes und Topographischen Kriegsdépôts für das Jahr 1858. (Von einem geehrten Korrespondenten in St. Petersburg.) — „Im Laufe dieses Sommers sollen durch den Kaiserlich Russischen Generalstab folgende geodätische Arbeiten im Europäischen Russland ausgeführt werden:

1) Trigonometrische Netze in den Gouvernements von Kostroma, von Woronesch und längs der Wolga von Saratow hinauf bis Simbirsk, so wie auch in dem Saratow'schen Gouvernement selbst, um die Triangulation an die von den Gouvernements Woronesch, Tambow und Pensa anzuknüpfen.

2) Zwei Chronometrische und Astronomische Expeditionen in den Gouvernements von Wologda und Wiätka; in diesen beiden Gouvernements sollen an 100 Punkte bestimmt werden.

3) Topographische Aufnahmen der Gouvernements Poltawa, Charkoff und Esthland, im Maassstabe von 1:42,000 (1 Werst 1 Engl. Zoll). Das trigonometrische Netz dieser Gouvernements wurde schon früher ausgeführt.

4) In Sibirien, im Kaukasus u. s. w. werden die topographischen Arbeiten fortgesetzt. — Im Dépôt, in den Ateliers der Graveure, werden im Laufe dieses Jahres die Gouvernements von Smolensk und Kaluga, vielleicht auch das von Witepsk (im Maassstab von 1:126,000 oder 3 Werst auf den Engl. Zoll) beendigt; fünf andere Gouvernements sind noch im Stich."

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ca.

45,000 46 58 49 38

55 Jekaterinosslaw 14,079
56 Chersson',
50 Ld. d. Donisch.
Kos.

55 Gouv. N.-N.
55 Tschernigow
55 Gouv. N.
55 Jekaterinosslaw
50 Hptort im Land
d. Don. Kos.

56 Schemachà

55, Chersson

55 Tobol'sk

55 Gouv. Or.

55 Orenburg
55 Gouv. P.
55 Gouv. Perm
55 Witebsk
55 Gouv. Polt.
55 Gouv. Pskow
55 Esthland
55 Livland
55 Gouv. Rj.
55 Jekaterinosslaw,
55 Twer'

56 Gouv. Sch.

51 Mohilew

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18,026

25,384 56 20 61 39 16,584 51 3 49 35 16,840 48 31 18 56 10,560 48 30 53 0

17,875 47 25 57 46 17,945 41 11 64 53 80,359 46 29 48 24

16,275 54 59 91 3

34,043 52 58 53 44 13,478 51 45 72 45 24,360 53 11 62 42 11,917 58 1 73 56 11,844 55 29 46 25 20,200 49 35 52 14 17,140 57 49 45 59 27,905 59 27 42 25 60,463 56 57 41 46 21,449 54 38 57 24 12,434

16,139 56 15 52 0 19,733 11,565

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55 Jekaterinosslaw 55 Gouv. T.

532,241 59 57 47 58 19,471 47 12 56 36 28,372 52 53 59 7

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Die Steppen des Europäischen Russland. Die Steppen, sagt Bode), werden gemeinhin für Flächen gehalten, auf denen weder ein Baum noch ein bedeutender Strauch wächst. Wollen wir diess als das bezeichnende Merkmal festhalten, so müssen wir den Bezirk derselben um ein sehr Bedeutendes beschränken. Bezeichnen wir dagegen mit dem Worte,,Steppe" Land, in welchem der Wald so untergeordnet auftritt, dass er sich im Verhältniss zum Acker oder zur ackerfähigen Fläche ganz verliert und Nadelholz dort gar nicht mehr angetroffen wird, so gebührt dem Worte Steppe die weitere Bedeutung, welche ihm jetzt gewöhnlich beigelegt wird. Es scheint überhaupt, dass die Steppenfläche Russlands, welche Brinken zu 21,445 Q.-M. angiebt und welche die 15 Gouvernements: Poltawa, Charkow, Podolien, Kiew, Woronesch, Tambow, Jekaterinoslaw, Bessarabien, Cherson, Saratow, Taurien, Don, Kaukasien, Astrachan und Orenburg, umfasst, viel zu gross angenommen ist, besonders auch dann noch, wenn man dieses ungeheure Terrain in folgende drei Abtheilungen bringt, nämlich: 1) Steppen, wo kein Nadelholz vorkommt, 2) Steppen, wo die Erziehung von Laubholz auf keine grossen Schwierigkeiten stösst, und 3) Steppen, auf welchen die Erziehung von Holz grossen Schwierigkeiten unterliegt. Während bei einer solchen Eintheilung des ganzen Steppenlandes den beiden ersten Abtheilungen mindestens die Hälfte der jetzigen Steppen-Gesammtfläche zufallen würde, blieben wahrscheinlich für die letztere, auf welcher der Holzanbau mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, höchstens 8- bis 10,000 Q.-M. Nach meiner Ansicht sind es die Steppen der Gouvernements Jekaterinoslaw, Saratow im Süden und jenseits der Wolga, Don, Taurien, Cherson, Kaukasus, Bessarabien und Astrachan, welche durch Lage und Bodenverhältnisse dem Holzanbau fast unübersteigliche Hindernisse in den Weg legen. In den Gouvernements Poltawa, Charkow, Podolien, Kiew, Woronesch, Tambow liegt die Schuld ausschliesslich am Menschen, wenn dort Wald nicht in grösserer Menge angetroffen wird, als wir gegenwärtig begegnen. Daraus folgere ich aber denn auch, dass in diesen Gegenden das Holzbedürfniss sich noch gar nicht so laut und fühlbar ausge

1),,Notizen, gesammelt auf einer Forstreise durch einen Theil des Europäischen Russlands; in ,,Baer und Helmersen, Beiträge zur Kenntniss des Russ. Reichs", Bd. 19.

sprochen hat, als man im Allgemeinen anzunehmen scheint. Gewiss aber ist es eine irrige Idee, wenn man glaubt, dass jemals eine Bewaldung der Steppe möglich sein wird, durch welche der klimatische Zustand der Steppen bedeutend geändert würde. Man hat bei Erkennung der Nothwendigkeit einer Bewaldung der Steppen den Einfluss vor Augen gehabt, welchen die Wälder auf weniger ausgedehnte Kontinente oder in mehr durch Gebirge getheilten Ländern üben. Durch diesen Fehlgriff hat man den geringen Einfluss übersehen, welchen der Wald in einem ebenen Flachlande haben kann. Wäre Russland von W. nach O. streifenweis mit nur mässigen Gebirgen, wie z. B. von der Höhe des Riesengebirges, an Stelle der Steppen durchzogen, so würde sich die fast tropische Vegetation des südlichen Ufers der Krim an allen Südabhängen dieser Gebirgszüge verhältnissmässig wiederholen, oder die fruchtbaren Auen und Niederungen Ungarns würden sich auch zwischen den Karpathen und dem Ural finden, so wie sich solche gegenwärtig unter gleichen Breitegraden in Asien dort finden, wo die schützenden Gebirge nicht fehlen. Zwar würden die erzogenen Wälder vielleicht auf kleine Flächen einige Wirkung äussern, obwohl erfahrungsmässig die jetzt in einigen Steppengegenden vorhandenen Wälder ihre nächste Umgebung weder gegen die Dürre noch gegen den Frost, noch auch gegen die Stürme schützen; aber um die nachtheiligen Temperaturwechsel, die gegenwärtig den Eingang der Kultur in die Steppen erschweren, aufzuheben, würde eine Bewaldung in einer Ausdehnung erforderlich, welche nicht allein die Kräfte der Verwaltung übersteigt, sondern bei der steigenden Bevöl kerung und dadurch nothwendigen Ausdehnung des Ackerbaues gar nicht möglich ist. Um z. B. der Kraft oder der Entwickelung der grossen anhaltenden Stürme, die zu den Plagen der Steppe gehören, Schranken zu setzen, genügt die Bewaldung der Europäischen Steppen gewiss keines wegs, vielmehr müssten zu diesem Zwecke auch die grossen Flächen und Steppen zwischen dem Nordende des Kaspischen Meeres und dem Aral-See mit Wald bedeckt werden.

Der Weinbau in Russland. Der Westnik" der Kaiserl. Russischen Geographischen Gesellschaft enthält eine Abhandlung über den Weinstock und den Wein von A. Beketow, in welcher neben der Schilderung der Zubereitungs- und Aufbewahrungsweise des Weins im Kaukasus hauptsächlich die Frage erörtert wird, wesshalb der Weinbau in Russland bisher keine grössere Ausdehnung erlangt hat und welches die mögliche Grenze desselben sei. Mit Übergehung alles dessen, was sich auf den Weinbau im westlichen Europa und die Zubereitungsart des Weins bezieht, geben wir im Folgenden auszugsweise die interessanten Bemerkungen des Verfassers über die wirkliche und mögliche Verbreitung des Weinbaues in Russland ').

Die letzten Spuren von Weingärten im Norden finden wir bei uns in Mohilew am Dniestr (48° N. Br.), Kiew wo der Weinstock nur in einigen Gärten gezogen, aber kein Wein bereitet wird, Krementschug (49° N. Br.), Char'kow, wo im Botanischen Garten viele Weinsorten gezogen

1) Wir verdanken diesen Auszug Herrn Nikolai v. Seidlitz. A. P.

werden, die gut reifen, aber nicht gekeltert werden; endlich wurden in Ssaratow Versuche mit Weinbau angestellt. Folglich geht die Grenze des Weinstocks fast bis 54° N. Br. und korrespondirt mit der in West-Europa. Zur Weinbereitung aber wird der Weinstock nur im südlichsten Russland, 150 W. vom Meere an gerechnet, gepflanzt, bei Odessa erst in 47° N. Br., d. h. um 3 Grade südlicher als im westlichen Europa, in Bessarabien aber und am Don unter 48°. Der Weinstock bedarf zur Reife und Erzeugung eines trinkbaren Weins nach De Candolle's Berechnungen einer Summe von 2900° C., vom Frühlingstage mit einer Mitteltemperatur von 80 oder 100 an gerechnet bis zum letzten Herbsttage derselben Mitteltemperatur. Ausserdem dürfen die Regentage in den letzten Monaten der Fruchtreife die Zahl von 12 nicht übersteigen. Dem letzten Erforderniss genügt im Allgemeinen Süd-Russland wohl, auch die Wärmesumme anlangend, stossen wir auf günstige Verhältnisse, da der Sommer im ganzen südlichen Russland heisser ist als an den korrespondirenden Punkten Europa's und zwar ist diese Summe in Moskau 2405°, in Odessa 4015°, in Kursk 3077°, in Lugan' 4116°, in Mitau 2905°, in Tambow 2525°. Hiernach müsste die N.-Grenze des Weinbaues zum Keltern auf 56° N. Br. in Mitau hinauf- und dann bis zu 51° in Kursk hinabsteigen. Wenn wir aber in Betracht ziehen, dass der Herbst in Mitau sehr regnerisch, der Frühling feucht und die Temperatursumme auf eine zu grosse Anzahl Monate vertheilt ist, so finden wir, dass Mitau kein zum Weinbau tauglicher Punkt sei. Scheinbar bietet auch Kursk die nöthigen Bedingungen. Da es im Mittelpunkte der Südhälfte der kompakten Russischen Ländermasse liegt, besitzt es ein Klima, das demjenigen der unter derselben Breite gelegenen Orte sehr ähnlich ist. Daher wären wir geneigt, den 51° N. Br. für die mögliche Grenze der Weingärten in Russland anzusehen. Jedoch sind diesem die hier sehr fühlbaren Temperatur - Extreme hinderlich. Die kalten Winter, vor Allem aber die späten Frühlingsfröste und früh eintretenden Herbstfröste schliessen hier den Weinbau im Grossen aus. Dagegen sind wir im Rechte, Char'kow und Kiew für die Nordgrenze der Verbreitung der Weingärten in Russland anzusehen.

Der erste Platz als Weinbau gebührt in Russland Trans-Kaukasien, dann dem Südufer der Krim und zuletzt Neu-Russland mit den Gouvernements Stawropol und Astrachan. Hier vereinigt das Klima unstreitig die Hauptbedingungen zum Weinbau. So ist der Sommer dermaassen heiss, dass die Temperatursumme der Frühlings-, Sommer- und des ersten Herbstmonats nicht nur die erforderliche Wärmemenge von 2900° erreicht, sondern in Odessa schon bedeutend 4000° übersteigt. Wenn Jemand in der Winterkälte, die in einigen Gegenden Neu-Russlands herrscht (und auch dort nicht so stark, dass sie den Weinstock tödten könnte), einen Einwand finden sollte, so müssen wir erwidern, dass die Pflanze leicht vor ihr durch Zudecken mit Erde zu schützen sei, wie das in grossem Maassstab in Ungarn und bei uns am Don geschieht. Daher können die Winterfröste bei Bestimmung der klimatischen Erfordernisse des Weinbaues nicht in Betracht kommen. Späte Frühjahrs- und frühe Herbstfröste haben wohl einen grossen Einfluss auf diesen Kulturzweig, sie allein sind schon im

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Stande, den Weinstock völlig aus einer Gegend auszuschliessen. Doch in den von uns betrachteten Gegenden haben wir dieses Übel nicht zu fürchten; daher ist das Klima dem Weinbau günstig. Dennoch ist er im Kaukasus auf einer niedrigen Entwickelungsstufe, während doch nicht nur das Klima, sondern auch alle andern physischen Bedingungen ihm günstig sind: die Verschiedenheit des Bodens, der oft steinig und vulkanisch ist was der Weinstock sehr liebt, die zahlreichen Gehänge in allen Himmelsrichtungen, Thäler, Schluchten eine grosse Mannigfaltigkeit zur Auswahl ist hier geboten. Was ist denn nun der Grund, dass die Russen nur Französische und Spanische Weine trinken, dass unser eigener Wein nur an Ort und Stelle von nicht wählerischen Eingebornen oder ausgeführt mehr zur Fälschung und Fabrikation fremdländischer Weine benutzt wird? Wesshalb haben denn nur wenige Magnaten einen guten Trans-Kaukasischen Wein auf dem Tische? Die schlechte Zubereitung ist es werden Viele sagen. Werden denn die Spanischen und Portugiesischen Weine, die Italienische Sorte Lacrimae Christi, der Syrakuser, selbst die Burgunder und der Tokaier nicht auch roh genug bereitet? Ist denn thönernes, ja ledernes Geschirr nur im Kaukasus gebräuchlich? Kann man denn nach allem diesem die Zubereitungsweise als Hauptgrund der Unvollkommenheit unserer Trans-Kaukasischen, besonders der Krim'schen Weine ansehen, während doch die Weine der Krim ohne Zweifel sorgfältiger als die Spanischen und Italienischen bereitet werden? Der Kaukasus vereinigt in grösstem Maasse alle Bedingungen eines Weinlandes in sich, da er ausser den klimatischen, Boden- und topographischen Erfordernissen, von denen wir oben sprachen, das Vaterland des Weins ist; er ist es aller Wahrscheinlichkeit nach und er bevölkerte mit seinen Reben den grössten Theil des westlichen Europa. Hier verwildert der Weinstock, findet sich an Zäunen und oft selbst mitten im Walde. Im Kaukasus, wo der Wein auf Bergen bis zur Meereshöhe von 3000' gedeiht, finden sich ganze Weindickichte; mächtige Stöcke steigen zu den Bäumen empor, gehen von Zweig zu Zweig, von einem Stamm zum andern, und fallen, im Winde schwankend, von den Baumgipfeln in dichten grünen Festons wieder zur Erde herab. Einen Beweis dafür, dass der Weinstock im Kaukasus, sowohl diesseits als jenseits der Gebirgskette, wild und nicht verwildert sei, haben wir nicht bloss in den Volksüberlieferungen, sondern auch im Zeugnisse vieler Gelehrten, welche wilden Wein in so entfernten und unzugänglichen Lokalitäten, zudem in solcher Menge fanden, dass wir keine Zweifel mehr hegen dürfen. Darnach wird es nicht mehr befremden, wenn wir als Hauptgrund der erfolglosen Weinkultur in Russland die falsche Auswahl der Reben ansehen. Nach einer Betrachtung des mehr oder minder erfolglosen Versuchs, fremde Reben in guten Weinländern Europa's heimisch zu machen, drängt sich uns bei jedem Kulturversuche neuer Reben die Frage auf, ob diese oder jene Weinsorte dort gedeihen könne, wohin wir sie pflanzen wollen. Der gute Ruf einer Sorte genügt nicht, wir müssen wissen, ob sie denselben nach Verpflanzung der Rebe in eine neue Lokalität bewahren werde. Wir müssen daher, statt am Südufer der Krim und in TransKaukasien einen Rheingau, ein neues Medoc oder Granada

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