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halten wird. England hat hierfür bisher nichts gethan, da wegen der Ausdehnung des Deutschen Handels in diesen Gegenden Hamburg verhältnissmässig am meisten gewinnen würde. Erst wenn ich durch kleine Reisen mich genügend vorbereitet finden werde, ist es meine Absicht, eine grössere Expedition ins Innere zu unternehmen. Dieselbe würde grosse Aussicht auf Erfolg haben, da das Reisen desto leichter wird, je weiter man sich von der Küste entfernt; auch scheint von Zanzibar aus über den Nyassa und Lucenda eine viel benutzte Strasse bis nach Benguela hin vorhanden zu sein.

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,,Die Wichtigkeit einer solchen Reise brauche ich hier nicht erst hervorzuheben; auch wenn alle die alten Probleme gelöst sein würden, bietet das Innere von Süd-Afrika, so weit dasselbe alljährlich vom tropischen Regen überschwemmt wird, namentlich in Bezug auf die Bildung ausgedehnter See'n und mächtiger Ströme des Interessanten so viel dar, dass auch die kühnsten Erwartungen sicher nicht ungerechtfertigt bleiben werden. Wir haben erst kürzlich uns überzeugen können, dass auch mit geringen Mitteln grossartige Unternehmungen in Inner-Afrika ausführbar sind; eine einzige Reise wie die Livingstone's, von Zanzibar aus nach Westen gemacht, würde genügen, um die Geographie von Afrika der Hauptsache nach zu erledigen. Zur Ausführung des ganzen Planes halte ich einen Zeitraum von mindestens drei Jahren, vom Juni 1858 an gerechnet, für erforderlich. Doch wird sich die Dauer und Ausdehnung meines Vorhabens nach den mir zu Gebote stehenden Mitteln richten müssen. Denn die einzige Sicherheit auf allen derartigen Reisen liegt darin, dass man den Begleitern für den Fall einer glücklichen Rückkehr eine namhafte Belohnung zusichert. Falls ich keine fernere Unterstützung für mein Unternehmen fände, so würde ich mich darauf beschränken müssen, auf Zanzibar selbst Naturalien zu sammeln, und ich dürfte hoffen, durch Verkauf derselben die Unkosten zu decken. An ein Eindringen ins Innere des Festlandes wäre jedoch dann nicht zu denken, auch würden mir die Mittel zum Ankauf eines Theiles der nöthigen Instrumente fehlen. Ich wage aber um so eher zu hoffen, dass man mir die erforderliche Unterstützung zur vollständigen Durchführung meiner Pläne gewähren wird, als ich diese Expedition unter vorzugsweise günstigen Umständen antrete. zibar liegt hart an der Grenze ganz unerforschter, aber sehr interessanter Länderstrecken und steht dennoch mit den Centralpunkten der Civilisation in direkter Verbindung. In wenigen Wochen wird man von dort aus im Stande sein, die wichtigsten geographischen Probleme zu lösen, und wird nach vollbrachter Reise unter Landsleuten und Freunden einen sicheren und gesunden Ruheort finden. Ohne sich irgend sanguinischen Hoffnungen hingeben zu wollen, wird man niemals leugnen können, dass bei einiger Thätigkeit des Reisenden sich wichtige Forschungen auf Zanzibar selbst anstellen lassen und dass, wenn das Glück dem Unternehmen nur einigermaassen günstig ist, von dort aus der Weg zu den grössten Entdeckungen offen steht."

Zan

Die Schwierigkeiten und Gefahren der Erforschung InnerAfrika's. Dass Zanzibar, wie A. Roscher im Vorherge

henden des Nähern auseinandergesetzt hat, einen der günstig sten, wo nicht den allergünstigsten Punkt zur Erforschung Inner-Afrika's für einen einzelnen Reisenden bildet, das ist auch unsere Ansicht, und diese Ansicht hatte sich uns seit langer Zeit so überzeugend aufgedrängt, dass wir schon vor 5 Jahren in öffentlichen Englischen Blättern 1) die Aufmerksamkeit des Publikums und besonders unternehmender Afrikanischer Reisenden darauf hinzulenken suchten. Diess ist uns auch in hohem Grade gelungen, da mehr als ein dahin gerichtetes Unternehmen zuerst dadurch angeregt wurde. Dass es dem Kapitän Burton, der im vorigen Jahre (1857) in der von uns angedeuteten Richtung ins Innere vorzudringen suchte, nicht einmal gelungen ist, in die Nähe der Schneeberge zu gelangen, welche die Missionäre Krapf und Rebmann mehrere Mal ohne besondere Schwierigkeiten, nur mit ,, einem Regenschirm bewaffnet", innerhalb weniger Tage von der Küste aus erreicht haben, ist durchaus kein Beweis, dass so etwas unmöglich sei. Wenn auch Burton keineswegs ein Neuling ist, auch als langjähriger Bewohner und Forscher in Indien und als ein Mann von anerkannter Herzhaftigkeit wohl kaum die Gefahren des Klima's, noch diejenigen überschätzen würde, welche die gesetzlose Bevölkerung Ost-Afrika's dem Reisenden bietet, so ist er selbst bisher mit seinen OstAfrikanischen Reisen allerdings recht unglücklich gewesen und hat verhältnissmässig wenig Erfolg gehabt. Man würde indess Unrecht thun, von den individuellen Erfahrungen eines einzelnen Reisenden wie Burton auf die Praktikabilität oder Nicht-Praktikabilität der von ihm besuchten Region zu schliessen; sein Begleiter Speke ist z. B., wie wir in früheren Heften dieser Zeitschrift berichtet haben, schon viel erfolgreicher gewesen als er selbst. Wie sind aber Burton's Erfahrungen mit denen der Missionäre in Einklang zu bringen, welche die Bereisung derselben Gegenden so unendlich viel leichter fanden? Diese Frage ist in Burton's Berichten nicht hinlänglich gelöst. sind aber Burton's Angaben nicht bloss so interessant, sondern auch so lehrreich, dass wir, sollte auch unsere eigene Ansicht dadurch erschüttert werden, aus einem kürzlich erschienenen umfangreichen Berichte") Burton's alle diejenigen Paragraphen hier zusammenstellen, die sich auf obigen Punkt speziell beziehen. Sie geben zum wenigsten ein höchst anschauliches Bild über die Schwierigkeiten, mit denen Reisende von Zanzibar aus im Besondern und Reisende im Innern Afrika's überhaupt zu kämpfen haben, und wie voreilig und ungerecht oft die Urtheile Unberufener über die erlangten Resultate von diesem oder jenem Reisenden sind.

Trotzdem

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ihm

zahl von Stunden per noctem wacht, erwartet man von - der in der That sein eigener General, Adjutant, Quartiermeister und Exekutivbeamte sein muss dass er Aufnahmen macht und beobachtet, Meteorologie, Hygrometrie und Hypsometrie registrirt, Vögel und Thiere schiesst und ausstopft, geologische Stufen sammelt, politischen und kommerziellen Neuigkeiten nachjagt, das noch in den Kinderschuhen stehende Studium der Ethnologie befördert, Buch und Rechnung führt, skizzirt, ein dickes lesbares Journal abfasst, Grammatiken und Vokabularien sammelt und recht oft lange Berichte nach Hause schickt, um zu verhindern, dass die,, Königl. Geographische Gesellschaft von London" bei ihren Abendsitzungen einschlafe! Ich gebe zu, es ist ganz in der Ordnung, hohe Anforderungen zu stellen, damit man sicher sei, dass auch etwas gethan werde; allein man sollte stets bedenken, dass ErforschungsReisen keine Eisenbahnfahrten sind, und eine billige Grenze zwischen dem Möglichen und Unmöglichen ziehen. zu bedenken, was er verlangt, glaubt jeder Stubengelehrte das Recht zu haben, sich zu beklagen, dass der reisende Forscher seinen Theodoliten nicht im Tempel von Mekka aufstellte und seinen Sympiesometer nicht bis in die Mauern von Harar hineintrug. Ein eifriger Herr bat mich einst, Mistkäfer zu sammeln, und ein Anderer sendete mir ausgezeichnete Recepte, um Holzböcke aufzubewahren! Diese Afrikanischen Reisen sind Feldzüge im Kleinen und der Reisende ist, ohne auf die Hülfe der Mannszucht rechnen zu können, von allen Schwierigkeiten, Mühsalen und Gefahren eines barbarischen Kriegs umlagert. Statt Infusorien und Barometer zu studiren, muss er sich damit abgeben, seine Leute zu füttern, zu drillen und zu unterweisen, wie sie ihre Waffen gebrauchen und wie sie eine Karawane führen sollen. Beim Anblick eines Instruments ist der Wilde überzeugt, dass der Fremdling die Sonne vom Himmel reisst, den Regen vertreibt, Krankheit und Tod erzeugt und das Land für viele Jahre hin behext. Unter ganz Wilden sind dergleichen Operationen bisweilen noch möglich, unter halb Civilisirten nehmen sie ein schlimmes Ende. Das Klima raubt dem Reisenden Energie und Gesundheit. Die folgenden Seiten werden zeigen, dass es sogar nicht einmal rathsam ist, die einfachsten geodätischen Arbeiten zu unternehmen; mein Gefährte erkrankte zwei Mal bloss davon, dass er die Sonnenhöhe nahm. Warum schickt man nicht einmal eine Partie jener Gelehrten aus, um selbst die Dosis zu verschlucken, die sie ihrer Armee von Märtyrern verschreiben?" ,, Es lag in unserem Plan, von Mombas aus einen kurzen Ausflug in das Innere zu unternehmen; alle Umstände aber waren gegen die Ausführung desselben. Das Land war ausgetrocknet, Provisionen nicht zu beschaffen und weder Führer noch Träger wollten sich unter die in der Nähe der Stadt plündernden Banden wagen. Ja, es ist sogar zu befürchten, dass der Weg nach Tschhaga, dem Kilimandjaro und dem Hügelland für Reisende auf viele Jahre hin verschlossen sein wird. Es gehört nämlich zu den normalen Zuständen in Ost-Afrika, dass der Forscher niemals mit Sicherheit darauf rechnen kann, einen bestimmten Weg gangbar und frei zu finden; ein paar Mörder können diesen auf ein Menschenalter hin abschliessen und jenem schon an der Schwelle seines Eintritts in jene Länder Halt gePetermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VIII.

bieten. Dem Kaufmann dagegen steht stets ein Weg zur Einfuhr seiner Waaren zu Gebote; ist der eine gesperrt, öffnet sich sofort ein anderer. Erst im vergangenen Jahr begann die nordwestliche Provinz von Ukumbany, Kikuyu, mit Mombas in Handelsverkehr zu treten; dieselbe war von dem unternehmenden Missionär Dr. Krapf unter augenscheinlicher Lebensgefahr zum ersten Mal besucht worden; man gelangt in sechzehn langen Reisestationen dahin und die Route verspricht, ein Hauptverkehrsweg in das intertropische Afrika zu werden. Aber mögen desshalb die Freunde der Erdkunde sich nicht goldenen Visionen für die Zukunft hingeben! Eines Tags werden die Araber von Mombas eine Karawane ergreifen und Alles verkaufen, oder der ungestüme Galla wird sich in den Weg werfen kurz, es bedarf keiner Sehergabe, um vorherzusagen, dass auch die Strasse von Kikuyu das Schicksal so mancher andern theilen werde."

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An einer andern Stelle, bei der Schilderung der Schwierigkeiten, von Pangany aus in das Innere vorzudringen, sagt Burton: Ein noch ernstlicheres Bedenken aber waren die Kosten der Reise. In diesen Ländern ist der Dollar allmächtig; wenn der fehlt muss man allein reisen oder wenigstens ohne eine andere Begleitung als von Schwarzen, ohne andere Instrumente als ein Notizbuch und nur mit nothdürftiger Bewaffnung; man muss sich jeder ekelhaften Gewohnheit unterwerfen und es sich gefallen lassen, an den interessantesten Punkten fortwährend angehalten zu werden. Beschwerden helfen so gut wie nichts und man kann sich in Millionen Fällen gegen Einen darauf gefasst machen, dass Mangel und Mühsal endlich Krankheit und Tod bringen. Diess ist das eine Extrem; zwischen diesem und dem andern giebt es keine goldene Mittelstrasse. Dagegen kann eine Reise-Gesellschaft mit hinlänglichen Mitteln wozu jedoch mindestens 5000 Pfd. Sterling per annum gehören Jeden, der ihr entgegentritt, mit Geld abfinden und ihren eigenen Weg ziehen, kann untersuchen, was ihr gefällt, mit Sextanten vor den Augen von Negern handthieren, die sich ausserdem nicht besinnen würden, irgend eines Mannes Hals für ein Zollbreit Metall abzuschneiden; sie kann mit Comfort reisen und hat es in ihrer Macht, für eine glückliche Heimkehr zu sorgen. Mit einer Eskorte von 100 Mann, mit Luntenflinten bewaffnet, hätten wir entweder von Mombas oder Pangany mitten durch die räuberischen Massai nach Tschhaga und dem Kilimandjaro ziehen können. Aber der Sold, die Transportmittel und die Provisionen für einen solchen Zug hätten sich wöchentlich mindestens auf 100 Pfd. Sterl. belaufen, so dass in 12 Monaten unsere Kasse leer gewesen wäre. So kam es, lieber Leser, dass wir zufrieden sein mussten mit einem Besuch in Fuga.' - Hier angelangt, waren es ungünstige Witterungs-Verhältnisse, welche der näheren Untersuchung des Landes hindernd in den Weg traten. Der Regen-Monsun hatte in Fuga bereits begonnen. Schwere Wolken zogen von Südwesten auf und während der beiden Tage und Nächte, die wir in dem Gebirge zubrachten, war das Wetter eine Reihenfolge von Regenschauern, vom schwachen Rieseln bis zum stärksten Guss. Vergebens sahen wir uns nach einem Stern um; selbst am Tage konnte die Sonne die dicken, rauhen Dünste nicht zertheilen, die von der dampfenden Erde

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aufstiegen. Wir wagten es nicht, länger auf den Bergen
zu verweilen; die Bekleidung unserer Beludschen war nicht
geeignet, der Temperatur zu widerstehen, die hier 12°
niedriger war als an der Küste; der Regen würde die
Niederungen zu einem Treibhaus für Krankheiten gemacht
haben und täglich erwarteten wir schon das unvermeid-
liche Klimafieber". Diese Strasse könnte für die Zeit
des trocknen Monsuns bis nach Tschhaga und dem Kili-
mandjaro gangbar gemacht werden; mit einer Begleitung
von 100 Musketenträgern und einem Aufwand von 600 Pfd.
Sterl. könnte dann der Kranke, der von diesem,,Sanatarium",
wie es jetzt die Indischen Zeitungen nennen, Gebrauch zu
machen wünschte, vorausgesetzt, dass er gesund an
Lunge, Gliedern und Magen wäre
halten.
die schneeigen Ge-
filde erreichen, wenn sie überhaupt existiren; es würden
hierzu zehn Tagemärsche in den Bergen erforderlich sein,
die nicht mehr als einen Monat Zeit kosten würden."
Das unvermeidliche Fieber erreichte Burton und dessen
Reisegefährten nach ihrer Rückkehr an die Küste; ersterer
erzählt darüber am Schluss des Reiseberichts:
Nach
unserer Rückkehr an die Küste enthielten wir uns zwei
Tage lang aller Anstrengung, am dritten machten wir einen
Weg von mehreren Meilen in der heissesten aller Sonnen,
um eine Höhle näher zu untersuchen, welche die Einge-
bornen beim Aufräumen eines Brunnens entdeckt und nun
die extravagantesten Erzählungen darüber in Umlauf gesetzt
hatten. Kap. S(peke) klagte bereits über seine Arbeit am
vergangenen Abend eine Stunde mit dem Sextanten
auf feuchtem Sand im kühlen Thau. Dieser Gang gab
den Ausschlag. Beim Eintritt in unsere Wohnung fanden
wir den Portugiesischen Jungen, der uns nach Fuga be-
gleitet hatte, in heftigem Fieber; S. legte sich einige
Stunden nachher und ich folgte am andern Tag ihrem
Beispiel.

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Jeder Reisende sollte sich zum Gesetze machen, so viel er nur immer kann es zu vermeiden, sich in diesen Ländern über einen gewissen Punkt hinaus den Witterungs-Verhältnissen und körperlichen Anstrengungen auszusetzen. Eben so gut kann man sich über ein Kohlenfeuer setzen als den Versuch machen, sich mit Gewalt an das Klima gewöhnen zu wollen (wie ,,Grünhorn's" es schon gethan haben). Dr. B (ialloblotsky), ein Polnischer Gottesgelehrter, der am Ende eines meist sitzend hingebrachten Lebens sich noch auf Reisen begab, wollte lernen, barhaupt in der Sonne von Zanzibar zu wandeln; das Resultat war Sonnenstich. Andere sind barfuss auf einer sonnigen Terrasse einhergeschritten, ohne etwas Anderes zu profitiren, als wunde Füsse und das Vergnügen, eine Zeit lang lahm zu sein. Derjenige widersteht dem Klima am besten, der sich demselben am wenigsten aussetzt, und die beste Vorbereitung für einen langen hungrigen Marsch ist Ruhe und gute Nahrung. Man erhält dadurch einen gewissen Vorrath an Kraft, den man allmälig verbrauchen kann, und man kann wie das Kameel von seinem eigenen Fette zehren. Diejenigen, die sich durch Anstrengung und Enthaltsamkeit vor dem Marsch herunterbringen, begehen den Irrthum, da zu beginnen, wo sie enden sollten. Unsere Anfälle begannen mit allgemeiner Mattigkeit und Trägheit, Schlaffheit in den Gliedern, Schwere des Kopfes, Übelkeit, einem Gefühl von Kälte, das durch alle Glieder kroch, und

dumpfen Schmerzen in den Schultern. Dann kam ein gelinder Frostschauer und Kopfschmerz, als ob der Kopf zerspringen sollte, das Gesicht ward geröthet, die Adern traten hervor, Erbrechen stellte sich ein nebst der Unfähigkeit, sich aufrecht zu erhalten. Wie „, General Tazo" von Madagaskar, so ist auch dieses Fieber ein bösartiges, remittirendes, biliöses Fieber. Die Augen werden heiss, schwer und schmerzen, wenn man sie nach oben kehrt; die Haut ist trocken und brennend, der Puls voll und häufig, die Zunge belegt, der Appetit fehlt ganz (ich habe eine ganze Woche lang gar nichts genossen); dagegen plagt den Kranken fortwährend ein quälender Durst, ohne dass der Magen im Stande ist, einen Tropfen des Getränkes bei sich zu beAm Tage bewirkt die ausserordentliche Schwäche das Gefühl von Angst und Niedergeschlagenheit; noch schlimmer sind die Nächte, da durch die Schlaflosigkeit die Unruhe vermehrt wird. Delirium ist gewöhnlich bei Personen mit nervösem und biliösem Temperament, und wenn die Lanzette gebraucht wird, erfolgt sicherer Tod; die Thatigkeit des Herzens kann dann nicht wieder vollkommen hergestellt werden. Die Exacerbationen sind gering, treten aber deutlich hervor (in meinem eigenen Fall stellten sie sich regelmässig zwischen zwei und drei Uhr, Vormittags und Nachmittags, ein) und die fieberfreien Intervallen werden genau beachtet, um nach gehöriger Vorbereitung Chinin anzuwenden. Indessen hat diess Mittel auch Manchen den Tod gebracht, namentlich Franzosen, die zur unrechten Zeit zu viel nahmen und an Apoplexie starben. Während die Perser in Zanzibar waren, belagerten sie Oberst Hamerton's Thür und bestürmten ihn mit Bitten, ihnen Warburg's Tropfen zu verabreichen, die eine wunderbare Wirkung in bösartigen chronischen Fällen haben sollen. Wenn die Krankheit einen tödtlichen Verlauf annimmt, verschlimmern sich die Symptome, der Kranke wird irr, der Körper verliert alle Kraft und es erfolgt, vielleicht nach einer anscheinenden Besserung, Stupor, Unempfindlichkeit und Tod. Anderer Seits, wenn das Fieber der Behandlung weicht, tritt etwa am siebenten Tag eine deutliche Verringerung desselben ein, die Zunge wird reiner, die Schmerzen verlassen Kopf und Augen, das Gesicht ist nicht länger geröthet, die Übelkeit hört auf und ein schwacher Appetit kehrt zurück. Die Genesung ist indessen stets langsam und zweifelhaft; Rückfälle werden gefürchtet, namentlich zur Zeit des Vollmondes und des Mondwechsels; dieselben nehmen oft den mildern intermittirenden Typus an und bei manchen Indiern kehren sie regelmässig das ganze Jahr hindurch wieder. In keinem Falle aber scheint die Heftigkeit des Fiebers die Niedergeschlagenheit und Schwä che während der Rekonvalescenz zu rechtfertigen; vor Ablauf von sechs Wochen erholt man sich nur unvollständig; die Leber arbeitet mit ungewöhnlicher Energie, der Magen ist zu heftiger Indigestion geneigt, der Körper mager und die Kräfte liegen fast gänzlich darnieder. In dieser Zeit ist Luftwechsel das beste Restaurationsmittel; öfter zeigte sich schon der Aufenthalt auf einem Schiff im Hafen oder in einem benachbarten Haus wohlthätiger als alle Tonika und Präventivmittel der Pharmakopöe. Bei Männern mit starkem Nervensystem hinterlässt das Fieber geringe Folgen, etwa nur graue Haare, Blutschwären, böse Zahnschmerzen; Andere leiden in höherem Grade an den sekundären Er

scheinungen, die entweder im Unterleib oder im Gehirn ihren Sitz haben. Die Einen verlieren das Gedächtniss, Andere werden impotent, noch Andere büssen den Gebrauch eines Gliedes ein; Manche werden taub oder bekommen schwache Augen; nicht Wenige endlich werden von Leber-Entzündung, Dysenterie, Verstopfung und ähnlichen Krankheiten geplagt und erlangen niemals ihre frühere Gesundheit wieder. Die auf der Insel Zanzibar gebornen Araber erkranken während des Fiebers selten in hohem Grade, viele aber leiden an den nachfolgenden ,, nazleh" oder Schleimflüssen. Einige Indische Moslems sind aus dem Lande geflohen, weil sie behext zu sein glaubten. Viele in Zanzibar wohnende Europäer sind von dem Fieber verschont geblieben, allein die Erfahrungen des Kapitän Owen während seiner Küsten-Vermessung, der Missionäre in Mombas und unserer zahlreichen Kreuzer liefern den Beweis, dass an der Küste kein Europäer sich im Freien aufhalten oder Anstrengungen aussetzen kann, wodurch reichliche Absonderung der Galle hervorgerufen wird, ohne diesen,, Umänderungs-Prozess" durchzumachen. Die Krankheit hat jedoch Einen Vortheil diejenigen, welche diese Probe bestehen, werden akklimatisirt, so dass sie sogar ein Jahr in Europa sein können und bei ihrer Rückkehr in die Tropen wenig Gefahr laufen, abermals zu erkranken. Reisende werden stets wohlthun, an der Küste sich zu akklimatisiren, ehe sie sich in das Innere begeben; nach ihrer Wiederherstellung aber dürfen sie einen zweiten Anfall nicht abwarten; sie würden sonst auf diese Vorbereitung zur Reise das Maass von Kraft und Stärke verwenden, das zur wirklichen Ausführung derselben erforderlich ist. Von unserer Reise - Gesellschaft kam der eine der Portugiesischen Jungen, der in Pangany frei ausgegangen war, in Zanzibar an die Reihe, der andere hat seitdem immer leichte Rückfälle gehabt, und zum Beweis, dass auch ein Neger in dieser Hinsicht kein Vorrecht geniesst, mag dienen, dass Seedy Bombay in diesem Augenblick heftig erkrankt ist.

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1) Der Name,,Nilotische Sprache", den Dr. Krapf vorschlägt, beruht nur auf einer Hypothese und wird schwerlich angenommen werden können. Die Portugiesischen Missionäre nennen die Sprache, welche die Eingebornen in Congo, Loango u. s. w. reden, lingua Bunda. Worauf sich dieser Name gründet, wird nicht gesagt. Es ist sicher, dass im Innern eine Nation lebt, welche die Bunda genannt wird. Darauf hin hat man neuerdings begonnen, alle die westlichen Völkerstämme unter dem Namen Bunda-Stämme zu begreifen. Für die westlichen Sprachen wäre daher der Kollektiv-Name Bunda-Sprachen nicht unpassend. Es ist sehr wahrscheinlich, dass genauere Forschungen herausstellen werden, dass der grosse Süd-Afrikanische Sprachstamm sich in drei Zweige theilt und dass der eine an der Ostküste unter den Kaffir-Stämmen bis Zanzibar hinauf, der andere an der Westküste unter den Bunda-Völkern und der dritte im Innern, von dem BetsuanenLande nördlich hinauf bis zur Hochebene der A'-lui, ja wohl bis zum Aquator und noch darüber hinaus, gesprochen werde.

unzähligen Völkerschaften auf einem Flächenraum von vielen tausend Quadratmeilen geredet wird 1). Wir citiren die folgenden Bemerkungen mit Beibehaltung der Schreibart von H. Hahn. ,,Die südwestliche Grenze dieses Sprachgebiets ist das Idiom der Hereró (Ova-hereró) und Mbangerú (Ova - mbangerú). Die Grenzen dieses Sprachzweiges lassen sich mit ziemlicher Bestimmtheit angeben, von 22° 58' bis ungefähr 19° 30' S. Br. und von 14° 20' Ö. L. v. Gr. bis ein paar Grad westlich vom Ngami. Das eigentliche Vaterland aber der Hereró ist nicht das Gebiet, welches sie gegenwärtig bewohnen. Sie sind vor etwa 100 Jahren von Nordosten, von dem Hochlande Central-Süd-Afrika's, nach dem Westen vorgedrungen, indem sie die Berg-Damaras, die eigentlichen Ureinwohner, entweder in die unzugänglichen Bergfesten hineindrängten oder nach dem Süden zurück warfen. Im Norden ist ihre Heimath nicht zu suchen. Sie sind Nomaden wie viele Stämme nordöstlich und östlich im Innern. Ackerbau war ihnen gänzlich unbekannt; alle nördlichen Völker dagegen, selbst schon die nächsten nördlichen Nachbarn, sind Ackerbau treibende Stämme. Wie viele Tausende das Hereró reden mögen, lässt sich schwer bestimmen; viele sind es jedenfalls nicht. Die Mbangerú wie die südlichen Hereró sind durch die fortwährenden Raub- und Mordzüge der südlichen Nachbarn, der Nama-Hottentotten, zu wenigen Tausenden zusammengeschmolzen." Zwischen den beiden ersteren einer Seits und den letzteren sammt den BergDamara anderer Seits ist nach Herrn Hahn, welcher mit seiner Familie 8 Jahre unter den Hereró lebte, weder Sprach- noch National-Verwandtschaft aufzufinden. nun folgenden Notizen hat Herr Hahn nach den Aussagen der Eingebornen, besonders freigelassener Sklaven der Ostund Westküste in der Kapstadt, zusammengestellt.

Die

,,Die Róndu (Ba-róndu) leben auf der Westküste, nördlich oder nordöstlich von den Mbó (Ova-mbó) am RungaFlusse, der entweder ein Arm des Ku-néne oder des Kuanza sein muss. Die Hereró reden von einer nördlich von Ku-néne (d. h. wörtlich „,am Grossen" oder „,am Grossflusse") wohnenden Nation, von ihnen Va-rondumiti, d. h. Baumkletterer, genannt, welche höchst wahrscheinlich mit den Róndu identisch sind. Ihre mit der der Náno (Vanáno) sehr nahe verwandte Sprache lässt schliessen, dass sie in deren Nachbarschaft zu suchen sind. Vergleiche Cooley's Karte von dem mittleren Süd-Afrika von 1853. Nach dieser Karte ist das Náno-Land ein Gebirgsland zwischen Ka-kónda und Be-nguéla. Das Nationalzeichen der Róndu und Náno ist dasselbe; die oberen Zähne sind ausgefeilt in der Form einer umgekehrten Römischen Fünf (^). Die Einwohner von Vánda (Oki-vánda) müssen nächste Nachbarn der Rondu sein, etwa wie Hereró und Mbangerú, wie ihre Sprachähnlichkeit beweist." Die Nachrichten über dieses Volk hatte Missionär Hahn von dem Missionär Kolbe; dieser setzt jedoch nach seiner Meinung die geographische Lage zu weit südlich, weil er geglaubt, dass die südlichen Nachbarn der Nation Vánda, die Mbó, identisch mit denen gleichen Namens südlich

1) Dr. Krapf in seinen ,,Outlines of the elements of the Kisuaheli Language" nennt diese Süd-Afrikanischen Sprachen,,Hamitische", doch fehlt eine Begründung dieser Annahme.

von Ku-néne seien.,,Es findet sich übrigens im Norden der Náno ein Volk, Mbo (A'-mbo) genannt, und diese mögen die nordöstlichen Nachbarn derer von Vánda sein. Die Plural- und Nominal-Präfixe der Nomina substantiva personalia der Süd-Afrikanischen Sprachen, Ova, Va, Ba, Be, A, Ama, sind identisch, so dass Ova-mbó und A'-mbo derselbe Name ist. Ein anderes Nachbarvolk sind die von Péyo (Oki-péyo). Aus den vielen Feuerwaffen, die sie haben sollen, muss man auf die Nachbarschaft der Portugiesen, somit auch des Oceans, schliessen. Die Rui (A'-rui) oder Lui (A'-lui), deren Land Kó-rui oder Ká-rui oder Ká-lui heisst, kennen ein Volk, welches sie Ngóla (Ma-ngóla) nennen, das tief im Innern, und zwar westlich von ihnen, wohnen soll, aber nach der Aussage der Rui nicht mit den Ngola der Westküste verwechselt werden darf. Durch das Rui-Land fliesst der Li-ámbe und zwar östlich. Nach Osten von ihnen liegen die Mbónda (A-mbónda). Die Reiseroute beschreiben die nach der Westküste Geführten also: Zuerst kommen sie zu den Ngóla, dann in das Ruvári- (Ka-ruvári-) Land und von da in das Rukási- (Ma-rukási-) Land. Eine lange

Zeit (1 Monat?) reisen sie westlich von den Rukási durch unbekannte Gegenden, worauf sie durch die Mbúnda (Kimbúnda) gehen. Wiederum müssen sie längere Zeit durch unbewohntes Buschland ziehen, bis sie nach einer im Ganzen dreimonatlichen, wie es scheint, sehr langsamen Reise zu den Portugiesen bei Mbáxa (Mo-mbáxa) kommen. Mbáxa scheint bei vielen Afrikanischen Völkerschaften die Bezeichnung der Portugiesischen Niederlassungen an dem Ocean oder der Ocean selbst zu sein. Das Lui-Land soll eine Ebene sein (wohl Hochebene), auf der sich nur angepflanzte Bäume finden; sie ist stark bevölkert und das Volk, reich an Heerden, baut auch das Land und lebt in Bambushäusern. Das Nationalzeichen sind kleine Schnitte auf den Händen, Armen und der Brust. Nach Cooley's Karte liegen die Lui (Luy) auf einer Hochebene, welche die Wasserscheide zwischen dem Tsaíre und Lu-víri ist, welcher letztere entweder in den Nassi-See oder den Zambese fliessen muss. Von derselben Hochebene läuft von Südosten der Ri-lómba, welcher sich in den Li-ámbe ergiesst, den Cooley in den Se-séke münden lässt. Der Name des Volkes oder Landes wäre ganz bezeichnend, denn nach der Hereró-Sprache hiesse das Land,,Quellenland" und die Einwohner ,,Quellenbewohner", oder nach einer andern Süd- Afrikanischen Sprache hiesse es,,Flussland" und,,Flussbewohner". Quelle ist jedoch die ursprünglichste Bedeutung des Wortes. In jenem Lande finden wir die Quellen der bedeutendsten Flüsse Süd-Afrika's. Ob nicht von diesen Hochebenen herab, den Flüssen folgend, West-Afrika und vielleicht auch Ost-Afrika bevölkert ward? Die Mbónda mögen die Panda, die Ka-Ruvári die Ki-Buri (Portugiesisch Quiburi) sein und die Ki-Mbúnda sind wohl sicher die Bunda auf Cooley's Karte. graphische Lage des Mittelpunktes dieses Landes wäre hiernach 10° S. Br. und 25° Ö. L. v. Gr. Doch scheint diese Lage viel zu südlich. Über die Ngóla (Ma-ngóla) der Westküste und Kóa (Ma-kóa) ist nichts weiter zu bemerken, da ihre geographische Lage bekannt ist."

Die geo

Die Bevölkerung der Insel Trinidad. De Verteuil in seinem Werk: Trinidad, its Geography, etc. London 1858, giebt die Bevölkerung dieser Insel folgendermaassen an: ,,Die ganze Einwohnerzahl wurde nach dem am 1. Juli 1851 erhobenen Census auf 69,600 geschätzt, von denen 36,631 männlichen und 32,969 weiblichen Geschlechts waren. Sie wurde folgendermaassen klassificirt: unter 10 Jahren 16,724; von 10 bis 20 Jahren 10,667; von 20 bis 30 16,608; von 30 bis 40 12,820; von 40 bis 50 6,575; von 50 bis 60 3,373; von 60 bis 70 1,797; von 70 bis 80 704; von 80 bis 90 237; über 90 94. Mittlere Zahl der Geburten 2,441, der Todesfälle 2,669. Den Nationalitäten nach vertheilten sie sich wie folgt: Auf Trinidad Geborne 40,584; Afrikaner 8150; Europäer 1508; Asiaten 4200; von anderen Ländern eingewandert (WestIndische Inseln u. s. w.) 15,158.

L. Pückler's Forschungen in den Andes von Süd-Amerika. Durch die Güte des Herrn Dr. Sturz, Kais. Brasilianischen General-Konsuls in Berlin, erhielten wir kürzlich Nachrichten von einem Herrn L. Pückler, der sich in der Argentinischen Provinz Catamarca niedergelassen hat, um sich daselbst vorzugsweise geognostischen und bergmännischen Arbeiten zu widmen. Er ging Ende Juli 1857 von Buenos Aires mit dem Dampfschiff nach Rosario und benutzte von da zur Weiterreise über Cordova nach Catamarca die gewöhnliche Diligence. Er beurtheilt diese Post viel günstiger, als die meisten andern Reisenden, indem er schreibt: „Ich muss gestehen, ich hatte nicht erwartet, so gutes Fortkommen zu finden; der Postwagen ist recht gut und bequem, Alles geht in Galopp, und kommt man Abends auf die Station, wo die Nacht verbracht wird, so findet man ein gutes und ganz schmackhaftes Essen für sehr wenig Geld. Nach vier Tagen, und nachdem wir Frayle Muerto passirt hatten, ohne von den Indianern überfallen zu werden, kamen wir Nachmittags in Cordova an." Von Villa Prima in der Nähe von Catamarca sendete er seine Effekten auf dem gewöhnlichen Wege nach Santa Maria, er selbst schlug aber einen anderen Weg über die Gebirge ein, passirte die Travesia, schlief ruhig und zufrieden in einer Gegend, wo Tiger in Menge hausten, besuchte in den Gebirgen zwei Kupferhütten, Amanao und Vis vis, passirte dann einige Vulkane und kam nach einer Reise von 13 Wochen im November zu Santa Maria an. Er hat versprochen, sobald er einigermaassen zur Ruhe gekommen sei, eine Abhandlung über seine Reise in geognostischer und anderer Hinsicht, nebst Zeichnungen und Mineralien, nach Deutschland zu schicken, und wir hoffen, seiner Zeit Näheres über seine Forschungen berichten zu können. Da die von Pückler bereisten und noch zu bereisenden Gegenden zu jenem Theile der Andes-Region gehören, welcher einen eben so interessanten als unbekannten Strich des Neuen Kontinentes bildet 1), so dürften weitere und detaillirtere Nachrichten von diesem Reisenden ein bedeutendes Interesse bieten.

1) S. Geogr. Mitth. 1856, S. 52 und Tafel 3, 4, 5.

(Geschlossen am 10. August 1858.)

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