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Pariser Fuss hoch fand: ungefähr 225 Fuss höher als der Pik von Teneriffa.

Ein neuer Gypsstock im Nordwest-Deutschen Tiefland. Konrektor H. Krause in Stade schreibt uns Folgendes: Die von der K. Hannover'schen Regierung angeordneten Boden - Untersuchungen haben seit einigen Wochen auch bei Stade begonnen und in der Entdeckung eines starken Gypsstockes, also massiger Gesteine so weit von der Grenze des Berglandes, von denen in unserer entfernteren Nähe nur die von Lüneburg und Helgoland bekannt waren, einen für die Wissenschaft bedeutenden Erfolg gehabt.

Für die Bohrungen wurde eine Stelle eben südlich von Stade gewählt, nahe dem Thuner Wege, nur wenige Fuss über dem Winterfluthen-Niveau der Schwinge und Elbe und unterhalb des eigentlichen Geestrandes 1), nahe an der moorigen Niederung der Schwinge, in der bis auf 20 und 30 Fuss Torf gefunden ist. Ziemlich dicht dabei, an einer etwas höheren Stelle, war wenige Zeit vorher mit dem Erdbohrer nach Wasser gesucht, und man war bis auf 109 F. Tiefe gedrungen, erst durch Sand, dann rothen plastischen Thon, endlich ein gewaltiges Lager von schwarzem Thon; da traf der Bohrer auf festes, nicht mehr zu durchdringendes Gestein, und man meinte, auf einen der grossen erratischen Granitblöcke gestossen zu sein. Bei der tieferen und so äusserst nahen Lage des neuen Bohrloches vermuthete man, rasch jenen schwarzen festen Thon (,,Lüneburger Thon" Volger's) zu treffen; man fand aber statt dessen nach Durchsinkung von etwa 4 Fuss mergeliger Erde, die von den nächsten Abhängen in die kleine Senkung zusammengeschwemmt ist wobei auch zu bemerken, dass die Oberfläche dort durch alte Schanzarbeiten verändert erscheint 2 Fuss schwärzlichen, sehr erdigen Torf, darauf den gewöhnlichen (hier wasserführenden) Sand, dann röthlichen Thon. In 28 Fuss Tiefe traf man auf lockeren, mit Thon gemischten Gyps, mit 34 Fuss auf festes stahlgraues Gypsgestein, und mit 68 F. ist das Lager noch nicht durchsunken. Wahrscheinlich hat man dieses im früheren Bohrloche bei 109 F. Tiefe auch angetroffen. Übrigens ist der Gypsstock doch schon früher den Anwohnern an einer nahe liegenden Stelle bekannt gewesen, obwohl ihn weder Otto Volger (,,über die geognostischen Verhältnisse von Helgoland" u. S. w. 1846) in seiner Aufzählung der Fundorte fester Massengesteine in der Nord-Deutschen Tiefebene, noch neuerdings Girard (,,die Nord-Deutsche Ebene" u. s. w. 1855) anführen.

Auf der ,,Horst" nämlich, nahe der Schwinge, nördlich vom Platze der jetzigen Bohrversuche und von ihm durch eine Moor-Niederung getrennt, welche vom Schwingebette her in die Geest einspringt, ist früher Gyps gebrannt worden, und man kann die Gesteinstrümmer an jener Stelle noch finden; man nannte ihn hier aber Kalk, wie auch der Lüneburger Gyps überall unter dem Namen ,,Kronkalk" geht; gebrannter kohlensaurer Kalk wird dagegen ,,Bethkalk" genannt.

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In der Nähe des Bohrloches sind bei Gelegenheit dort gemachter Anlagen vor einigen Jahren auch ziemlich grosse

1) Im Gegensatz gegen die Marsch-Alluvionen und die Moore heisst alles höhere Land hier ,,Geest", von güst unfruchtbar, dürr.

Stücke sogenannten Marienglases oder Gypsspathes gefunden. Eine weitere Ausdehnung dieses Gypsstockes scheinen einige fast kreisrunde, zum Theil tiefe Versenkungen in der benachbarten Geest zu bekunden, wahrscheinlich alte Erdfälle, deren eine, der sogenannte Schwabensee, beim Dorfe Campe, eine andere am Wege zwischen Riensförde und Agathenburg liegt. Ein neuester Erdfall befindet sich im Moor dicht unterhalb Campe, könnte aber eine „Dobben"-Bildung des Moores sein. Auch die Hartwasserbrunnen der oberen Stadt scheinen auf Gyps hinzuweisen.

Der rothe plastische Thon steht vor der Stadt an vier Stellen zu Tage in nordwestlich - südöstlichem Streichen, durchbrochen von der Moor-Niederung der Schwinge; höher hinauf an der Schwinge eben so bei Fredenbeck.

Versteinerungen sind im Thon u. S. w. bisher nicht aufgefunden oder doch wenigstens nicht beachtet; nur in den Feuersteinknollen des Sandes trifft man die bekannten Echiniten und Belemniten. Bernstein wirft einzeln die Elbe aus, besonders an zwei ziemlich gleich weit von Stade oberhalb und unterhalb am Flusse belegenen Stellen). Boraciten sind in den zu Tage geförderten Gypsstücken nicht gefunden.

Unter den festen Gesteinen mögen noch die vielen neu aufgeschlossenen Mergellager wenigstens Erwähnung finden, namentlich aber der Fund erdiger Kreide bei Basbeck beim Bau der Stade - Ritzebütteler Chaussée. Auf Versteinerungen ist weder bei den einen, noch bei der anderen bis jetzt geachtet.

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Bei Gelegenheit der Auffindung jenes Gypsstockes möge noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieser Zug der Geest bei Stade dereinst als ein Vorgebirge in den

1) Die Bernsteinfunde, jetzt verhältnissmässig seltener, haben früher einer fast vollständig wieder weggerissenen Insel den Namen „,Bernsteinsand" gegeben; heute sammeln einzelne Leute bei niedrigem Wasser (tiefster Ebbe) auf den Sänden vor dem Ausfluss des Flüsschens Lühe im Alten Lande meist kleine Stücke, und unterhalb Stade kommt Bei Graer von Graverôrt bis Freiburg im Lande Kehdingen vor. verort (ôrt heisst Winkel) springt das Ufer scharf in die Elbe vor; dort wirft bei Sturmfluthen der Fluss, dessen Fahrwasser hier hart an dem abbrechenden Marschufer strömt, den Bernstein und zugleich das sogenannte Triebholz aus, dessen Herkunft die Bremenser seit lange beschäftigt hat. Schon 1775 wurden Vermuthungen darüber im ,,Hannoverschen Magazin" aufgestellt, anscheinend genügend hat es aber 1828 der Hofmedicus Erythropel in Stade in einem medizinischen Schriftchen:,,Bemerkungen über das endemische Sommerfieber" u. s. w., das auch recht gesunde Ansichten über die Entstehung unserer Moore enthält, erklärt. Er beschreibt das ,,Holz" folgendermaassen:,,Die Holzstücke finden sich von dem Gewichte einiger Pfunde bis zu sehr geringem Umfange, sind dunkelbraun, fast schwärzlich von Farbe, abgerundet wie abgeschliffen, schieferartiger Textur, sehr leicht und leicht zerreiblich, jedoch ohne innere Beimischung von Bernstein." In den dicken Schichten mit ausgeworfener fein zertheilter vegetabilischer Reste derselben Art aber wird der Bernstein gesucht und gefunden; selten werden Stücke von ein oder mehreren Lothen angetroffen. Einige solche vom Ausflusse der Lühe besitze ich selbst. Erythropel erklärt nun dieses Holz für identisch mit dem an der Ostsee ausgeworfenen, für eine Art Aloexylon agallochum", und wir haben es dann mit einer Bildung der Braunkohlen zu thun, welche unter dem Flussbett ruhen und, bei Nordweststurm aufgewühlt, bei nachfolgendem Ostwinde an die vorspringende Küste ausgeworfen werden. Die Einwohner wollen bei diesem sogenannten Triebholze schwefeligen Geruch wahrgenommen haben; Wasserbau-Beamte haben es auch wohl für einfache, lange versenkte Holz- oder Stackstücke gehalten, wie denn allerdings auch natürlich Schiffsreste wohl an denselben Stellen mit angeländet

sind.

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weiten Meerbusen hineingereicht haben muss, der, sich von Schulau, wo die Holsteinische Marschküste beginnt, öffnend, einst die weite Erstreckung bis zu dem Höhenzuge jenseits der Oste (Wingst, Dobrock) füllte, also die jetzige Holsteinische Marsch, das Elbbette, die Marsch des Landes Kehdingen, das grosse Kehdinger Moor und die OsteMarsch, während einige Dünen-Inseln, unter denen vielleicht auch noch ein festes Gestein zu finden wäre, an seinen Küsten auftauchten. Der Dobrock war dann das äusserste Vorgebirge, um welches herum fluthend die offene See das heutige Land Hadeln und Wursten noch überdeckte und auf der niedrigen Geest, die bis Ritzebüttel reicht, ein äusserst flaches Watt bildete.

Die neueste Volkszählung in Russland. Peter v. Köppen, Mitglied der K. Akademie, Wirkl. Staatsrath in St. Petersburg, schreibt uns unter dem 24. Dez. 1857/5. Jan. 1858, dass seine Untersuchungen über Russlands Bevölkerung im Jahre 1851 so eben beendigt seien und in einem Quarto-Werke von 40 Druckbogen die Presse verlassen haben. Die Areal-Berechnung Russlands nach Kreisen ist im Werke und soll späterhin, zugleich mit den Angaben über die Dichtigkeit der Bevölkerung in Gouvernements und Kreisen, erscheinen. Aus allen Kirchspielen. des Reiches werden der Akademie der Wissenschaften die Verzeichnisse der zu denselben gehörenden Ortschaften jeglicher Grösse zugesandt. Diese Verzeichnisse (deren manches Gouvernement ein ganzes Tausend liefert) geben, neben den Namen der Ortschaften, zugleich die Zahl, Nationalität und Stand der Bewohner an. In dieser Weise wird eine noch nie vorhandene möglichst vollständige Aufzählung aller Ortschaften des Reiches zu Stande kommen. Zur Erreichung dieses Zweckes hat die Akademie über 170,000 Bl. drucken lassen, mit Angabe der zu liefernden Nachrichten. Die Listen der Tula'schen Eparchie sind unter der Presse und werden bald erscheinen. (Wir hoffen unsern Lesern demnächst Näheres über diese umfangreichen Arbeiten mitzutheilen.)

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Die Karten des Kaiserl. Russischen Topographischen Kriegs-Dépôts. Von den zahlreichen Kartenblättern des Russischen Generalstabes, über dessen Arbeiten wir bereits in zwei früheren Heften dieser Zeitschrift berichtet haben (Geogr. Mitth. 1857, S. 474 u. 517), liegen uns nunmehr durch die Güte unseres Korrespondenten in St. Petersburg verschiedene Blätter vor. Da wir in einem der nächsten Hefte in einer ausführlicheren Besprechung auf diese grossen Kartenwerke zurückkommen werden, so wollen wir hier bloss ein paar Worte sagen, einmal um nach unseren Kräften dazu beizutragen, dass das Faktum des nunmehrigen Erscheinens dieser wichtigen und umfangreichen Karwie es verdient in möglichst weitem Kreise bekannt werde, und dann, um den innern und äussern Inhalt derselben anzudeuten. Der erste Eindruck dieser Blätter ist der des Erstaunens, dass eine solche vortreffliche Aufnahme und Karte von einem grossen Theil eines so ausgedehnten Landes wie Russland überhaupt existirt, eine Karte, die allen Anschein der Genauigkeit trägt, alles topographische Detail enthält und überhaupt allen billigen

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Ansprüchen genügen dürfte, die man an eine topographische Karte eines verhältnissmässig dünn bevölkerten Landes mit wenigem und einfachem Terrain stellen kann. Die einfache Erwähnung des Umstandes, dass diese Karte im Maassstabe von 1:126.000 trefflich in Kupfer gestochen wird, ist für das Werk schon bezeichnend, da, wie bekannt, die Generalstabs-Karten mancher Central-Europäischer Staaten bloss lithographirt sind. Das Areal, welches diese Karte bedecken soll, wird über 100,000 geographische Quadrat-Meilen betragen, während z. B. die so anerkannt vorzüglichen Generalstabs-Karten der Österreichischen Monarchie des kleinern Maassstabes von 1:144,000 in sämmtlichen bisher fertig gewordenen Blättern den Flächen-Inhalt von 5000 geographischen Quadrat-Meilen noch nicht bedecken.

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Untergang der wissenschaftlichen Expedition auf dem Kaspischen Meere. Einem Briefe aus Astrachan vom 20. November 2. Dezember entnehmen wir Folgendes: Von den vielen Unglücksfällen, die uns auf unserem Meere heimgesucht haben, berührte uns Astrachaner am meisten die Strandung des Dampfschiffs „Kura" in der Nähe des Kapscheron'schen Vorgebirges, wobei viele hoffnungsvolle junge Leute ihr Leben verloren und sämmtliche Papiere der wissenschaftlichen Expedition, welche mit dieser Fahrt ihre dreijährigen unermüdeten und sehr erfolgreichen Arbeiten beschliessen wollte, vom Meere verschlungen wurden. Ein junger Arzt, den ich öfters gesprochen habe und der die Katastrophe mitgemacht hatte, erzählte mir, dass er dreimal von dem Wetter in eine Felsenhöhle geschleudert und in derselben hin und her geworfen wurde. Ein sehr hoffnungsvoller junger Offizier, ein Zögling unseres Astronomen Struve, v. Koschkül, hatte schon das ihm zugeworfene Rettungstau ergriffen, war schon von seinen Freunden in der Nähe des Ufers als gerettet begrüsst, da reisst das Boot vom Dampfer los, fällt ihm gerade auf den Kopf, der von dem heftigen Falle gleichsam zur Hälfte getrennt wurde, und zerschneidet das Rettungstau."

Beobachtungen über die klimatischen Verhältnisse von Jerusalem. Professor Dr. Franz Nardi in Padua sammelte auf einer Reise nach Palästina im Herbst 1856 eine Reihe von Beobachtungen und Notizen über die Temperatur und andere meteorologische Erscheinungen in Jerusalem und schreibt uns darüber Folgendes 1): „Ich verdanke diese Beobachtungen grössten Theils einem sehr gelehrten Franziskaner, Pater Andreas Hüttisch aus Joachimsthal in Böhmen, der seit mehreren Jahren in Jerusalem wohnt. Die Zuverlässigkeit seiner Angaben scheint mir ausser Zweifel. Die Beobachtungen sind aus zwei Perioden; die erste umfasst nur ein Semester, vom 31. Oktober 1845 bis 18. März 1846, die zweite das volle Jahr 1855. In der ersten Periode (Winter-Halbjahr) betrug die Summe der Grade in 111 Tagen Morgens 728° R., Mittags 1119o R., Abends 9080 R., daher durchschnittlich die mittlere Temperatur des Morgens etwa 60 R., des Mittags etwa, 10° R.,

1) S. dessen Beobachtungen über das Klima Ägyptens S. 426 der Geogr. Mitth. für 1857.

des Abends etwa 80 R. Aus den täglichen Beobachtungen im Jahre 1855 geht hervor, dass der Januar, wie gewöhnlich), der kälteste Monat war, und zwar bemerkte man die niedrigste Temperatur in seiner ersten Woche. Nie aber, weder 1855 noch in vielen früheren Jahren, sank die Temperatur unter Null. Der niedrigste Stand war + 1o R. Als der wärmste Monat erscheint regelmässig der Juli, in welchem das Thermometer bis 270 R. steigt. Dieser Grad wurde auch in früheren Jahren nicht überschritten und im Jahre 1855 nur ein einziges Mal erreicht, am 15. Juli. Die Unterschiede im täglichen Gang der Temperatur sind ziemlich bedeutend, sie betragen zwischen Mittag einer Seits und Morgen und Abend anderer Seits im Winter 4 bis 6' Grad, im Sommer 7 bis 11 Grad. Es sind gerade diese Sprünge, worüber die Einwohner klagen und die vielleicht eine vorzügliche Ursache der endemischen Fieber werden. Was die Verhältnisse der atmosphärischen Luft-Strömungen betrifft, so ist der bei weitem vorherrschende Wind in Jerusalem der Westwind, nach diesem der Nordwest- und Nordwind. Der Ostwind weht öfters in den Frühlings-Monaten bis Juni. Südwinde sind selten. Von Nachmittags 4 Uhr an werden Nord- und Westwind heftiger und in den Monaten September und Oktober sind sie mit einem ergiebigen Thau verbunden, der wie ein schwacher Regen fällt. Schnee ist vollkommen unbekannt, nicht aber ein gewisser Reif, der ziemlich bedeutend sein soll. Die Regenzeit fängt jetzt Ende Oktober an, wie ich mich auf einer Exkursion nach Nazareth habe persönlich überzeugen können. Der Regen fällt stromartig und ist beinahe immer mit Wind verbunden. Ich sagte jetzt, denn die Einwohner versicherten mir einstimmig, dass in früheren Jahren die Regenzeit viel später, nämlich in der zweiten Hälfte des November oder in der ersten des Dezember, eingetreten sei. Obwohl ich sehr oft die Unrichtigkeit solcher Aussagen über Veränderungen der Klimate erkannte, so kann ich doch diese von so vielen Zeugen einstimmig verbürgte Angabe nicht verschweigen. Die Regenzeit dauert bis März, von da an fällt kein Regen mehr und das Land wird Ende September zur Wüste. Erdbeben sind leider nicht selten. Die grässlichste Plage Jerusalems, die morgenländische Pest, ist dagegen seit länger als 17 Jahren verschwunden. Das letzte Jahr, in dem sie furchtbar hauste, war 1838. Die Cholera hat 1855 ziemlich stark gewüthet und überhaupt kann man Jerusalem für keine sehr gesunde Stadt ansehen, wovon die Ursache theils in dem Klima, theils in der Unsauberkeit und Trägheit der Bewohner liegt."

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Der musikalische Glockenberg auf der Halbinsel Sinai. Ward, einer der neuesten Reisenden auf der Halbinsel Sinai, erzählt im Bullet. géol. XIII, p. 389 (s. auch Leonhard und Bronn, Neues Jahrbuch 1857, S. 725) Folgendes über den merkwürdigen Gebel Nakus oder „Glockenberg", der nordwestlich von der Stadt Tor oder Tur dicht am Rothen Meere belegen ist und den Namen nach den musikalischen Klängen trägt, die man hier vernimmt. Der Weg dahin

1) In Dove's Temperatur-Tafeln (1848) wird für Jerusalem aus einer einjährigen Beobachtungsreihe die mittlere Temperatur des Januar zu 60,99 R., die des Dezember noch etwas niedriger, zu 6,84 R., angegeben.

A. P.

führte über einen sich weit erstreckenden Sandstreifen, auf einer Seite vom Meer und auf der andern durch ein steiles, meist senkrechtes Gehänge tertiären Sandsteins begrenzt, in welchem durch atmosphärische Einwirkung an Stellen, wo die Felsart von geringerem Zusammenhalt ist, lange Furchen entstanden waren. Eine derselben, bis zum Gipfel des Berges reichend und etwa 15 Meter breit, erscheint als Böschung von gelbem glänzenden Sand; ihre Neigung betrug 40 bis 45 Grad. Gegen den Wind war diese Böschung geschützt zu beiden Seiten von mauerähnlich emporsteigenden Sandstein-Partien, die durch Zerfallen ihrer oberen Theile stets die Sandmassen vermehrten. Sehr langsamen Schrittes stiegen Ward und seine Gefährten die erwähnte Böschung hinan. Während einiger Zeit war nichts zu hören, sodann ein schwacher musikalischer Klang, der abwechselnd sank und stieg, mitunter dem einer Flöte vergleichbar; plötzlich aber erfolgten Töne, denen einer grossen Orgel ähnlich und so stark, dass der ganze Hügel zu beben schien. Aufmerksame Beobachtung ergab, dass dieses Phänomen stets mit einer Bewegung des Sandes verbunden war; erhob man beim Gehen den Fuss vom lockeren Boden, so erzeugte der Sand, welcher augenblicklich die entstandene Vertiefung ausfüllte, Töne wie die eben erwähnten; sie wurden am stärksten, als eine grosse Sandmasse sich bewegte. In der gegenseitigen Reibung der scharfeckigen Körner des quarzigen Sandes, in ihrer Erhitzung durch die Strahlen der tropischen Sonne liegt die bedingende Ursache. Die seit Jahrhunderten bekannten, wahrscheinlich durch die Luftspannung hervorgebrachten Klänge der aus Quarzit bestehenden Memnons-Statue, jene, deren Humboldt gedenkt, als von granitischen Felsen am Ufer des Orinoko ausgehend, sind andere Beispiele natürlicher Musik; allein das Phänomen des Gebel Nakus erachtet Ward als wesentlich verschieden, gleichsam eigenthümlich in seiner Art.

Russische Expedition nach Persien. In der Sitzung der K. Russ. Geographischen Gesellschaft vom 5. November 1857, unter dem Vorsitze des Admirals Lütke abgehalten, machte Herr V. Besobrasoff als Sekretär die Versammlung mit dem Gang der Arbeiten und den wichtigsten Plänen der Gesellschaft bekannt. Zu den letzteren gehört in erster Reihe die Organisation einer wissenschaftlichen Expedition nach Persien, die von Sr. Majestät dem Kaiser bereits autorisirt worden ist. Die erste Idee zu derselben rührt von Herrn N. Chanykoff her, der in einem besonderen Mémoire die Nützlichkeit und den Zweck des Unternehmens besprochen hat. Während der Norden und Süden Asiens von den Russen und Engländern wissenschaftlich durchforscht und aufgenommen werden, ist der westliche Theil Persiens, das äusserste nördliche Ende Khorassans, einige Provinzen Central-Asiens und Afghanistan wenigstens so weit bereist und untersucht, um nicht mehr in der Reihe der unbekannten Länder figuriren zu müssen. Als solche können nur noch China, Japan, der an China grenzende Theil Central-Asiens und der Südosten Persiens angesehen werden. Von diesem letzteren weiss man noch nichts Positives über die geologischen und meteorologischen Verhältnisse, den Vegetations-Charakter, das orographische und hydrographische System, die natürlichen Hülfsmittel

für industrielle und kommerzielle Entwickelung u. s. w. Das Land bietet ferner ein grosses Interesse für das Studium der Ethnographie und Sprachkunde, und die Gesellschaft hat demnach eine Erforschung zunächst desjenigen Theils beschlossen, der den Russischen Grenzen am nächsten liegt. Die Instruktionen für eine derartige Expedition sind bereits ausgearbeitet und, wie schon erwähnt, höchsten Orts genehmigt worden. Der bedeutenden Kosten halber sieht sich jedoch die Gesellschaft genöthigt, die Mithülfe des Staates und anderer bei der Expedition interessirter wissenschaftlicher Institute Russlands in Anspruch zu nehmen. Die Wahl der Mitglieder wird durch die betreffenden Administrations - Behörden erfolgen und die oberste Leitung Herrn Chanykoff anvertraut werden. Über die Zeit des Abgangs der Expedition scheint noch nichts bestimmt zu sein1). Seitdem berichtet die Augsb. Allg. Ztg. vom 6. Januar 1858 aus Petersburg vom 25. Dez., dass die Expedition in jenen Tagen abgefertigt worden sei. Dem Herrn Chanykoff sind beigegeben: als Arzt und Botaniker der Professor der Universität Dorpat Bunge, als Geologe der Magister Göbel, ebenfalls von der Dorpater Universität, und als Geograph der Lehrer des Technologischen Instituts Lenz. Ausserdem schliessen sich der Kapitän-Lieutenant Ristori von der Marine, Graf Keyserlingk als Volontair und der Student der Dorpater Universität Binert als Gehülfe des Prof. Bunge der Expedition an, die ihren Weg über Tiflis und Baku nehmen wird. Die kürzlich bestätigte Handelsgesellschaft des Kaspischen Meeres hat 3000 Silberrubel für die Expedition zur Verfügung gestellt, welche, ungerechnet die von Sr. Maj. dem Kaiser bewilligte Beihülfe, auf Kosten der Russischen Geographischen Gesellschaft zur Ausführung kommt.

Kotschy's Ersteigung des Vulkans von Demavend und seine Forschungen in Persien. Der Vulkan von Demavend, welcher etwa neun geographische Meilen vom südlichen Litoral des Kaspischen Meeres liegt und sich nach Lemm 2) zu 18,846 Par. Fuss erhebt, also nahe die doppelte Höhe des Ätna hat, ist unseres Wissens ausser von Thompson (vor etwa 20 Jahren) nur von einem einzigen. Europäer erstiegen worden, nämlich vom Botaniker Th. Kotschy, dessen Werk über den Bulghar Dagh in Kurzem im Verlage dieser Anstalt erscheinen wird. Über seine Besteigung des gewaltigen Vulkans bereitet der Verfasser eine ausführliche Beschreibung und Kartenskizzen für die „Geographischen Mittheilungen" vor, eben so wie über Persien, wo er als nomadisirender Botaniker zwei Jahre zubrachte.

H. Zollinger's Arbeiten über den Indischen Archipel. Von diesem verdienstvollen Forscher des Indischen Archipels, über dessen Rückkehr nach den Sunda-Inseln wir im vorigen Jahre berichteten (Geogr. Mitth. 1857, S. 210), liegen uns interessante neue Mittheilungen vor, datirt von der Insel Java, 16. Mai, 13. und 20. Oktober 1857. Herr Zollinger hält sich im östlichsten Theile der Insel Java, in

1) Über die letzte grosse Russische Expedition nach Persien im Allgemeinen und der Provinz Khorassan im Besondern s. Geogr. Mitth. 1856, SS. 137 bis 141, mit Karte.

2) Geogr. Mitth. 1856, S. 141. (S. auch Humboldt's Kosmos, 4. Band, SS. 379 und 581.)

der Residentschaft Banjuwangi, auf, von wo aus ihn die Verwaltung seiner riesigen Kokospflanzung zu häufigen geschäftlichen Ausflügen nöthigt, welche ihm Gelegenheit zu neuen Studien verschaffen. Den letzt datirten Briefen zu Folge hatte er kurz vorher eine Reise nach Surabaya unternommen und nahm seinen Rückweg über die wenig bekannte Insel Madura. „Ich werde", heisst es in dem erwähnten Briefe,,,Ihnen über dieselbe eine Arbeit senden, allein ich muss dort noch eine kleine Reise quer durch die Insel machen, weil sonst das Verständniss der geologischen Bildung nur ein halbes bleibt. Von da zurückgekehrt, benutzte ich die Gelegenheit, einen Ausflug nach Bali zu machen, wo ich mit dem Agenten der Regierung das nordöstliche Gebirge besuchte, den Erhebungskrater, Eruptionskegel und See des Bator durchzog und somit eine Landschaft zu Gesicht bekam, die an wundervoller Schönheit und Erhabenheit wohl (bis auf eine) Alles übersteigt, was der Indische Archipel aufzuweisen hat. Mit der dritten, nordöstlichen, Gebirgsgruppe von Bali bin ich nun im Reinen; mit dem mittleren System dagegen nicht, in welchem drei Kratersee'n eingeengt liegen. Wir haben uns vorgenommen, in der nächsten trockenen Jahreszeit dorthin zu ziehen." Als Einleitung zu diesen wissenschaftlichen

Arbeiten und zum besseren Verständniss derselben hat uns Herr Zollinger eine Arbeit allgemeineren Inhalts mitgetheilt, in welcher er von einem neuen Standpunkte aus mit seinen Ideen über den Indischen Archipel bekannt macht, wie er sich dieselben aus eigener Anschauung und Erforschung gebildet hat; es enthält diese Arbeit, die wir im nächsten Heft dieser Zeitschrift publiciren werden, namentlich auch eine Skizze, in welcher der Verfasser ein einheitliches und übersichtliches Gesammtbild der vulkanischen Erscheinungen entwirft.

Der grosse Melvill de Carnbee'sche Atlas von Niederländisch-Indien. Einer durch Herrn Zollinger uns zugegangenen Nachricht zu Folge ist die Fortsetzung dieses bedeutenden Kartenwerks, welches im VIII. Heft des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift, S. 357, besprochen worden ist, vom Niederländischen Gouvernement dem IngenieurKapitän W. F. Versteeg übertragen worden. Die Stellung dieses Mannes als Chef des Topographischen Bureau's in Batavia, so wie seine ausgezeichnete Bekanntschaft mit der Geographie und Topographie von Niederländisch - Indien bürgen für den Erfolg dieser Wahl. Nach dem von Kapitän Versteeg entworfenen Plan soll die Kartenzahl des ganzen Atlas wo möglich fünfzig nicht übersteigen und es werden die Verleger für eine rasche Aufeinanderfolge der noch übrigen Lieferungen Sorge tragen. Bei der erwähnten Besprechung in dieser Zeitschrift hatten uns 16 Blätter vorgelegen.

Telegraphen - Linien auf Java. Auf Seite 521 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift haben wir nach einer Mittheilung des Herrn van der Toorn in Amsterdam eine Übersicht der Telegraphen-Linien gegeben, welche auf Java angelegt werden sollten. Herr Staring, K. Niederl. DivisionsChef im Ministerium des Innern, schreibt uns darüber: ,,Die Mittheilung meines Freundes Herrn van der Toorn ist dem Sitzungsberichte des Niederländischen Ingenieur - In

stitutes für April v. J. entlehnt und entspricht einem damals von mir erstatteten, aus offiziellen Quellen geschöpften Berichte. Seitdem sind die Telegraphen-Linien auf der Insel Java bedeutend ausgebildet." Nach einer uns von Herrn Staring überschickten Karte ersahen wir, dass im Oktober des vergangenen Jahres die eröffneten Telegraphen - Verbindungen von Batavia bereits bis Surabaya, also beinahe bis über das ganze nördliche Litoral von Java, reichten. Am 11. Oktober war auch die Strecke von Samarang nach Ambarawa eröffnet und im Sommer dieses Jahres sollen die übrigen projektirten Linien vollendet werden.

Neimans' Nachrichten über Vogel und projektirte Reise nach Darfur. Mit welchem tiefen, unermüdlichen Interesse das Schicksal Vogel's, dieses jugendlichen kühnen Reisenden, von seinen Landsleuten verfolgt und jede Nachricht mit Begierde gelesen wird, beweisen unsere Tagesblätter. So zahlreich nun aber auch in diesen die in dem letzten Halbjahre gebrachten Nachrichten scheinen, so beruhen sie sämmtlich auf bloss zwei Angaben: die eine, welche hauptsächlich Anfangs Dezember im Publikum weit verbreitet wurde, giebt die Aussage eines Gesandten von Darfur in Kairo, worüber sich zahllose Deutsche Blätter aus London berichten liessen, während dieselbe Nachricht viel specieller und ausführlicher mehr als drei Wochen früher in den ,,Geographischen Mittheilungen" 1857, Heft 9, 10, SS. 427 und 428, zu finden war. Die zweite Nachricht ist die von dem trefflichen, den Lesern dieser Zeitschrift wohlbekannten) Bayerischen Reisenden Freiherrn Dr. von Neimans, aus der entlehnt zwar eine vorläufige Notiz durch des Reisenden Vater, den Schul-Direktor Vogel in Leipzig, bekannt gemacht worden ist, die aber in extenso, nach dem an Se. Excellenz Freiherrn von Bunsen gerichteten Briefe datirt Alexandria, 20. Nov. 1857 lautet, wie folgt:

,,Bei meiner jüngsten Reise (Juni bis November 1857) an den Küstenstrichen Arabiens hatte ich viel Gelegenheit, über Central-Afrika Nachrichten einzuziehen und zu sammeln, indem ich ganz besonders Djedda während der Zeit der Pilgerfahrt nach Mekka zu meinem Aufenthaltsorte erwählte, hier, wo der merkwürdige Zusammenfluss der verschiedensten Nationen mahomedanischen Glaubens geographische Forschungen am meisten begünstigt und erleichtert. In Arabischer Tracht, von zwei mahomedanischen Dienern begleitet, galt ich selbst als ein Tunesischer Pilgrim, und in unbeargwohntem Verkehre mit den übrigen Pilgern, gelang es mir, eine Menge von nützlichen Notizen und Anhaltspunkten zu sammeln, indem ich vorgab, von Djedda über Suakin, Darfur und Wadai nach meiner Heimath zurückkehren zu wollen. Meine Fragen und Erkundigungen in dieser Richtung mussten natürlich auf die Route unseres unglücklichen Reisenden Vogel stossen, von welchem schon zur Zeit meiner Abreise von Kairo so beklagenswerthe Nachrichten über Tripolis eingelaufen waren. Es gelang mir, mehrere Pilger aus Wadai und den umliegenden Ländern aufzufinden, welche von der Reise des Christen gehört und, wenn auch unvollkommene, so doch berücksichtigenswerthe Nachrichten brachten.

1) S. Geogr. Mitth. 1856, SS. 488, und 1857, SS. 484.

Die erste Nachricht erhielt ich von Schech Abdullah Auwad. Dieser, etwa 25 Meilen südlich von Wara aus dem Tribus der Masselit, hatte von den Reisen des Christen Abd-el-Wahed (so nannte er Vogel) am Fittre-See, Medogo, Wadai und schliesslich von seiner Ankunft in Wara beim Sultan Scherif gehört. Die Zeit dieser Ankunft versetzte er in den Monat November (?). Dort soll Abd-el-Wahed in der Stadt Wara gewohnt und in zahlreichen Ausflügen nach der Umgegend das ganze Land,,aufgeschrieben" haben. Unweit der Stadt befinde sich ein Heiliger Berg, welchen nur der Sultan das Recht habe zu besteigen; auch das unterhalb desselben liegende Gebiet sei nur für grosse Schechs zugänglich und kein anderer Landeseingeborener dürfe dasselbe betreten. In () und um sei Vogel oftmals und lange, ungehorsam den Warnungen (), herumgegangen und habe hierdurch das Misstrauen der Wächter erweckt, welche ihn eines Tages in der Nähe desselben überfallen, gefangen und seitdem in Ketten geworfen hätten. Eine Tödtung desselben soll nicht erfolgt sein.

Zwei andere Neger aus dem Wadai bestätigten im Allgemeinen die Wahrheit dieser Erzählung, jedoch konnten sie bei geringem Grade von Kenntnissen und geistigen Anlagen durchaus keine weitere Aufschlüsse über Land und Leute geben. Vom Sultan Scherif sagten sie, dass er ein harter und geiziger Mann sei.

Einen anderen, bei weitem intelligenteren, Erzähler fand ich bei meiner Rückkunft nach Kairo in der Person des Seid Mohamet il Schingiedi. Dieser hatte 'im Laufe der letzten zehn Jahre das ganze Land von Timbuktu bis Darfur durchwandert, woselbst er sich bei dem Herrscher Hussein der Art in Gunst zu setzen wusste, dass dieser ihn vor einigen Monaten mit Geschenken an den Vicekönig von Ägypten abschickte. In steter Verbindung mit den Bewohnern des Inneren des Landes will er ein Schüler und Freund des Schechs Bakai, des Herrschers von Timbuktu, sein, desselben, welcher Dr. Barth so gastfrei und schirmreich in seinem Gebiete aufgenommen hatte.

Mit seltenem Gedächtniss erinnerte er sich aller von ihm gemachten Routen und kannte genau die von Abd-elKerim (Barth) in den Jahren 1850-1854 gemachten Wege und die diesem berühmtesten Forscher entstandenen Erlebnisse. Er nannte ihn einen ,,saheb il aelm", d. i. Besitzer der Wissenschaften, und pries die sprachlichen und geographischen Kenntnisse dieses erleuchteten" Christen mit einer für Mahomedaner seltenen Lebhaftigkeit und Intelligenz. Die Rückkehr Barth's in seine Heimath war ihm bekannt, und eben so dessen Versprechen, von dort an Schech Bakai Arabische Bücher als Geschenke zu schicken;" den Tod Overweg's und den Aufenthalt Dr. Vogel's (Abdel-Wahed) am Tsadsee und Fittre-See bestimmte er in wenig differirenden Epochen und dessen Ankunft in Wara hatte ihn im höchsten Maasse interessirt. Er, selbst in Wara bekannt, beantwortete mir meine Fragen über das Schicksal unseres heldenmüthigen Reisenden mit genauen Details. Leider scheinen sich nach diesen die unglücklichen Nachrichten des Schech Abdullah in gesteigertem Maasse zu bewahrheiten. Den ganzen Vorfall wie ersterer berichtend, bezeichnet er den sogenannten „,Heiligen Berg" mit dem Namen Djebel it driat. Auf der Spitze desselben befindet sich eine grosse Gupa mit weiss übertünchten Stei

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