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in den früheren Jahrgängen aufgeführt und zwar meist da, wo die neueren Messungen des Geographen-Ingenieurs Hrn. de Lange vorlagen, der irre ich nicht in den letzten Jahren mit der Aufstellung dieser Liste beauftragt war. Allerdings muss er zu seinen eignen Angaben das meiste Vertrauen haben; da es aber einmal Gebrauch in dieser Liste ist, auch frühere Höhenangaben vergleichungsweise mit aufzuführen, so mögen Sie mir gestatten, nach dem Almanach pro 1856 einige Höhen aufzuführen, welche daselbst nach mehreren Beobachtern angegeben sind.

Aus unten stehender Zusammenstellung ergiebt sich in den meisten Fällen für die de Lange'schen Beobachtungen ein höheres Resultat.

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glied für die ganze Reise anzuschliessen, so erbot ich mich, wenn die Umstände es erlaubten, wenigstens zur Mitwirkung und Beförderung des Unternehmens, Bearbeitung eines Theils des gesammelten Materials u. s. w. Der Plan der Herren war, den Nil mit einem eigens dazu konstruirten Dampfboot aus Gussstahlplatten von kaum ein Fuss Tiefgang zu befahren, das bis Juli d. J. in England von Stapel laufen sollte. Das Schiff hat 36 Fuss Länge, macht gut acht Engl. Meilen per Stunde gegen die mittelmässige Strömung und kann im Nothfall durch künstlich bereitetes Feuerungsmaterial, das sehr wenig Raum einnimmt, geheizt werden. Die nöthige Ausrüstung und Approvisionirung soll ganz in England geschehen. Die wichtigste Angelegenheit war nun vor der Hand, die Erlaubniss des Vicekönigs von Ägypten für Passage des Schiffes auf dem Mahmudie-Kanal und südwärts bis über die Grenzen des Türkischen Sudan zu erhalten, der verschiedene Schwierigkeiten ernster Art im Wege lagen; doch ertheilte sie Saïd Pascha grossmüthigst. Die schriftliche Ertheilung des Firmans erfolgte aber erst vor etwa einem Monat und zu spät, um für das laufende Jahr noch mit Erfolg auf eine Reise mit Benutzung des hohen Nil-Standes zählen zu dürfen; auch waren in England einige Zwischenfälle eingetreten und die Expedition ist auf nächsten Mai verschoben, das Dampfschiff übrigens bereits ganz fertig und ausgerüstet."

Neuestes aus den Nil-Ländern, Abessinien u. s. w. Demselben Schreiben entnehmen wir folgende interessante Nachrichten: „Der Gesundheitszustand in Ägypten ist der beste und das viele von der Alexandriner Sanitäts-Intendanz erhobene Pestgeschrei läuft auf einen blinden Lärm hinaus, ` der bloss den allgemeinen Vortheil haben dürfte, dass die Quacksalber der Intendanz durch gebildete Mediziner ersetzt werden müssen. Es stellt sich auch mehr und mehr heraus, dass die Epidemie in Benghasi nicht Pest, sondern Hungertyphus ist, hervorgerufen durch jahrelanges verzweifeltes Elend, in welchem sich die Bewohner befinden.

,,Aus dem Sudan habe ich eben keine zuverlässigen Nachrichten von Bedeutung. In Abessinien hatte bis Juni der Bürgerkrieg fortgewüthet. Kaiser Theodor ist bloss Meister in Amhara und über einige Galla-Stämme und hat sich noch nicht entschliessen können, dem Gegenkaiser Agow Negussi die Spitze in offener Feldschlacht zu bieten. Auch Schoa, das sich Theodor vor zwei Jahren unterwarf, soll in grosser Gährung sein. Der Englische Konsul Plowden, der Englische Ingenieur Bell und ein Deutscher Namens E. Zander befinden sich immer noch in Amhara und um die Person des Kaisers, während der Französische Konsul in Massaua dem Agow Negussi huldigt.

,,Von Chartum aus waren Ende letzten Herbstes einige 60 Handelsschiffe auf dem Weissen Nil abgegangen, mehr aber um den Sobat und Bahr el ghasal zu befahren, als den sogenannten eigentlichen Bahr el abiad, auf dem theils wegen der ewigen Händel zwischen den Schwarzen und den Elfenbeinjägern, theils vielleicht wegen wirklicher Abnahme der Elephanten jetzt sehr wenig Geschäfte gemacht werden. Auch fällt der Werth der Conterien (GlasperlenSchnüre), mit denen bis jetzt vorzüglich die Tauschgeschäfte betrieben wurden, gewaltig und die Schiffe führen mehr

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Die Hebung des Australischen Kontinents. - Der ,,Hamburgische Correspondent" vom 13. Aug. d. J. enthält ein kurzes Referat über den Vortrag, welchen ein wissenschaftlich gebildeter Deutscher, Dr. Ludwig Becker, in einer Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Melbourne über einige Erscheinungen hielt, die auf eine rasche Hebung wenigstens eines Theils von Australien schliessen lassen. Durch mehrere an Ort und Stelle gewonnene Erfahrungen konstatirte er die Thatsache, dass während der letzten zwölf Monate der Meeresgrund von Hobson's-Bai sich um Ferner wies er nach, wie das vier Zoll gehoben habe. Fussgestell der Flaggenstange am Hafen noch vor fünf Jahren unmittelbar am Strande sich befunden und zur

Fluthzeit von dem Meere häufig bespült wurde, während jetzt zwischen der Flaggenstange und dem Wasser eine breite Strecke trockenen Landes liege, welches mit üppiger Vegetation bedeckt ist und auf welchem zahlreiche Häuser und Zelte stehen, während sich noch vor wenigen Jahren das Meer daselbst behauptete. In der benachbarten Kolonie Süd-Australien sei es durch die genauen Messungen der technischen Beamten unzweifelhaft dargethan, dass die ganze Eisenbahn seit der Eröffnung derselben im vorigen Jahre sich um vier Zoll gehoben habe. Im Jahre 1802 wurde die ganze Südküste von dem berühmten Entdecker und Weltumsegler Kapitän Flinders von der Engl. Marine mit grosser Sorgfalt hydrographisch untersucht und die Tiefe des Meeres vermessen. Seine von der Admiralität herausgegebenen Karten galten bisher als nautische Autorität, doch sind seine Tiefenmessungen in Folge der Hebung des Meeresgrundes jetzt nicht mehr zuverlässig. So z. B. sind an einer Stelle in Lacepede-Bai, wo Flinders zehn Faden Wasser fand, jetzt nicht mehr als sieben Faden vorhanden. Der Boden muss sich demnach in 56 Jahren um 18 Fuss gehoben haben, was mit der oben bemerkten jährlichen Hebung um vier Zoll genau übereinstimmt. Die Kolonialregierung sei von dieser Sachlage vollkommen unterrichtet und von der Thatsache so überzeugt, dass sie eine neue hydrographische Aufnahme der Küste angeordnet habe 1). Als weiteren Grund für die Richtigkeit dieser Theorie führt der Vortragende an, dass die verheerenden Überschwemmungen, denen Melbourne früher ausgesetzt war, seit vielen Jahren allmälig aufgehört haben, und ferner, dass die Vorsetzen und Quai-Mauern von Melbourne gegenwärtig sechs Fuss höher gegen das Niveau des Meeres stehen, als vor 20 Jahren. Anderweitige Beobachtungen hätten zu dem Schlusse geführt, dass diese Hebung sich auf den ganzen Australischen Kontinent erstrecke. Der Referent hält es für wahrscheinlich, dass dieser Kontinent sich erst in verhältnissmässig neuer Zeit aus dem Meeresgrunde erhoben habe. Gewisse geologische Erscheinungen, z. B. der Mangel an vielen in der Alten Welt vorkommenden Sedimentschichten, führten zu der Ansicht, dass Australien eine lange Zeit hindurch Meeresboden bildete, als andere Länder, namentlich in der nördlichen Hemisphäre, mit der üppigsten Vegetation bedeckt waren und zum Theil als Tummelplatz für vollkommen entwickelte Thiere dienten. Andere Anzeichen finde man in den vielen Salzsee'n des Innern, die nicht, durch grosse Flüsse gespeist, das 'Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Verdunstung erhalten, sondern durch die Hebung des Landes von dem Ocean abgeschnitten sind und einer allmäligen, aber sicheren Eintrocknung entgegen gehen. Nach Europa erst kürzlich zurückgekehrte Kolonisten hätten ihn versichert, dass sie im Innern Süd-Australiens, Hunderte von Meilen von der Küste und vom Meere durch hohe Bergketten gänzlich abgeschnitten, unabsehbar grosse Strecken Landes gefunden ohne eine Spur von Vegetation, die auch durch die schöpferische Kraft des herrlichsten Klima's sich

1) Diess dürfte sich jedoch nur auf die Punkte beziehen, wo man Anzeichen einer Hebung gefunden hat. Das Seichterwerden von Buchten und Baien an einzelnen Stellen wird übrigens, wie bekannt, sehr häufig durch rein lokale Ursachen und Vorgänge bedingt. A. P.

in diesem Augenblicke kaum entwickeln könne, denn der Boden bestehe aus trockenem Seesand, vermischt mit Grand und Gerölle, und den Schalen der im südlichen Ocean noch lebenden Muscheln, Krebse und anderer Schalthiere, die theilweise so vollkommen erhalten seien, als wenn das Meer erst gestern abgelaufen wäre.

Neu-Seeland, ein günstiges Auswanderungs-Gebiet. Die Berichte über die rasch aufblühenden Kolonien NeuSeelands sprechen sich fast einstimmig dahin aus, dass diese Inseln die günstigsten Bedingungen für Europäische Auswanderer vereinigen und in nicht ferner Zeit eine der wichtigsten Europäischen Besitzungen auf der südlichen Halbkugel sein werden. In diesem Sinne schreibt uns auch ein Deutscher, Herr Julius Hanf in Auckland auf Neu-Seeland, unter dem 28. Mai d. J.: . . . . „Es sind leider, ich sage leider, nur wenige Deutsche Kolonisten hier, aber diese wenigen erfreuen sich des besten Fortganges ihrer Unternehmungen und man kann dasselbe, wie ich von zuverlässiger Seite höre, von unseren Landsleuten in Canterbury und Nelson sagen. Wohl giebt es kein Land, wo das Klima und das Leben dem Deutschen Charakter und Gemüthe so zusagt, als in Neu-Seeland, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn durch meine Mittheilungen die Auswanderungslustigen, anstatt nach dem unsicheren Australien oder Amerika zu gehen, hierher gezogen würden. Hier ist für den Mann, welcher arbeiten will, wirklich das Gelobte Land und es wird Neu-Seeland einstens seiner natürlichen Vorzüge und seiner herrlichen Lage wegen eine grosse Rolle in der Weltgeschichte spielen. Wenn man bedenkt, dass die Urbevölkerung noch immer so stark als die eingewanderte ist, dass der Maori-Stamm, was Körperbildung und Intelligenz anbelangt, zu den ersten des Stillen Oceans gezählt werden kann, so dürfte es nicht auffallen, dass sich hier die merkwürdigsten Kontraste vereinigt finden. Noch vor zwanzig Jahren war Kannibalismus im Innern des Landes an der Tagesordnung und es wurden viele Fehden, nur um Menschenfleisch zu erobern, zwischen den einzelnen Stämmen begonnen und mit Erbitterung durchgeführt. Diess hat inzwischen aufgehört. Die Söhne der Wilden sind gute Christen geworden, sie haben sich dem Ackerbau und der Viehzucht gewidmet und bringen gleich den Kolonisten ihre Produkte zu Markte. Sie betheiligen sich an Wettrennen und Regatten, wobei es nichts Seltenes ist, dass die schwarzäugige Maori-Schöne, welche gewöhnlich in den Pa, eine Decke oder ein Stück Kattun, eingewickelt zu sehen ist, zu Pferde erscheint und dabei das lange Englische Reitkleid und den Amazonenhut mit wallender Feder und Schleier trägt.

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V. Tschudi's Erforschungsreisen in den Andes von SüdAmerika. Über die Hauptergebnisse der jüngsten Forschungen des trefflichen Reisenden Herrn v. Tschudi in Brasilien haben wir im neunten Hefte (S. 383) berichtet. Seitdem hat derselbe von Buenos Ayres aus den Süd-Amerikanischen Kontinent in nordwestlicher Richtung zu unserer grossen Freude auf einer Route durchschnitten, welche ihn durch jene grossartige und ausgedehnte Andes-Region zwischen Catamarca und Atacama führte, die noch so wenig bekannt ist und in deren westlichem Theile Dr. R. A. Philippi bisher die wichtigsten Aufnahmen und Entdeckungen gemacht hat 1). Herr v. Tschudi schreibt uns, an der Küste des Grossen Oceans angelangt, Folgendes von Cobija, de dato 17. Aug. 1858 (erhalten 6. Okt.): ,,Ich habe eben eine lange und sehr beschwerliche Reise zu,rückgelegt, nämlich von Buenos Ayres über Rosario, Cordova, Catamarca, Santa Maria, San Carlos, los Molinos, die Cordilleras nach Atacama und über Calama hierher nach Cobija. Der letzte Theil meiner Reise kann als Kompliment zu Philippi's Erforschung der Wüste von Atacama dienen. Sie werden kaum glauben, wie grundfalsch alle, auch die besten Karten die topographischen Verhältnisse der Provinz Catamarca darstellen. Ich habe mich bemüht, die möglichst genaue Kenntniss jener Gegenden zu erlangen, und hoffe, dass Sie mit Hülfe meiner Data ein Kärtchen zeichnen werden, das der Wahrheit so nahe als nur möglich stehen wird. Es thut in der That Noth, denn die Mondkarten sind genauer als die der Provinz Catamarca. Ich erlaube mir, Sie vor der Hand nur auf einen meiner Reisebriefe in der „,Allgem. Zeitung" aufmerksam zu machen, der vielleicht Ende Oktober oder Anfang November gedruckt werden dürfte und in dem ich einige der eklatantesten Irrthümer und Fehler angedeutet habe. 'Ich habe auch den ganz genauen Weg von Atacama über Antofogasta nach Copiapo verzeichnet, so dass auch nach dieser Seite hin Philippi's Karte genau ergänzt werden kann. Die Reise von Molinos nach Cobija ist ungemein beschwerlich. Ich habe in Peru 27 Mal die Cordilleras überschritten, es war aber ein Kinderspiel gegen die Cordilleras von Atacama. Ich litt namenlos von Kälte, Sturm und dem qualvollsten Durst. Sieben Nächte musste ich bei -8 bis 10° R. unter freiem Himmel kampiren, einmal sogar mitten in der Cordillera ohne Feuer, da nicht das geringste Brennmaterial zu finden war, nicht einmal so viel, um Schnee, neben dem wir lagerten, zu schmelzen und den brennenden Durst zu löschen. Obgleich ich ausgezeichnete Thiere hatte, zwei überzählige zum Wechseln mitnahm, täglich 12 bis 14 Stunden, den 3. August sogar 19 Stunden lang keinen Fuss aus dem Bügel setzte, so brauchte ich doch acht volle Tage von Molinos nach Atacama. Es sind 127 wohlgemessene Leguas. In den ersten Monaten des künftigen Jahres hoffe ich in Europa zurück zu sein. Ich werde noch einen Theil von Chile, Bolivia und Peru besuchen und dann wieder an den Atlantischen Ocean zurückkehren” 2).

1) S. Geogr. Mitth. 1856, SS. 52-71 und Tafeln 3, 4 und 5. 2) Der Augsb. Allgemeinen Zeitung vom 13. Oktober (Beilage) entnehmen wir noch Folgendes über diese Reise: Aus dem St. Galler Tageblatt ersehen wir, dass unser geehrter Mitarbeiter, v. Tschudi, nach

Von

Die Österreichische Novara - Expedition, von Ceylon bis Schanghai, 8. Januar bis 9. August 1858. In unseren früheren Berichten über die Österreichische Expedition auf der,,Novara" verfolgten wir dieselbe bis zu den Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam, bei denen sie sich, wie erwähnt, vom 19. November bis 7. Dezbr. 1857 aufhielt '). dort ging die Fregatte nach Point de Galle auf Ceylon und nach kurzem Aufenthalt weiter nach Madras, wo sie Ende Januar 1858 ankam. Die Herren Dr. Hochstetter und Frauenfeld hatten sich jedoch in Point de Galle auf kurze Zeit von der Expedition getrennt, um den Adam's-Pik zu besteigen, und fuhren dann auf dem vortrefflichen Postdampfer,,Nubia" in 47 Stunden nach Madras, während die ,,Novara" hierzu trotz einer für die Nordost-Monsunperiode sehr glücklichen Fahrt 14 Tage brauchte. Am 10. Februar wurde die Reise nach den Nikobaren fortgesetzt und am 23. Februar in der nordwestlichen Bucht von Car Nikobar, der nördlichsten Insel des Archipels, geankert. Hier hielten sich die Mitglieder der Expedition etwa eine Woche auf, untersuchten darauf die unbewohnte, dicht bewaldete

ausserordentlichen Mühen und Gefahren glücklich in Cobija an der Amerikanischen Westküste angekommen ist. Wir haben seit dem letzten Brief aus Montevideo noch keine Nachricht erhalten. (Seitdem sind v. Tschudi's Briefe über seine Reise ,,vom Atlantischen an den Stillen Ocean" in den Beilagen zu Nr. 308, 313 und 314 der Allg. Ztg. veröffentlicht worden und wir werden darauf in Kurzem zurückkommen. A. P.) Am 8. Juni soll der berühmte Reisende seine Wanderung durch die PlataStaaten angetreten haben. Es scheinen sich dabei seine Besorgnisse über das Passiren der Cordilleren im Winter leider nur zu sehr erfüllt zu haben. Es heisst in dem Schweizer Blatt:,,Nach einem beschwerlichen und mühevollen Ritt durch die unermesslichen Pampas über Rosario und Cordova nach Catamarca fand v. Tschudi alle Cordillerenpässe nach Chile bis tief hinunter verschneit und musste mit einem Umweg von ein paar hundert Stunden einen Übergang nach Bolivia nördlich suchen. In Molinos, 131 Leguas von Catamarca, bereitete er sich zum Übergang vor, trat denselben am 29. Juni an und langte nach namenlosen Beschwerden und Leiden am 5. August in Atacama an. Sieben Nächte lang kampirte er bei acht bis zehn Grad Kälte unter freiem Himmel, mehrmals ohne Feuer, da von Brennmaterial keine Spur zu finden, ohne nur das Eis oder den Schnee, auf dem er mit den beiden ihn begleitenden Indianern lagerte, schmelzen zu können, um den qualvollen brennenden Durst, der ihre Leiden fast zum Wahnsinn steigerte, zu stillen. Ein furchtbarer Sturm schnitt beinahe die Respiration ab auf einer Höhe, wo wegen des verminderten Luftdruckes das Athmen ohnehin sehr beschwerlich ist. Dabei mussten täglich 12 bis 14 Stunden auf den Thieren zugebracht werden. Am 3. August liess unser Reisender, da es vor Kälte nicht mehr auszuhalten war, Nachts 11 Uhr aufsatteln, ritt gegen Mitternacht ab und setzte bis den künftigen Tag Nachts 7 Uhr, also 19 Stunden lang, keinen Fuss aus dem Bügel. Die Kälte war dabei so grimmig, dass er und seine Begleiter glaubten, das Fleisch falle ihnen fetzenweise vom Körper. Diesem Tag folgte wieder eine schlaflose Nacht unter freiem Himmel, neben einem Stein, vom Wind gepeitscht, ohne Feuer und Wasser. Fast bis zum Tod erschöpft machte man in Atacama einige Rasttage und setzte dann die Reise durch die Wüste fort; es waren noch fünf beschwerliche Tage: die Nächte eisig kalt, die Tage durch die sengende Tropensonne erstickend heiss, dabei ringsum nur Sand und Kies und Gerippe von Tausenden von gefallenen Lastthieren. Mit unendlicher Freude begrüsste unser Reisender endlich den Stillen Ocean. Von Buenos Ayres nach Bolivia hatte er 488 Deutsche Meilen zurückgelegt. Um diese Reise zu machen, brauchte er 661⁄2 Tage, die unumgänglich nothwendigen Rasttage, um sich frische Thiere zu verschaffen, eingerechnet; diese abgezogen, legte er täglich 21 Wegstunden zurück. Am 19. August wird Dr. v. Tschudi mit dem Dampfer nach Valparaiso abgereist sein, nach kurzem Aufenthalt in Chile nach Bolivia zurückzukehren und von da die Reise nach Peru fortzusetzen."

1) S. Geogr. Mittheil. 1858, Heft III, S. 121, Heft IV, S. 170.

um

Insel Tillangschong, nahmen den schönen, vielbuchtigen Hafen von Nangkaury auf, besuchten die kleinen Waldinseln Treis und Track bei Klein-Nikobar, nachdem sie zuvor zwischen Kamorta und Katschal hindurch und bei Teressa und Bompoka vorbeigesegelt waren, brachten einen Tag auf der Insel Milu, nördlich von Klein-Nikobar, einen zweiten auf Kondul im Georg's-Kanal zu und landeten an mehreren Punkten von Gross-Nikobar. Obgleich die Untersuchungen in dem noch so wenig bekannten Archipel der Nikobaren nur 32 Tage währten und sich fast ausschliesslich auf den Saum der Küsten beschränkten, SO wurde doch eine reiche naturwissenschaftliche, ethnographische und linguistische Ausbeute gewonnen und in nautischer Beziehung manche Ergänzung zu den Arbeiten der Dänischen Korvette,,Galathea" geliefert, welche unter Steen Bille den Archipel im J. 1846 mit dem Plan einer Besitzergreifung und Kolonisirung besuchte. Für die Position der Inseln ergab sich in den Längen eine Differenz mit den Beobachtungen der ,,Galathea", die für die nördlichen Inseln weniger, aber gegen Süden zunehmend für GrossNikobar einen halben Grad beträgt; dagegen stimmten die Resultate, aus den Angaben von sieben Chronometern erhalten, mit den Mittelzahlen der in Horsburgh's berühmtem Werk angeführten zuverlässigsten Englischen Beobachtungen aufs Vollkommenste. Die „Novara" bereitet desshalb nach ihren Aufnahmen und Beobachtungen eine neue Redaktion der Dänischen Karte der Nikobaren vor, der vollständigsten, die man bis jetzt besass. Von den früheren Dänischen Ansiedelungen waren kaum mehr Spuren zu entdecken, die Häuser waren zerfallen, die Brandung spielte mit den Ziegeln, über Gärten und Wege war hohes Gras und dichter Wald gewachsen. Die Eingebornen zeigten sich äusserst scheu und misstrauisch, Weiber und Kinder kamen nie zum Vorschein, ganze Dörfer wurden bei dem Herannahen der Fregatte verlassen. Hatten die Reisenden Zeit, sich länger an einem Orte aufzuhalten, so dass die Eingebornen ihre friedlichen Beschäftigungen beobachten konnten, so erschienen gewöhnlich einige der muthigsten. und brachten Schweine, Hühner, Eier, Bananen, Ananas, Kokosnüsse zum Geschenk. ,,Das werthvollste Gegengeschenk", schreibt Dr. Hochstetter,,,das man einem Nikobarenser für seine Gaben machen kann, ist ein schwarzer Cylinderhut; ja die europamüden Exemplare dieser Gattung Kopfbedeckung stehen bei ihnen förmlich im Preis, im Preis von 1500 Kokosnüssen! So kenne ich wenigstens Ein Volk, das diese hehre Erfindung unserer Kultur in vollem Maasse zu schätzen weiss; sonderbar genug, dass es Wilde sind, die das Salonstück als einziges Toilettstück auf nacktem Körper tragen." Gegen die Einflüsse des verrufenen Klima's der Nikobaren suchten sich die Mitglieder der Expedition dadurch zu schützen, dass sie die Nächte ohne Ausnahme am Bord des Schiffes zubrachten. Es stellten sich zwar eine Anzahl Fieberanfälle ein, aber sie waren schwach und verschwanden schnell wieder 1). Am 26. März verliess die,,Novara" Gross-Nikobar und segelte direkt nach Singapore. Hier blieb sie nur sieben Tage (15. bis 21. April),

1) S. über den Aufenthalt der ,,Novara" bei den Nikobaren die interessanten Briefe Dr. Hochstetter's im Abendblatt der Wiener Zeitung, Nr. 121-130.

da die Cholera am Lande und auf mehreren Schiffen im Hafen ausgebrochen war, und verfolgte ihren Weg nach Batavia. In der Gaspar-Strasse feierte sie am 30. April den Jahrestag ihrer Abreise von Triest; ein Seeweg von 20,773 Nautischen Meilen lag hinter ihr, den sie in 238 Tagen zurückgelegt hatte, während 127 Tage für den Aufenthalt am Lande an neun verschiedenen Stationen geblieben waren.

Das zweite Jahr der Expedition begann in sehr erfreulicher Weise mit dem Aufenthalt zu Batavia (5. bis 29. Mai). Was in dem Bereich der Möglichkeit einer reichen, mächtigen Regierung liegt, wie es die Holländische Regierung auf Java ist, war aufgeboten worden, um den Mitgliedern der Expedition die kurze Zeit ihres Aufenthaltes so angenehm als möglich zu machen. Glänzende Diners, Bälle, grossartige Jagdpartien und Festlichkeiten aller Art entschädigten reichlich für die vorhergegangene einförmige Seefahrt, aber es fehlte auch nicht an wissenschaftlichen Genüssen. Von allen Seiten strömten Schätze an ethnographischen, anthropologischen und naturhistorischen Sammlungen herbei und einige Ausflüge nach dem Gipfel des 9326 Par. Fuss hohen Gunong Pangerango, der zuerst im Jahre 1839 von Junghuhn bestiegen wurde, und nach dem benachbarten thätigen Krater des 9230 Fuss hohen Gedeh, nach Lembang, dem Wohnorte Junghuhn's, und dem sich darüber erhebenden Vulkan Tankuban Praauw mit seinen beiden Kratern gaben Gelegenheit, selbst einen Einblick in die reiche Natur Java's zu gewinnen. Von Batavia erreichte die,,Novara" in 17 Tagen (am 15. Juni) Manila. Nachdem man die östlich von der Stadt gelegene, mit ihr durch den Pasig-Fluss verbundene Laguna de Bay, ein grosses, kreisrundes, von einem kraterähnlichen Wall von Lavablöcken eingefasstes und von der üppigsten tropischen Flora und Fauna umgebenes Süsswasserbecken, besucht und sich mit einem bedeutenden Vorrath von Manila-Cigarren versehen hatte, wurde die Reise am 26. Juni nach Hongkong fortgesetzt. Wegen der grossen Hitze, welche in den Sommermonaten zu Hongkong herrscht, und der ungünstigen politischen Verhältnisse konnte der dortige Aufenthalt (5. bis 18. Juli) nicht so nutzbringend sein, als man gehofft hatte, doch wurden von den Naturforschern mehrere Exkursionen in das Innere der gebirgigen Insel bis nach Little-Hongkong an der Südküste und nach Ma-, cao ausgeführt, während der Commodore von WüllerstorfUrbair mit einigen Offizieren Canton besuchte. Auf Hongkong wie in Schanghai, wo die,,Novara" bis zum 8. oder 9. August verweilte, wurden auch die Sammlungen durch das bereitwillige Entgegenkommen der Regierung und Privaten ansehnlich vermehrt, namentlich erhielt man werthvolle Chinesische Werke, Karten, interessante Plakate der Rebellen, Vokabularien der Chinesischen und Koreanischen Dialekte, naturhistorische und ethnographische Gegenstände aller Art. Von Schanghai aus sollte die Reise über die Marianen, Karolinen und Salomon's-Inseln nach Sydney fortgesetzt werden, wohin man frühestens in drei Monaten zu kommen hoffte. Wie uns Dr. Scherzer aus Schanghai unter dem 31. Juli schreibt, kann man schon in nächster Zeit der Publikation eines Theiles der von den Mitgliedern der Expedition ausgeführten Arbeiten entgegenschen,,,namentlich wird diess mit den geodätischen, meteo

rologischen, astronomischen, magnetischen und naturwissenschaftlichen Arbeiten auf der Insel St. Paul und auf den Nikobaren, so wie mit einer umfassenden Arbeit Commodore Wüllerstorf's über Cyklonen oder Drehwinde der Fall sein). In allen Zweigen der Wissenschaft sind grossartige Materialien gesammelt worden.”

Neueste Geographische Literatur.

EUROPA.

Bücher.

1. W. Fix: Übersichten zur äusseren Geschichte des Preussischen Staats. Ein Hülfsbuch für Lehrer und Freunde der vaterländischen Geschichte, zugleich Erläuterungsschrift zu der Wandkarte zur Geschichte des Preuss. Staats". Berlin, 1858. Mit Karte.

2. Leop. Kastner: Der Dampfer. Vollständiges Lexikon der Eisenbahn- und Dampfschifffahrten in Europa. Wien, 1858. Mit einer Eisenbahnkarte.

3. Leop. Kastner: Führer für Reisende auf Eisenbahnen und Dampfschiffen in Österreich, nebst den Verbindungen mit dem Ausland u. s. w. Wien, 1858.

4. E. Hassenkamp: Geognostische Beschreibung der Braunkohlenformation in der Rhön. Würzburg. (Ohne Jahrzahl.) Mit einer Steindrucktafel.

5. E. F. Glocker: Geognostische Beschreibung der Preuss. OberLausitz; theilweise mit Berücksichtigung des Sächsischen Antheils u. s. w. Mit 50 Figuren in Holzschnitt, einer lithographirten Tafel, einer geognostischen Karte und einer Karte der land- und forstwirthschaftlichen Bodenklassen. Görlitz, 1857.

6. Das Vaterlandsbuch. Illustrirte Haus- und Schulbibliothek zur Erweiterung der Heimathskunde und Erweckung vaterländischen Sinnes. Herausgegeben unter Mitwirkung von Direktor Dr. E. Vogel in Leipzig, Schulrath J. Wenzig in Prag und Oberlehrer F. Koerner in Halle. Leipzig, 1856-1858. 1) Vaterländische Bilder aus Österreich, Bd. 1-3; 2) Geographische Bilder aus Preussen, Bd. 5—6. 7. J. A. N. Perier: Fragments ethnologiques. Etudes sur les restiges des peuples Gaëlique et Cymrique dans quelques contrées de l'Europe occidentale etc. Paris, 1857.

8. F. Chr. Schübeler: Über die geographische Verbreitung der Obstbäume u. beerentragenden Gesträuche in Norwegen. Hamburg, 1857.

9. Katalog von Karten, Plänen, Atlanten, Medaillen, Kupferstichen, Büchern und geodätischen Instrumenten, die im Kriegstopogra phischen Dépôt des Generalstabs Sr. Kaiserl. Majestät bearbeitet und gravirt und im Magazin dieses Dépôts verkäuflich sind. St. Petersburg, 1858. Mit 27 Übersichtskärtchen. (In Russischer Sprache.)

10. Catalogue des Chartes et Plans gravés au dépôt militaire de Etat-Major Impérial et qui se vendent au magazin de dépôt etc. St.-Pétersbourg, 1858.

11. Catalogus van nagenoeg alle werken en kleine stukken over Neerlands Waterstaat etc. Amsterdam, 1855.

Aufsätze.

12. Die Waaren-Ein- und Ausfuhr im Königreich Dänemark, den Herzogthümern Schleswig-Holstein und den mit diesen in Zollverband stehenden Fürstl. Lübeckischen und Hanseatischen Enklaren im Jahr 1856. (Preuss. Handels-Archiv, Nr. 10, 1858.)

13. Prof. Dr. Kriegk: Über die Thessalische Ebene. (Programm des Gymnasiums zu Frankfurt a. M., Ostern 1858.)

14. Delitsch: Zur Geschichte der Sächsischen Landkarten. (Programm der Realschule zu Leipzig, Ostern 1858.)

15. Dr. A. Ficker: Statistische Übersicht der Österreichischen Gymnasien und Realschulen am Schlusse des Schuljahres 1856 57. (Zeitschrift für die Österreichischen Gymnasien 1857, Heft XII)

1) Es ist uns bereits ein ,,Beitrag zur Theorie der Luftströmungen und der Vertheilung der Winde auf der Oberfläche der Erde, von Commodore B. v. Wüllerstorf-Urbair" als Separat-Abdruck aus den Mittheilungen der K. K. Geogr. Gesellschaft, 2. Jahrgang, Heft II, zugekommen, in welchem speziell die Theorie der Cyklonen behandelt und die Karte eines von der ,,Novara" bei St. Paul am 28. bis 30. Novbr. 1857 beobachteten Drehwindes veröffentlicht wird. A. P.

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