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genannt; diese haben aber mit jenen höchstens die schwarze Haut gemein und sind sonst in Sprache und Sitte vollständig von ihnen unterschieden. Die Damra selbst protestiren gegen eine solche Auffassung, wenn sie sich Hau Daman nennen, d. h. „,rechte Daman" oder Hau Koin, d. h.,,rechte Menschen". Man fand noch vor wenigen Jahren Werfte der Damra auf dem Unuma - Gebirge; so weit haben sie nachweislich gegen Süden gewohnt. Sie sind indessen in ähnlicher Weise von den Namaqua und Orlam ausgerottet und unterjocht worden und werden noch immer unterjocht, wie es mit den Saan jener Gegenden geschehen ist. Doch findet man noch jetzt kleine freie, unter eigenen Kapitänen stehende Damra-Werfte in den Bergen zwischen 'Kuisib und Zwachaub, mitten unter Namaqua. Im Norden des Zwachaub behaupten sie schwer zugängliche Höhen, wie Erongo, Ketjo, Konjati und den Gebirgszug, aus welchem die Zuflüsse des Omuramba kommen, gegen die Angriffe der Hereró, die diess Damra-Land vor noch nicht 100 Jahren in Besitz nahmen. Als vollständig freie Leute aber und als Herren des Landes wohnen sie am untern Laufe des Omuramba, und zwar hier mit den freien Stämmen der Saan in gutem Einverständniss beisammen.

Dieses schwarze Volk nun redet die HottentottenSprache. Man hat diese merkwürdige Erscheinung daraus erklären wollen, dass die Damra die Sprache ihrer Unterdrücker, der Namaqua, angenommen haben. Allein zunächst ist noch gar nicht ausgemacht, dass sie den Nama

Dialekt reden. Leider ist die Untersuchung darüber bis jetzt sehr ungenügend geführt worden; man berichtet nur, sie sprächen Nama, aber schlecht; das erinnert an die Saan. Sodann bleibt es bei dieser Annahme völlig unerklärt, wie die freien Damra - Stämme zu dieser Sprache gekommen sein sollen. Und endlich ist bei ihnen nicht die Spur einer Erinnerung vorhanden, dass sie jemals anders geredet hätten. Wir lassen also jene Annahme fallen. Näher scheint es zu liegen, an eine Übertragung des SaaDialekts auf die Damra zu denken. Hoffentlich werden bald Damra-Vokabulare zu Gebote stehen; dann wird man sehen können, ob und wie weit Dama und Saa übereinstimmen. Uns ist das von vorn herein wahrscheinlich, da zwischen beiden Volks-Stämmen ein besonders gutes Vernehmen Statt findet, welches eine Paritäts-Stellung beider vermuthen lässt. Ob nun desshalb in beiden oder in einem oder dem andern die Urbewohner Süd-Afrika's zu sehen seien, das ist etwas so Hypothetisches, dass wir diese Frage hier einfach ruhen lassen. Aber das scheint uns von der grössten Wichtigkeit zu sein, bei der Entdeckung des Innern Süd-Afrika's darauf zu achten, ob unter den Schwarzen die Hottentotten-Sprache sich weiter nach Norden fortsetzt. Sollte dann auch im ganzen Innern nichts weiter von einer gelben Haut zu finden sein, so wäre die Verbreitung der Sprache Grund genug, einen auf dem Landwege vermittelten Zusammenhang des Nordostens und Südwestens Afrika's anzunehmen.

Der Indische Archipel.

Von H. Zollinger auf Java1).
(Nebst Tafel 3.)

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1) Wie wir bereits im vorigen Hefte dieser . Zeitschrift (p. 1) erwähnt haben, ging uns diese Arbeit in drei Briefen aus Java de dato: 16. Mai, 13. und 30. Oktober 1857, zu; im ersten derselben heisst es bezüglich des vorliegenden Aufsatzes: Da ich Ihnen von Zeit zu Zeit Mittheilungen aus dem und über den Indischen Archipel machen werde, so dürften einige einleitende Worte als Grundlage meiner künftigen Darstellungen sehr am Platze sein und für den Leser manchen Fingerzeig enthalten, der ihm das Verständniss nicht nur erleichtern, sondern auch eine, wenn ich nicht irre, neue Anschauungsweise gewähren wird. Wenn meine Ideen, wie ich sie hier in kurzen Zügen entwickeln werde, nicht so neu sein sollten, wie sie mir scheinen, so kann ich doch mit gutem Gewissen versichern, dass ich sie nirgends geschöpft habe, als aus der Anschauung selbst, und dass mir bis jetzt kein Werk bekannt ist, aus dem ich sie hätte entnehmen können."

a) Im Süden durch den 120 Südl. Br. vom 90 bis 140° Östl. L. von Paris.

b) Östliche Seite. Erst vom 12 bis 10° Südl. Br. längs dem 140 Längengrade und von hier über das Kap de Dumont d'Urville und bis zum Nordost-Kap der Insel Formosa in nahezu 26° Nördl. Breite.

c) Nördliche Seite. Erst die Nordküste von Formosa bis zum Nordwest-Kap derselben Insel; von hier bis zum Kap Negrais in Hinter-Indien und dem 90° Östl. L. Diese Linie streicht nahezu über die Flussmündungen der Flüsse von Sangea, Thaimen und Irawaddi, also über den Hintergrund der Meerbusen von Tonkin und Martapan.

d) Die westliche Seite wird abgeschlossen durch den. 90o Östl. L., so dass die Archipele der Andaman- und Ni

kobar-Inseln ebenfalls innerhalb der Grenzen begriffen sind, wie im Süden die Kokos- und Weihnachts-Inselchen. Formosa ist auf diese Weise auch noch in das grosse Areal des Indischen Archipels eingeschlossen. Es sprechen hiefür verschiedene Gründe. Diese grosse Insel bildet gleichsam den nördlichen Schlussstein der bezeichneten Inselwelt und soll überdiess vulkanischer Art sein und im Innern eine Bevölkerung haben, die eher der Malayischen oder Oceanischen Race angehöre, als der Mongolischen.

Nehmen wir die südöstliche Inselwelt in ihrem grossen Ganzen, dessen kontinentalen Mittelpunkt Borneo bildet, so unterscheiden wir zwei Theile:

1) einen intrakontinentalen, d. h. die ganze Inselwelt zwischen den Kontinenten von Australien und Asien, wie ich sie so eben umschrieben habe, und

2) einen extrakontinentalen, der im Osten des 140. Längengrades peripherisch die Insel Neu-Guinea und den Australischen Kontinent umkreist und weiterhin in zahllose Inselgruppen sich auflöst.

Der letztere Theil ist in der Geographie längst unter dem Namen von ,,Polynesien" bekannt. Als analoge Benennung für den ersten Theil schlage ich den schon von Französischen Geographen angewendeten Namen „Malesien" vor, eigentlich eine Abkürzung für den Namen Malainesien, der nicht mit Unrecht auf die Präponderanz des Malayischen Stammes und mit noch grösserm Recht auf die vorherrschende Verbreitung der Malayischen Race hinweist. Ich ziehe die wohlklingende Benennung Malesien derjenigen von Melanesien vor, weil letztere mit vollem Rechte nur auf die Inseln passt, welche von Menschen des Papuanischen Stammes bewohnt werden, also nur auf die Inseln des südöstlichen Gebietes.

Sollte meine nördliche Grenze zu weit gezogen erscheinen, so schlage ich vor, dieselbe vom 90. Längengrade an über die Südspitze der Halb-Insel von Martapan nach dem Durchschnittspunkte des 1200 der Länge und des 200 Nördl. Br. zu ziehen und von da wieder bis zum Kap d'Urville. Dann fallen die insularen Glieder des Chinesischen Kontinentes, wie Formosa und Hainan, nicht mehr in das Areal des eigentlichen Indischen Archipels. Die Geographen in Europa mögen hierüber entscheiden. Meine Ansicht ist bloss ein bescheidener Vorschlag.

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Philippinen dennoch eine sehr deutliche Fortsetzung dieses vierten Gliedes. Wir werden gleich sehen, auf welche merkwürdige Weise diese viertheilige Bildung in den Archipelagischen Gruppen sich wiederholt. Im Ganzen genommen liegt die Indische Inselwelt in der Richtung von NW. nach SO. zwischen den beiden Kontinenten ausgebreitet und schliesst sich dort zunächst an Hinter-Indien und China, hier an Tasman's-, Arnheim's-Land und NeuSüd-Wales (oder Torres-Land) an. Schon die beiden Kontinente zeigen deutliche Übergänge zur insularen Bildung, indem sie sich in eine Reihe von Halb-Inseln auflösen, im NW. wie im SO. Noch entschiedener finden wir diese Transformationen in der Inselwelt selbst wieder. Es ist ein Gesetz, dass hier die grössten Inselmassen am nächsten an die Kontinente sich anschliessen und um so kleiner werden, je weiter sie sich von diesen entfernen.

Die drei Glieder ersten Ranges, drei der grössten Inseln der Erde, schliessen sich unmittelbar an die nahen Kontinente an: Sumatra, Borneo und Neu-Guinea. Drei Glieder des zweiten Ranges folgen darauf als die nächsten Glieder und mehr nach Innen gewendet: Java nach Sumatra, Celebes nach Borneo und Lusson nach Formosa, das insofern eine Ausnahme bildet, als hier das grössere Gebilde nach Innen, das kleinere nach Aussen liegt. Die westlichen Halb-Inseln Neu-Guinea's dürfen wir ganz ruhig als insulare Glieder des zweiten Ranges betrachten, welche vor die kontinentale Masse des eigentlichen Neu-Guinea gelagert sind. Und sollte man die Ansicht verwerfen, so treten hier Halmaheira (Gilolo) und zum Theil auch noch Amboina als Glieder des zweiten Ranges auf. Timor erscheint gegenüber den mächtigen Massen von Tasman'sLand ebenfalls als Glied des zweiten Ranges.

Hat schon diese Vertheilung der Ländermassen viel Gesetzmässiges, so ist die bereits erwähnte viertheilige Gliederung noch eine weit auffallendere Erscheinung. Ich habe sie zuerst angedeutet für den Kontinent Asien. Es bleibt mir nun übrig, sie noch weiter nachzuweisen.

Gliederung der insularen Massen und der anliegenden Kontinente. Zunächst ist es Hinter-Indien selbst, das eine Spaltung in vier parallele Erhebungen von vier Ländermassen erkennen lässt. Die westlichste besteht aus der Halb-Insel Martapan oder Martaban, begrenzt im Osten durch das Stromgebiet des Suluen und den Meerbusen von Martaban. Die zweite ist die äusserst merkwürdige kontinentale Verlängerung von Unter-Siam und der Halb-Insel von Malacca, die ihrem ganzen Wesen nach mehr Insel als Festland ist. Die dritte besteht aus dem Gebirgslande zwischen den Flüssen von Bankok und Kambodja oder den Provinzen Ost-Siams und den westlichen Provinzen Anams. Die vierte ist das Gebirgsland von Cochinchina,

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das sich parallel mit dem mächtigen Flusse. Kambodja's im Osten desselben von NW. nach SO. ausdehnt. Der Englische Reisende Earl will behaupten, dass diese vier Ketten durch Sumatra und Borneo sich fortsetzen und jenseits der Querreihe der Sunda'schen Vulkane in Timor und Australien aufs Neue emporsteigen').

Wir kennen die betreffenden Länder und Inseln noch zu wenig, um hierüber schon entscheiden zu können; denn es scheint mir, dass Earl's Auseinandersetzung noch allzu sehr hypothetischer Natur sei und viel zu wünschen übrig lasse.

Schon Sumatra zeigt Spuren dieser Zertheilung im SO. Vor den Niederungen Palembangs breiten sich die Inseln Banka und Billiton aus, während die Südküste in drei scharfe Spitzen ausläuft, die durch die Meerbusen von Samangka und Lampong von einander getrennt sind. Gegenüber auf Java korrespondiren drei ähnliche nordwestliche Vorsprünge, welche durch die vulkanischen Inselchen in der Sunda-Strasse mit jenen verbunden scheinen.

Weit deutlicher schon breitet sich Borneo in vier östliche Arme aus. Die nördliche Ecke schliesst sich durch die Banguei-, die Balabak-Inseln und die langgestreckte Insel Palawan an die Philippinen an. Den zweiten, nordöstlichen, Arm bildet die Halb-Insel Unsang; sie setzt sich in den Sulu-Archipel und durch diesen in den Archipel der Philippinen fort. Der dritte, östliche, Arm endet in dem Vorgebirge Kemungan und findet in dem nördlichen Celebes eine beinahe rechtlinige Fortsetzung. Eben so deutlich tritt der vierte, südöstliche, Arm in der Tana laut und der davor gelagerten Insel (Pulo) Laut hervor.

Die östliche vierfache Spaltung von Celebes und Halmaheira (Gilolo) noch näher nachweisen zu wollen, wäre Zeitverschwendung.

Anders verhält es sich mit den nördlichen und östlichen Inseln, wo eine Nachweisung nicht überflüssig sein dürfte. Der Philippinische Archipel sendet vier Arme oder Fortsetzungen nach Süden. Der westliche verbindet sich durch die Palawan-Inseln mit Nord-Borneo, der zweite durch den Sulu-Archipel mit Nordost-Borneo, der dritte vom südlichsten Vorgebirge Magindanao's aus mit dem nördlichen Arme von Celebes, der vierte endlich vom gleichen Ausgangspunkte durch die Morotai-Inseln mit Halmaheira.

Für Neu-Guinea lassen sich die vier Glieder sowohl nach dem Osten, als nach dem Westen nachweisen. Die letztern freilich sind weitaus schärfer ausgesprochen. Endlich wendet auch Australien in den Vorsprüngen von Neu

1) Earl, G. W., Contributions to the physical Geography of Southeastern Asia and Australia. London, 1853.

Süd-Wales (im Norden Kap York) und den dreien von Nordwest-Australien seine vier Arme nach dem NW., d. h. dem Centrum des Indischen Archipels.

So sehen wir die auffallende Erscheinung, dass alle kontinentalen Massen und die grössern Inseln im Indischen Archipel auf derjenigen Seite am stärksten gegliedert erscheinen, welche von den Kontinenten abgewendet und dem Herzen des Archipels zugekehrt ist, dass diese Erscheinung selbst für Asien und Australien im grösseren Maassstabe gilt, und ferner, dass diese Gliederung eine wiederholt viertheilige ist.

Es

Die geologische Bildung des Indischen Archipels. ist längst bekannt genug, dass die Indische Inselwelt aus vorherrschend vulkanischen Gebilden zusammengesetzt ist und zu den vulkanreichsten Gebieten der Erde gehört. Indessen müssen wir uns die Vertheilung der Vulkane sowohl als der geologischen Massen überhaupt doch noch etwas näher betrachten.

Die Indische. Vulkanenreihe beginnt an der Westküste von Martaban mit einem Inselchen, Tscheduba genannt, in etwa 190 Nördl. Br. Sie zieht sich dann in der Form von dem Viertheil eines Kreisbogens über die Andamanund Nikobar-Inseln, über Sumatra, Java und die kleinen Sunda-Inseln bis zu dem Vulkane der Insel Banda. Auf diesem Kreisbogen stehen zwei Vulkanenreihen wie Halbmesser des nämlichen Bogens, beide von der Westküste von Formosa ausgehend, ihrem nördlichen Endpunkte. Die eine Reihe zweigt sich schon in den Philippinen ab und steigt so ziemlich in der Richtung des 118° der Länge hinunter bis zur Südspitze von Celebes (wo sich der jetzt unthätige Lumpu Batang über 8000' hoch erhebt), folgt der kleinen Insel Salajer, die in ihrer östlichen Bergkette rein trachytischer Natur ist, und schliesst sich endlich durch den Gunung api an Bima und Flores an. Die östliche Reihe zweigt sich ebenfalls in den Philippinen ab, geht in südöstlicher Richtung durch die Insel Magindanao hinunter bis zu Halmaheira und Morotai und endet in der nordwestlichen Ecke Neu-Guinea's.

Hier zweigt sich ein neuer Kreisbogen ab, der Australien im Norden und Osten umgürtet und in Neu-Seeland sein Ende erreicht. Von Formosa hinwieder steigt ein Bogen durch die Japanischen Inseln hinauf nach dem Norden bis Kamtschatka, mit der Wölbung nach Osten gewendet, während die Archipelagische Reihe dieselbe nach SW., die Australische nach NO. richtet.

Den Mittelpunkt dreier Reihen bilden auf diese Weise die Molukken, d. h. ins Besondere die Inselchen der BandaGruppe. Die westliche können wir die Sunda'sche, die nördliche die Philippinische und die östliche die Polynesische nennen. Hie und da gehen Nebenzweige ab, über

deren Zusammensetzung wir häufig noch im Unklaren sind. So z. B. wissen wir noch immer nichts Genaueres über den hohen Pik im Norden von Borneo, den viele Secfahrer als einen Vulkan betrachten. In der Meerenge an der Südspitze von Timor befindet sich ein Schlammvulkan, und der „Java Courant" berichtet, dass vom 26. auf den 27. Dezember 1856 der Berg Ilun bane auf der Westküste derselben Insel einen vulkanischen Ausbruch hatte, bei dem zwei Menschen durch herunterfallende Steine erschlagen wurden, während bisher Timor nicht für vulkanisch gehalten wurde. Magindanao ist mit dem gänzlich vulkanischen Menado auf Celebes durch die Sangir - Inseln verbunden, welche ebenfalls im Jahre 1856 auf schreckliche Weise durch die Eruption des Berges Awu (d. h. der Aschenberg) auf Gross-Sangir heimgesucht wurden. Es war diess den 2. März. Es sind 2806 Menschen ums Leben gekommen. Die vulkanischen Gebirge des Indischen Archipels gehören mit wenigen, äusserst seltenen Ausnahmen den trachytischen Bildungen an. Wahren Basalt fand ich bisher auf Java nur an Einer Stelle, Obsidian nur an zweien und einmal auf Bali. Lava im eigentlichen Sinne werfen die Archipelagischen Vulkane nicht aus, sondern glühende Steine, die ihre Form noch bewahren, Sand und Asche; zuweilen bricht Schlamm hervor, und Ergüsse von Dämpfen und Gasen sind häufig. Urgebirgs-Formationen treten nur auf den Inseln auf, die den Kontinenten nahe liegen, eben so die ältern Neptunischen Bildungen. Wir finden sie auf Sumatra, wo die Vulkane sie durchbrochen haben, auf Borneo und Timor und dem extraperipherischen Sumba. Neu-Guinea enthält sie vermuthlich auch, wiewohl wir darüber noch nichts Bestimmtes sagen können. Eben so sind wir noch im Ungewissen über die beiden mittlern Arme von Celebes, wo die vielen Metalle (z. B. reichliches vortreffliches Eisen und Gold) auf ältere Bildungen schliessen lassen. Auf Java ist Granit nur in der westlichen Ecke aufgefunden worden, nämlich an den Berggehängen von Jasinga. Ich vermuthe, es seien emporgehobene Stücke, welche der Gunung Gede (so wird der bezügliche Berg genannt) mit in die Höhe gerissen ').

Ausserordentlich weit verbreitet ist die Kalkbildung der Tertiär-Formation, und zwar eine der jüngsten, wie die zahlreichen Petrefakten derselben beweisen. Sie geht in quartäre Korallenbildungen über, die noch stets sich vermehren und längs der Küsten der grössern Inseln unzählige Riffe und insuläre Bänke bilden. Bald ist die Tertiär-Formation aufgehoben, wie an vielen Punkten der

1) Rigg, J., Sketch of the Geology of Jasinga. Verhand. van het Batav. Genotsch. XVII, p. 121.

Südküste Java's und im Norden der Preanger Regentschaften auf derselben Insel, ferner an den Westküsten von Celebes, Salajer, Timor u. a. Inseln. Bald ist sie horizontal gelagert und nur um wenige Fuss, zuweilen auch um einige Hunderte, über den Wasserspiegel emporgehoben; so ebenfalls an der Südküste des östlichen Java, wo sie unter Anderm das Tafelland von Proa formt, auf ähnliche Weise das südöstliche Tafelland von Bali und Lombok, die südwestliche Ecke von Sumbawa, die langgestreckten Hügelreihen der Residenzen Japara, Rembang und Surabaja (im Norden Java's), die sich dann durch die Insel Madura weit nach Osten fortsetzen bis an Bima vorbei, als ein gefürchtetes und wenig gekanntes Labyrinth von Inselchen, die nur zu häufig den Seeräubern zum Zufluchtsort dienen. Auch Sumatra hat an seiner Südwestküste einen langen parallelen Saum von niedrigen Inseln der Tertiär-Formation, die schon von Horsfield1) deutlich beschrieben und auch auf der geologischen Skizze der Karte von Raffles entschieden angedeutet ist. Es ist also unrichtig, zu sagen, wie es in der Vorrede des Werkes von Herrn Junghuhn über Java geschieht, dass dieser zuerst die Tertiär-Formation auf Java entdeckt und nachgewiesen habe.

Eigenthümlichkeiten der vulkanischen Gebilde einiger Theile des Indischen Archipels. Zunächst weise ich hier auf die ganz verschiedenen Verhältnisse der absoluten und relativen Höhe, welche zwischen der Ost-Asiatischen und Central-Amerikanischen Vulkanenreihe Statt findet, hin. Diese baut sich auf hohen Plateaux auf und die Kraterkegel haben trotz ihrer grossen absoluten Höhe dennoch nur eine geringe relative, die von derjenigen der ersten Reihe weit übertroffen wird. So finden wir, dass der Cotopaxi in Süd-Amerika bei 17,900 P. F. nur eine relative Höhe von 8900 Fuss hat. Das Gleiche gilt von dem Gualatieri in Bolivia und dem Aconcagua in Chili (siehe Naumann's Geologie, I, p. 84). Von den Indischen Vulkanen dagegen steigen die meisten, und zwar gerade die höchsten, entweder mit dem ganzen Fusse oder doch einem Theile desselben aus der See oder der Ebene auf, so dass ihre relative Höhe mit der absoluten zusammenfällt. Eine Ausnahme bilden viele Gipfel in Sumatra, wo indess der Ophir auch 9329 Fuss 2) aus der nördlichen Ebene emporsteigt. So kommt es, dass man weiter nach Osten aus See, im Norden oder Süden fast alle höhern Berge, so zu sagen sich vom Ufer an emporthürmen sieht.

Der Rindjani (Pik) auf Lombok hat eine Höhe von

1) Horsfield, On the Mineralogy of Java. Ibid. VII, p. 139.

2) Es sind hier stets Rheinländische Fuss angegeben (1 Rheinl. Fuss 0,96618 Par. Fuss).

13,378 Fuss, relativ wie absolut 1), der Semiru auf Java eben so 11,910 F., der Slamat 10,999 F., der Ardjuno 10,709 F., der Tambora auf Bima 9017 F. Übertroffen werden solche Höhen nur vom KliutschewskajaSopka in Kamtschátka mit 14,790 P. F. Indess hat der Tambora vor seiner Eruption in 1815 wohl auch diese Höhe gehabt.

Zweitens verdient es unsere Aufmerksamkeit, dass die Konfiguration der Inseln des Archipels gänzlich abhängt oder besser im innigsten Zusammenhang steht mit ihrem geologischen Bau, und wir können als Gesetz aufstellen, dass da, wo die vulkanische Bildung vorherrscht, die Inseln die langgestreckte Ausdehnung nach einer LängenAchse angenommen haben, insofern sie nicht gänzlich in isolirte Stöcke getrennt sind, wie in der Sunda-Strasse und zwischen Java und Sumbawa und östlich von Flores; es zeigt sich diess am deutlichsten bei Java, Sumbawa und Bima, Flores, überhaupt in der Reihe der kleinen SundaInseln, als ein Ganzes genommen.

Wo dagegen die vulkanische Bildung zurücktritt, da zeigt sich eine gleichmässigere Bildung der Ländermassen nach Länge und Breite. Obenan steht hier Borneo, dann die Hauptmasse von Neu-Guinea. Wir müssen indess absehen von den parallelen Reihen der Tertiär-Formation, die sich vermuthlich an den meisten Stellen auf die vulkanischen Bildungen aufgelagert hat. Wahre ÜbergangsFormen sind Sumatra und Timor, wo die vulkanischen Gebilde mit ältern Gebirgs-Formationen gepaart gehen.

Wenn wir von der Ansicht ausgehen, dass die OstAsiatischen Vulkane eine grosse Kette bilden, so unterscheiden wir die Knotenpunkte und die trennenden Glieder. Thalbildungen in der rein vulkanischen Region sind. äusserst selten und beschränken sich auf die vulkanischen Kessel, die unten stets geöffneten Rinnen, und eigentliche Thäler zeigen sich nur da, wo zwei parallele Reihen neben einander fortlaufen oder mehrere Knoten zusammentreffen. Das wahre, charakteristische trennende Gebilde sind die Gebirgs-Sättel, die in ihrer horizontalen Projektion nach den Enden sich ausweiten, nach der vertikalen sich austiefen, also gerade die entgegengesetzten Eigenschaften der eigentlichen Thäler haben. Von der absoluten Höhe dieser Sättel hängt es ab, ob eine Ländermasse zur langgestreckten Insel wird, oder in einzelne Inselchen mit einem oder wenigen Knoten auseinanderfällt.

Im westlichen Java erreichen diese Gebirgs-Sättel eine

1) Ich halte diese Messung des Herrn Melvill von Carnbée für richtiger als die von Smits mit 11,490 F., da ich selbst für einen niedrigeren Gipfel desselben Gebirges eine Höhe von 10,000 Fuss gefunden und den höchsten Gipfel wohl noch 3000 F. über mich emporragen sah.

viel bedeutendere Höhe als im Osten. Z. B. zwischen Salak und Pangerango etwa 1600 F. Zwischen Tankuban prau und Bukit tunggul 4558 F. Zwischen Pengalengan und Passir Kiamis 5981 F. Kleton, auf dem Sattel zwischen Sindoro und Sumbing, 4727 F. Magelang, zwischen Sindoro und Sumbing einer Seits und Merapi und Merbabu anderer Seits, etwa 1200 F. Selo, auf dem Sattel zwischen Merbabu und Merapi, 5049 F. Von hier an treffen wir plötzlich förmliche Tiefländer, so zwischen dem Merapi und Lawu die Stadt Solo mit 292 F., zwischen dem G. Lawu und Wilis die Stadt Madiun in 233 F. Höhe, Kediri zwischen dem G. Wilis und Klut 204 F. Lawang (dem Schweizerischen Worte „,,Kluus" entsprechend) zwischen Ardjuno und Tengger-Gebirge 1723 F. Klakka zwischen Tengger - Gebirge und Lamongan 734 F., Bondowosso im Kessel zwischen Ijang, Raun und G. Ranu 874 F.

Mit einem Male sinken nun diese Gebirgs-Sättel unter das Niveau des Meeres und bilden die tiefen Meerengen von Bali, Lombok, Allas, Sapi u. s. w., durch welche mit fast unwiderstehlicher Gewalt die Strömungen des Oceans hin und wieder fluthen ').

Schliesslich wenden wir uns zu den Knoten selbst, die uns zuerst durch das häufige Vorkommen von ZwillingsBildungen, sei es in ihren Kratern oder Gipfeln, auffallen müssen, welche auf einfache oder wiederholte Bifurkationen der vulkanischen Schlote im Innern hindeuten.

Schon der Salak und Gede erscheinen, von Batavia aus gesehen, als ein grosses Zwillingspaar. Der Gede im weitern Sinne theilt sich aber in circa 7800 Fuss Höhe in den Gede im engern Sinne mit dem noch thätigen Krater und den ausgebrannten Gipfel des Pangerango 2). Der Patuha trägt die Reste zweier Krater und die Gipfelkrater des Tankuban prau sind noch beide thätig. Im mittleren Java gruppiren sich paarweise die herrlichen Sumbing und Sindoro, Merbabu und Merapi. Östlich erheben sich stolz der Waliran und Ardjuno über 10,000 F. und fassen zwischen sich das niedrigere Paar der G. Kembar ein, die freilich auch erst über 8000 F. sich erheben. Das Tengger - Gebirge und den Semiru kann man als gepaarte Systeme betrachten. Der letztere geht in zwei getrennte Spitzen aus, deren südöstliche gerade in lebendiger Thätigkeit verkehrt. Im Innern des Tengger-Gebirges paart sich erst der bekannte Bromo mit dem länger erlo

1) Im Jahre 1845 suchten wir vergeblich mit dem ausgezeichneten Dampfer,,Bromo" die Strömung der Meerenge von Bali zu überwinden, die mit einer Geschwindigkeit von 8 Meilen per Stunde nach Süden drang.

2) Schon viel früher und öfter bestiegen, als Junghuhn in seinem Werke über Java angiebt.

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