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am Amur überall, wo das Plateau an ihn herantritt, allein die geschütztere Lage und die viel häufigeren sanft abfallenden Strecken und Bachthäler, sowie die dickere Humusschicht, geben ihm ein besseres Ansehen. Man findet hier Lärchen, die 4 Fuss über dem Boden 9 Fuss Umfang und 190 Jahresringe haben, und Picea obovata von ähnlichen Dimensionen. Während längs der Küste sich kaum ein Laubholz entdecken lässt, mischen sich dem Nadelwald längs des Amur, wenn auch spärlich, Sorbus aucuparia und sambucifolia, Betula alba und Alnobetula fruticosa, Rupr., Populus nigra und tremula bei. Stösst man aber auf niedriges Amur-Ufer, sanfte Abhänge oder grössere Flachlandstrecken, so sieht man die Abhänge meist mit leichtem Lärchenwalde bestanden, der sich auch anderer Seits auf moorigem Boden findet; auf Alluvialstrecken treten Birkengehölze oder Wäldchen von Pappeln oder endlich gemischter Laubwald auf, der sich wohl, nur ärmlicher und einförmiger, auch tiefer ins Innere hineinzieht.

Der Wald nimmt billig die erste Stelle in jeder Vegetationsskizze ein, um wie viel mehr in diesem Abriss, der über ein Land handelt, das ein wahres Waldmeer ist, in dem Wiesen, Grassümpfe, Brüche und Haiden nur sehr kleine Partien bilden! Tundren scheinen allerdings alle mehr deprimirten Landesstrecken des Innern einzunehmen, allein nur sehr selten werden sie den Namen Tundren, mit denen man im Norden weite baumlose Moorstrecken belegt, wirklich verdienen. Hier sind solche Flächen meist mit Lärchengestrüpp bestanden und tragen Oxycoccus palustris, zwergartige Weiden, Ledum palustre, Rubus Chamaemorus, Cassandra calyculata, Pedicularis u. S. W. Unter den Gegenden, die nicht mit Wald bedeckt sind, scheinen noch die meisten durch Gestrüppe eingenommen zu sein..

Eigentliche Wiesen mit ihren mannigfaltigen Gräsern, Carices und dem so vielfältigen Blumenflor sucht man vergebens. Aufgeschwemmtes Flachland, Stellen, wie kleine offene Vorgebirge und Landzungen, an die das Meer oder der Fluss neues Land ansetzt, bedecken sich, wenn am Meere, meist mit Elymus, oft 4 Fuss hoch, oder mit mannshoher Calamagrostis, an süssen Gewässern stets mit der letzteren. Von Pflanzen, die sich diesen einen Menschen an Höhe oft überragenden Graswäldern beimischen, ist als Hauptpflanze für alle Wiesen Stellaria radians und in weit geringerem Maasse Epilobium angustifolium zu erwähnen. Die angeführte Vegetation findet sich an den bezeichneten Stellen jedoch nur dann, wenn der Mensch ihnen fremd bleibt. Gewöhnlich aber wählt sich der Eingeborene solche Stellen, um sein Dorf anzulegen; sie gewähren ihm freiere Lage und besseren Fischfang in der hier gewöhnlich stärkeren Strömung. Hier baut er auch seine Pallisadenreihe in den Fluss, an die er Netze bindet, welche ihm, ausser dem Fischfang vom Boote aus, immer einen Vorrath von Fischen bereit halten, den er nur jeden Morgen abzusammeln braucht. Mit seiner Ansiedelung verändert er unwillkürlich die Physiognomie des Ortes; alle nicht zu oft betretenen Zwischenräume zwischen den Jurten und ein weiter Raum ausserhalb derselben bedeckt sich mit einem Gebüsch mannshoher Artemisiae (welche den Giljaken eben so begleiten, als Datura Stramonium 'den

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Zigeuner oder Bunias orientalis den Kosaken), zwischen denen häufig Urtica dioica wächst, ein unentbehrliches Material zu Zwirn, Schnüren und Netzen, die der Jurtenbewohner sich kunstreich daraus zu bereiten versteht. Die Schnüre geben an Gleichmässigkeit und Festigkeit guten Sorten unserer Hanfschnüre nichts nach und sind namentlich als Netze, im Wasser gebleicht, durchaus nicht zu unterscheiden. Auch wachsen hier gewöhnlich die den Menschen begleitenden Schuttpflanzen, wie Capsella Bursa, Chenopodia, Potentilla anserina, Geum urbanum. Auf jedem jüngst angeschwemmten Lande, sei es nun den grössten Theil des Jahres unter Wasser oder nur grösseren Überschwemmungen unterworfen, findet man CalamagrostisWiesen. Wenn der in seinem verbreiteten Flussthale in mehreren Rinnen fliessende Strom zwischen zwei solchen Rinnen eine Grasbank so weit erhoben hat, dass sie beim niedrigsten Wasserstande (im Spätherbst) zum Vorschein kommen kann, siedeln sich sogleich Weiden darauf an, die, wenngleich fast das ganze Jahr über mehrere Fuss unter Wasser, zu grossen Sträuchern werden und nach beiden Seiten ihr Gebiet, es zugleich mit den Wurzeln festhaltend, durch neue Reihen junger Schossen oder Sämlinge erweitern. Wie nach der Schnur gepflanzt ziehen sich die Weiden im Flusse hin, schliessen sich an eine ältere, schon dichter bestandene Insel an oder umschliessen ringförmig ein seeartiges Wasserbecken, den steten Aufenthalt unzähliger Wasservögel. Auf stillen Untiefen zwischen den Weidenreihen findet man ausgedehnte Wasserwiesen von Panicum, wo es noch flacher wird, Scirpus. Wächst eine Calamagrostis-Wiese allmälig aus dem Wasser heraus, so lichtet sie sich mit der grösseren Trockenheit immer mehr; endlich kann der Wind den Inselsand fassen und führt ihn zu welligen Dünen auf, auf welchen dann Corisperma, Orobanche, Artemisiae, Aster spärlich gedeihen. Nun muss die Calamagrostis weichen, die Weiden entwickeln sich zu Bäumen, Cornus, Rosae, Spiraeae, Pappeln und Birken siedeln sich an und am Ende wohl auch Nadelwald.

Sümpfe traf der Reisende nur selten. Einer unweit Nikolajew bot ausser Gentiana noch Cicutae, Sia, Comarum, Nauenbergia thyrsiflora, grosse Carices, Scirpus und Iris. Von Brüchen und See'n sah er nur eine kleine Probe auf Kap Tschhickrach und den See Kisi; der erstere ist von einem schwarzen Moorboden umgeben, in dem Simplocarpus kamtschaticus, Lobelia sessilifolia, Filix wachsen.

Im Sommer 1855 reiste Maximowitsch zugleich mit L. Schrenk von Kisi längs des rechten Amur-Ufers nach dem unteren Laufe des Ussuri. Da wir schon früher L. Schrenk's Bericht über diese Reise mitgetheilt haben 1), s wollen wir dem des Herrn Maximowitsch nur einige nähere Details entnehmen.

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Recht schön konnte der Reisende das Auftreten neuer Baumformen verfolgen und oft genau den Ort ihres Beginnens angeben. In Kisi selbst scheinen ihre Nordgrenze zu erreichen Maakia amurensis, Rupr., Acer laetum, eine strauchartige Araliacee (Hedera senticosa, Rupr.) und ein kletternder Strauch mit wohlriechendem Holze (Maximowiczia amurensis, Rupr.). Etwa 25 Werst oberhalb Kisi

1) Geogr. Mittheil. 1856, SS. 180 bis 182 und Tafel 10.

sah er zum letzten Male Juniperus nana, zum ersten Mal Taxus baccata, die von nun an auf allen Gebirgen vorkommen soll. 30 Werst höher treten Prunus glandulifolia, Rupr., Ulmus major, eine Syringa, Philadelphus coronarius und eine Vitis auf, die aber erst etwa 100 Werst höher mit reifen blauschwarzen Früchten vorkommt und die vom Chungar an alle Laubwälder erfüllt. Noch 15 Werst weiter hinauf findet man zuerst die Tilia cordata, Mill., und bald darauf die ersten baumartigen Pinus Cembra, die von nun an in keinem Nadelwalde fehlen. Diese Sibirische Ceder bildet das einzige Holz, aus dem sich hier die Eingeborenen ihre Boote anfertigen. Ferner erscheinen Acer tegmentosum, Rupr. et Maxim., Trochostigma Kolomikta, Rupr., Evonymus latifolio affinis, Acer tataricum und Evonymus europaeus. An der Mündung des Gorin kommt eine unterhalb noch nicht beobachtete Picea vor; Sorbus sambucifolia scheint hier zu verschwinden. Die am unteren Amur seltene Ulmus glabra, Mill., und eine Fraxinus werden von nun an häufiger; erstere bildet in der Nähe des Chungar ganze Gehölze mit hohen, bis drei Fuss dicken Stämmen. Zwischen den Dörfern Drifu und Dzongda, 15 Werst unterhalb der Chungar - Mündung, ist die Nordgrenze einer dortigen Juglans - Art (Juglans mandschurica, Rupr. et Maxim.). Gegenüber am linken Ufer, beim Dorfe Oxymoy, erreicht der Kohchto-Baum seine Grenze, dessen Rinde am Amur überall den Kork ersetzt. Am rechten Ufer sah ihn Maximowitsch zum ersten Mal erst etwa 75 Werst weiter südlich, beim Dorfe Dschare. In dieser Gegend wird auch Rhamnus daurica, Pall., angetroffen und von nun an in Laubwäldern häufig. Der von jetzt an ausschliesslich herrschende Laubwald besteht aus Fraxinus, Quercus, Ulmus, Betula alba, Populus tremula, Acer, Juglans, Kohchto, einer breitblättrigen Salix, Rhamnus mit eingestreuter Pinus Cembra. Etwa 125 Werst oberhalb der Chungar-Mündung, am Dorfe Da, tritt zuerst eine strauchartige Araliacee (Panax sessiliflorum, Rupr.) auf und die, weiter unten nur sehr seltene Betula daurica, Pall., wird häufiger. Am Nordabhange des Chöchzier-Gebirges, welches das rechte Ufer des Ussuri an dessen Mündung bildet, sieht man wieder Nadelwald (Pinus Cembra, Picea jezoensis, Abies, Larix) bis nahe ans Ufer hervortreten, während an günstigen Stellen eine neue, wunderschöne, baumartige Araliacee (Aralia mandschurica, Rupr.) auftritt. Am Fusse desselben Gebirges sieht man endlich eine unserer Tilia grandifolia entsprechende Linde (T. argentea).

Den Ussuri verfolgten Maximowitsch und L. Schrenk etwa 150 Werst aufwärts bis zur Mündung des Noor. Längs dieser unteren Strecke des Flusses giebt es nur zehn Dörfer von ein bis drei kleinen Jurten, so dass die Einwohnerzahl sich kaum über 150 Seelen erheben wird. Die Mehrzahl sind Golde, ein elendes, armes, von Chinesischen Kaufleuten ausgesogenes und durch von Zeit zu Zeit hinkommende Mandschu beraubtes und geknechtetes Volk. Ausser ihnen sind viele Chinesen am Ussuri sesshaft, die sich mit Gartenbau und Handel beschäftigen. Durch Ausfragen der Eingeborenen und durch Ansicht einer Chinesischen Karte bei einem Mandschurischen Beamten erfuhr Maximowitsch, dass der Ussuri höher hinauf weit bevölkerter wird. Sieben starke Tagereisen oberhalb der Noor-Mün

dung (etwa 250 bis 300 Werst) empfängt der Ussuri von rechts den aus Südost kommenden reissenden Fluss Hua, der von Chinesen und Orotschen bewohnt wird, und noch drei Tagereisen höher von links einen aus Südwest kommenden Fluss Kengka, während er selbst nach der Karte einen ungefähr nach Nordost gerichteten Lauf hat. Man hat fünf Tagereisen den Kengka hinauf zu fahren, um in den drei Tagereisen langen, zehn Tagereisen im Umfang habenden See Kengka talga zu gelangen. Der Kengka-See und Fluss hat eine sehr dünne, aus Chinesen und Golde bestehende Bevölkerung. Der Ussuri war auf der Karte etwa zwei und der Hua etwa vier Tagereisen länger als der Kengka gezeichnet. Vom oberen Laufe des Ussuri soll eine fahrbare Strasse über einen niedrigen Bergrücken zu einer am Meere gelegenen Stadt Chuntscho führen, die man nach dreitägiger Fahrt erreicht. Auch vom Hua aus könne man ans Meer gelangen, wenn man fünf Tage lang über den sehr hohen und steilen Rücken geht, der die Wasserscheide zwischen ihm und einem zum Meere gehenden, von Orotschen bewohnten Fluss bildet. Von merkwürdigen neuen Pflanzen am Ussuri sind eine kleinfrüchtige Vitis und eine am Amur nicht beobachtete Pyrus mit fast einen Zoll im Durchmesser haltenden essbaren Äpfeln (Pyrus ussuriensis, Rupr. et Maxim.) zu erwähnen. Dass hier Gemüse, Kartoffeln, Gerste, Tabak u. s. w. kultivirt werden, hat L. Schrenk schon bemerkt. Maximowitsch fügt hinzu, dass alle diese Pflanzen aufs Üppigste in einem Boden gedeihen, der nur mit der Hacke bearbeitet und nie gedüngt wird, und ein solcher Boden sei am Ussuri fast überall.

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Aus dem

Strassen nach dem Grossen Ocean u. 8. w. Bericht des Sekretärs des Innern in der Nordamerikanischen Präsidentenbotschaft vom Dezember 1857 ersehen wir, dass das Departement durch einen Beschluss des letzten Kongresses mit der Herstellung von 3 Fahrstrassen beauftragt wurde, nämlich 1) vom Fort Kearney, Nebraska, durch den South-Pass nach der östlichen Grenze Kaliforniens in der Nähe des Honey Lake; 2) von El Paso am Rio Grande

1) Es sind hier diejenigen Indianer mitgezählt, welche in der Nachbarschaft derjenigen Handelsposten der H.-B.-Kompagnie leben, welche in Canada und in den jetzt zu den Ver. Staaten gehörigen Territorien Oregon und Washington liegen.

nach Fort Yuma an der Mündung des Gila-Flusses; 3) vom Platte River über Omaba Reserve und Dacotah City nach dem Running Water River. Die Arbeit hat an all diesen Strassen begonnen und es sind die nöthigen Maassregeln zu einer kräftigen Förderung derselben getroffen worden. - Die vereinigte Kommission zur Absteckung und Bezeichnung der Grenzlinie zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko nach dem Vertrag vom 30. Dez. 1853 hat ihre Arbeiten vollendet und sich am 1. Okt. 1857 aufgelöst. Der erste Band ihres Berichtes ist vollendet und wird in den ersten Tagen des Januars zur Vertheilung bereit gewesen sein 1).

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Die Brasilianische Provinz Maranhão. Wir haben bei einer früheren Gelegenheit (Geogr. Mitth. 1857, S. 204) über C. Plagge's Reise in dem Äquatorialen Theile SüdAmerika's berichtet und geben im Nachfolgenden seine Beobachtungen über die Provinz Maranhão im Allgemeinen, nach den Angaben seines Bruders Dr. Th. Plagge (s. auch Monatsblatt für medicinische Statistik und öffentliche Gesundheits-Pflege, 1857, Nr. 10). Die Brasilianische Provinz Maranhão erstreckt sich vom 20 bis zum 100 S. Br. und vom 410 bis zum 450 W. L. v. Gr. Im Innern durchziehen sie zahlreiche Hügelketten, welche vorzugsweise der bunten Sandstein-Formation angehören, höchstens 1000 Fuss Höhe erreichen und meistens bewaldet sind. Die zwischen den Flussthälern gelegenen Plateaux bilden theils Campos (vorzugsweise mit Gras bewachsene Flächen), theils sind sie schwach mit Bäumen bewachsen; im Allgemeinen ziehen sie von Süden nach Norden; parallel mit ihnen verlaufen die Hauptflüsse Parnahiba, Monim, Itapicuru, Pindaré und Mearim mit den Nebenflüssen Grajahu, da Corda, das Flores. Die meisten dieser Flüsse haben trübes Wasser, niedrige, schlammige Ufer und überschwemmen zur Regenzeit weithin die Thäler. Der Küstendistrikt ist theils hügelig, theils flach, namentlich an den Mündungen der grösseren Flüsse. Die Jahreszeit theilt man in die nasse und trockene; erstere dauert vom Dezember bis Juni, letztere vom Juni bis Dezember. Die Temperatur ist in beiden Jahreszeiten wenig verschieden, indem das Thermometer stets zwischen 22 und 28° C. rangirt. Gewitter sind in der Regenzeit häufig; Hagel wurde nur einmal zwischen dem 50 und 6o S. Br. am 28. Okt. 1856 beobachtet, und nach den Mittheilungen alter Indianer soll diess der einzige gewesen sein, der seit 60 Jahren gefallen war. In der trockenen Jahreszeit sind die kleineren Flüsse u. s. f. ganz wasserleer, die in der Nähe der grösseren befindlichen See'n werden Sümpfe und Moräste voll Schilf und anderer Wasserpflanzen. Nur an den Küsten ist dann grüne Vegetation vorhanden, während im Innern in Folge des Wassermangels und der grossen Lufttrockenheit die Bäume ganz blattlos dastehen; die Vegetation überhaupt ist dann gänzlich erstorben, auf den Campos kein Grashalm u. S. W. Die bewohntesten Theile der Provinz

sind das Thal des Itapicuru, dann das des Mearim, Pindaré und Grajahu. Im nördlichen und mittleren Theil

1) Wir haben ein vorläufiges Exemplar dieses Bandes bereits erhalten und S. 543 der Geogr. Mitth. für 1857 besprochen.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft II.

beschäftigen sich die Bewohner mit Viehzucht und Ackerbau, im südlichen fast nur mit Viehzucht. Das Vieh (kleines, mageres Rindvieh) lebt in halbwildem Zustand in den Wäldern und auf den Campos. Um dasselbe an den Hof zu gewöhnen, wird ihm daselbst Morgens und Abends Futter (Mais) hingeworfen; auch treiben berittene Vaqueiros, an den Grenzen des Bezirks herumreitend, dasselbe von Zeit zu Zeit nach dem Hofe zu. Die Kälber werden zum Schutz vor den zahlreich vorhandenen Tigern in mit Baumstämmen umfriedigten Räumen aufbewahrt. Die Pferdezucht ist gering. Schafe gedeihen schlecht; besser kommen Ziegen fort, Hühner aber werden in grosser Menge gezogen. Den Ackerbau anlangend, so werden im nördlichen Theil der Provinz besonders Zuckerrohr, Reis, Bananen, Mais, Yams und Mandiocca gebaut, im mittleren Theile vorzugsweise Baumwolle (ausgezeichnet durch ihre Güte, Weisse und ihren langen Faden), Reis und Mandiocca, im südlichen Theile fast nur Mandiocca und Mais zum eigenen Gebrauche. Als Hauptfleischspeise dient getrocknetes Rindfleisch, da das frische Fleisch ungesalzen sich nur etwa einen Tag hält. Die Bereitung des Carne secca geschieht auf diese Weise, dass das Fleisch in dünne Streifen zerschnitten, mit Salz eingerieben und an der Luft getrocknet wird. Zum Genuss wird es entweder gekocht oder über Kohlenfeuer gebraten. Als Zuspeise dienen hauptsächlich weisse Bohnen und Farinha (Stärkemehl, aus Mandiocca bereitet). Das Salz wird in Alcantara aus Meerwasser gewonnen. Bei den hohen Fluthen werden die zwischen den dortigen Sandsteinhügel-Ketten gelegenen Thäler 3 bis 4' hoch, vom Meerwasser überschwemmt; durch mit Schleusen versehene Dämme zurückgehalten, verdampft dasselbe während der trockenen Jahreszeit und das Salz bleibt in einer ein bis zwei Finger dicken Schicht am Boden zurück. Cazaza, aus Zuckerrohrsaft oder Melasse bereitet und vom Rum dadurch unterschieden, dass er weniger alkoholreich und nicht durch Karamel gefärbt ist, dient zum hauptsächlichsten geistigen Getränke. Das Trinkwasser ist meistens Flusswasser; der grösste Theil desselben ist, wie schon gesagt, trüb und schlammig; am schlammreichsten ist das .des Mearim und seiner Nebenflüsse das Flores und Grajahu, am reinsten und klarsten das des da Corda. Ausserdem wird Paraguay-Thee, welcher wie schlechter Chinesischer schmeckt und wirkt, getrunken. Indianerstämme (Guajajara, Canelas, Matos, Gamelas u. a.) sind im südlichen Theile der Provinz zahlreich vorhanden. Sie leben theils von erlegtem Wild: Schweinen (Peccaris), Tauben, Hühnern (Jacu, eine Art Birkhuhn), theils von Fischen, die sehr zahlreich in den Flüssen vorhanden sind, Farinha, Yams und Waldfrüchten. Ihre Wohnungen bestehen aus von Baumzweigen gebildeten Hütten. Ihre Kleidung beschränkt sich auf einen Schamgürtel; nur die Würdenträger (Capitão und Tenente) haben Hemd und Hose, und die Frauen tragen von der rechten Schulter zur linken Hüfte eine breite Binde. Die Männer sind meistens fünf bis sechs Hessische Fuss gross, aber selten kräftig gebaut. Die Hautfarbe wechselt vom Licht- bis zum Dunkelbraun. Die meisten Frauen sind hässlich. Ihr langes schwarzes Haar hängt theils lose über die Schultern und ist vorn in gerader Linie mit den Augenbraunen ab

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geschnitten, so dass es stets die Stirn bedeckt (Guajajara), | theils ist es thurmartig zusammengehäuft und durch kolossale Kämme befestigt (Canelas), theils ist es wie ein Hühnerkamm aufgesteckt. In der Physiognomie haben diese Indianer eine grosse Ähnlichkeit mit den Nord-Amerikanischen. Da die hauptsächlich angesiedelten Theile der Provinz die mit schlammigen Ufern und Sümpfen umgebenen Flüsse sind, so walten, wie überall, wo sich diese Bodenbeschaffenheit findet, intermittirende und remittirende Fieber vor, und zwar grassiren sie am stärksten zu Anfang der trockenen Jahreszeit, wo der Wasserstand der Flüsse und See'n abnimmt und der Uferschlamm auszutrocknen beginnt. Bösartig sind diese Fieber besonders in den oberen Theilen des Mearim, Grajahé, das Flores und Pindaru. Ausser den Sumpffiebern herrscht an der Küste, besonders in der Hauptstadt Maranhão, das Gelbe Fieber. Man betrachtet dasselbe eben so wie in Pernambuco und Bahia als daselbst einheimisch geworden. Die epidemische Cholera, welche 1855 und 1856 sich von der Provinz Rio Grande do Sul bis nach Rio Grande do Norte verbreitet hatte, drang in die Provinz Maranhão nicht vor. Typhus kommt zwar vor, doch tritt er, wie überall wo Sumpffieber prädominiren, zurück. Rheumatismen sind ziemlich häufig, zumal auf den Plateaux. Hauptmomente zur Entstehung geben ab: die dort kühleren Nächte und das Schlafen in Hangematten, welche den Körper von unten nicht warm genug halten. Tuberkulose und Skrophulose kommen nur in den Städten vor; der der letzteren verwandte Kropf und Kretinismus kamen in dieser Provinz nicht zur Beobachtung. Der eigentliche Aussatz (in Brasilien die Lazarus-Krankheit genannt und in der Provinz Minas sehr häufig) ist in der Provinz Maranhão nicht anzutreffen. Elephantiasis Arabum und Hämaturie (letztere von den häufig genossenen Lemonen und anderen sauern Früchten herrührend), denen man in Rio häufig begegnet, kommen hier weit seltener vor; Pocken dagegen grassiren oft furchtbar.

Neueste Geographische Literatur.

A SIEN. Bücher.

1. Aperçu sommaire des résultats de la Mission scientifique dans l'Inde et la Haute Asie, confiée par S. M. le Roi de Prusse et la Compagnie des Indes à MM. Herman, Adolphe et Robert Schlagintweit. Extrait des Comptes rendus des séances de l'Académie des Sciences, tome XLV, séance du 12 octobre 1857.

2. C. Durrschmidt: Report on the Copper Mines of Singbhoom in the South West Frontier of Bengal. Calcutta, 1857. Mit 1 Karte. 3. Prof. Paulus Cassel: Die Engländer in Delhi, eine weltgeschichtliche Betrachtung. Erfurt, C. Villaret, 1857.

4. Beknopte Beschrijving van den Gecostumeeden Optogt, te houden door de Leden van het Delftsche Studentencorps den 5. Mei 1857. Delft, W. Beets, 1857.

5. K. E. v. Baer und Gr. v. Helmersen: Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches und der angrenzenden Länder Asiens. Bd. 20. Wlangali's Reise nach der östlichen Kirgisen-Steppe. Mit 1 Karte. St. Petersburg, 1856.

Aufsätze.

6. Theodor Kotschy: Topographische Skizze des Bulghar Dagh im Cilicischen Taurus. Mit 1 Karte. (Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft, 1857, Heft 2.)

7. Polizei- und Gerichtswesen in Indien. (Ausland, 1857, Nr. 44 und 45.)

8. Der Civildienst der Ost- Indischen Kompagnie in Indien. (Ebenda Nr. 46 und 47.)

9. K. Graul: Über die Verwandtschaft der sogenannten DravidaSprachen mit den Turco-Tatarischen. (Ebenda Nr. 46.)

10. Caste in its stringency of action as exhibited in Travancore. (Church Missionary Intelligencer, November.)

11. C. Lavollée: Le Royaume de Siam et une ambassade Anglaise à Bangkok. (Revue d. d. Mondes, 15. November.)

12. Julius Kögel: Die Banda-Inseln und deren Bewohner. (Ausland, 1857, Nr. 45.)

13. Die Revolution in China (Grenzboten, 1857, Nr. 44, 45 u. 46.) 14. Ausflug nach Hutscheu und Hangtscheu. Nach einem Berichte von Jos. Edkins mitgetheilt von Dr. Biernatzki. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, September.)

Karten.

15. C. Durrschmidt: Map of the Copper Mines belonging to Messrs. Durrschmidt, Grob, Sand & Co. and Messrs. Mackey & Co. Compiled from Dr. Stöhr's own Surveys and those of Captain Haughton. 1857. Mst. 1:187,000. (Zu Ñr. 2.)

16. Karte zu Wlangali's Reise in die östliche Kirgisen-Steppe. Mst. 1:1.700.000. (Zu Nr. 5.)

17. Th. Kotschy: Topographische Skizze des Bulghar Dagh im Cilicischen Taurus. Mst. 1:250.000. (Zu Nr. 6.)

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18. Karten, die mit der Weekly Dispatch" ausgegeben worden sind:

a) Edw. Weller: Persia. Mst. 1:5.277.000.

b) Edw. Weller: India. The North West Provinces. Mst. 1:2.422.000.

c) China. Mst. 1: 7.900.000.

19. Russische Seekarten vom Behring's-Meer und den angrenzenden Meeren:

a) Karte des Eismeeres und des Östlichen Oceans (Übersichtskarte). 1844. Mst. 1: 7.716.000.

b) Plan des Hafens von Hakodade und Karte der TsugarStrasse. 1854.

c) Karte der Ostküste der Halb-Insel Korea nach den Aufnahmen des Russ. Schiff's,,Pallas" 1857. Mst. 1: 1.016.000. (Cartons: Unkowsk-Bai. Port Lasarew. Poswet-Hafen.)

d) Karte des nördlichen Theils des Ochotskischen Meeres von der Udski-Bai bis zum Tigil-Fluss. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1849. Mst. 1:1.564.000. (Cartons: Der Hafen von Ajan. Die Konstantin-Bai, 54° 6' 7" N. Br., 137° 37′ 30′′ Ö. L. v. Gr.) Karte 'des südlichen Theils des Ochotskischen Meeres mit den Kurilen. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1852. Mst. 1:1.907.000. (Carton: Kleine Kurilen-Strasse zwischen den Inseln Paramuschir und Schumschu.)

e) Karte des Östlichen Oceans und des Behring's-Meeres mit der Halb-Insel Kamtschatka. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1851. Mst. 1:1.598.000.

f) Karte des Östlichen Oceans und der Küste von Kamtschatka zwischen den Kaps Schipunski und Poworotni nebst der AwatschaBai. 1851. Mst. 1:206.500. (Cartons: Die Awatscha-Bai nach dem Engl. Kapitän Beechey vom Jahre 1827. Mst. 1: 76.000. Hafen von Petropaulowsk. Mst. 300 Sashen = 1,2 Preuss. Zoll.) g) Karte des Behring's-Meeres mit der Nordostküste von Asien zwischen den Kaps Oljutorski und Tschukotsky. Nach der Karte des Kapitän Lütke und vervollständigt durch die Aufnahme der Bai von Anadir durch die Schiffe der Russisch - Amerikanischen Kompagnie 1847. 1849. Mst. 1:1.718.000. (Cartons: Mündung des Flusses Anadir. Strasse Senjawin zwischen der Insel Arakam und dem Festland.)

h) Karte des Eismeeres rom Tschaun-Busen bis zum Eis-Kap mit der Behring's-Strasse. 1854. Mst. 1: 1.500.000.

i) Karte des Östlichen Oceans und des Behring's-Meeres mit den Aleutischen und Komandorsky - Inseln. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1848. Mst. 1: 1.539.000. (Cartons: Der nördliche Theil der Behring's-Insel. Plan der nordwestlichen Bucht der Behring's-Insel. Plan der nordöstlichen Bucht der Medni-Insel. Das Ost-Ende der Insel Attu. Plan der Kirilowsky-Bai der Insel Amtschitka. Die Inseln Atcha und Amalia.)

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k) Karte des Östlichen Oceans und des Behring's-Meeres mit der

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m) Karte des Östlichen Oceans zwischen den Inseln Sitka und Kodjak. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1847. Mst. 1:1.394.000. (Cartons: Östliche Mündung der Kuprejanow-Strasse. Die Kukak-Bai. Mündung des Flusses Kaknu.

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Nutschek

Bai. Rurik-Hafen. Schelichow-Bai oder Port Meri.) n) Karte der Strasse Kuprejanow zwischen den Inseln Kodjak und Afgonak. Nach Murascheff. 1849. Mst. 1:76.000.

o) Karte des Östlichen Oceans mit der Nordwestküste von Amerika und dem Koloschensky-Archipel. Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1848. Mst. 1:1.274.000. (Cartons: Mündung des Flusses Tschilkat in den Linna-Kanal. Hafen von Bojebodsk an der Admiralitäts-Insel. Hafen Atolin auf Wrangel's-Insel. Hafen Tomgas auf der Insel Grabinna. Hafen Kaigan an Prinz von Wales-Insel.)

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p) Karte des nördlichen Theils des Koloschensky-Archipels (Sitka u. 8. w.). Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1853. Mst. 1:526.000.

q) Karte des südlichen Theils des Koloschensky-Archipels (Prinz von Wales-, Königin Charlotte-Insel u. s. w.). Nach verschiedenen Journalen und Karten. 1853. Mst. 1:526.000.

r) Karte der Zugänge zu Neu-Archangelsk durch die Sitka- und Klokatschewa-Strasse und die Pogibschi-Bai. Nach Wasiljew I. 1809 und Wasiljew II. 1833. 1848. Mst. 1: 145.000.

8) Karte der Wrangel-Strasse (56° 40′ N. Br. und 132° 48′ W. L. v. Gr.) nach Lindenberg. 1850. Mst. 1:37.600. Karte des Einganges zu dem Columbia nach Belcher. 1850. Mst. 1:56.500. t) Karte des Ostlichen Oceans und der Nordwestküste von Amerika zwischen Port Monterey und dem Königin Charlotte-Sund. 1848. Mst. 1:2.126.000. (Cartons: Der Hafen von St. Francisco nach Beechey 1827-28. Eingang in den Hafen von St. Francisco. Resanowa [Humboldt-] Bai.)

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[In einem Schreiben an die Akademie der Wissenschaften zu Paris geben die Gebrüder Schlagintweit einen kurzen Überblick ihrer dreijährigen Reisen in Indien, dem Himalaya und Tibet und heben einige der wichtigsten Resultate hervor 1).

Der Bericht über die Kupferminen in der Division von Singbhoom an der Südwest-Grenze von Bengalen ist von Herrn C. Durrschmidt, einem Deutschen Kaufmann in Calcutta, zusammengestellt und enthält nebst den Resultaten seiner eignen Untersuchungen verschiedene Berichte Englischer Beamten und dort lebender Deutscher Fachmänner über die geologische Struktur und die mineralischen Reichthümer, namentlich an ergiebigem Kupfererz, derjenigen Hügelketten, die sich westlich vom Flusse Soonbunreeka hinziehen. Herr Durrschmidt hat der kleinen Schrift eine von ihm entworfene Kartenskizze im Maassstabe von 1:187.000 mit Angabe der verschiedenen alten und neuen Minen hinzugefügt.

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Die Engländer in Delhi u. s. w. ist eine kleine Broschüre von einigen zwanzig Seiten, welche eine Rede enthält, die in der zur Feier des Geburtsfestes des Prinzen Adalbert von Preussen gehaltenen Sitzung der K. Akademie Gem. Wissenschaften in Erfurt am 29. Okt. v. J. gehalten wurde. Der Verf. weist auf die hohe geschichtliche Wichtigkeit jener Ländergebiete hin, in denen jetzt der Kampf der Indischen Empörung ausgekämpft wird, schildert sie als den Sitz der alten Brahmanen-Weisheit, der mährchenhaften Alt-Indischen Pracht, aus deren Trümmern in neuerer Zeit das Verständniss der Keilschrift und des Sanskrit hervorgegangen sei, durch welches die vergleichende Sprachenkunde so mächtig gefördert wurde. Es werden dann die Verdienste der Germanischen Nationen um diese Wissenschaft hervorgehoben, besonders diejenigen der Engländer, die als Vertreter des Kosmopolitismus der That von jeher das Licht der Civilisation und des Christenthums erst über Europa (als die frühesten Heiden-Bekehrer), dann mit sich über die ganze Erde getragen hätten; auf den letzten Seiten

1) Vergl. Geogr. Mitth. 1857, SS. 287, 356, 388, 484.

endlich wird der Gedanke ausgeführt, dass nicht England allein, sondern das Christenthum am Ganges um eine Zukunft in Indien stritte.

Am 5. Mai v. J. hielten die Studenten zu Delft, wo sich zugleich die Lehranstalten für die künftigen Beamten der Holländisch-Ost-Indischen Kompagnie befinden, einen grossen Aufzug in Kostüm, welcher, einen Mahomedanisch-Javanischen Festzug darstellend, einige 80 Charakter-Masken in treuester Kopie aus Java und dem Indischen Archipel enthielt. Von dem Festcomité wurde zuvor ein Broschürchen (Nr. 4) herausgegeben, worin das darzustellende Fest und jede einzelne Maske kurz beschrieben ist; da die in demselben gelieferten Beschreibungen nach eigner Anschauung oder den zuverlässigsten Quellen zusammengestellt sind, so verdient dasselbe immerhin eine Erwähnung in der Literatur der Volks- und Sitten-Geschichte des Indischen Archipels.

Der Kapitän vom Corps der Berg-Ingenieure Wlangali bereiste in den Jahren 1849 und 1851 auf Befehl der Russischen Regierung den östlichen Theil der Kirgisen-Steppe, um eine vorläufige geognostische Rekognoscirung daselbst auszuführen. Sein Bericht erschien zuerst 1853 in dem Russischen Berg-Journal und in demselben Jahre vollständiger als selbstständiges Buch unter dem Titel: ,,Geognostische Reisen im östlichen Theile der Kirgisen-Steppe, ausgeführt in den Jahren 1849 und 1851". Ein Auszug in Deutscher Sprache des im BergJournal abgedruckten Berichtes wurde zwar schon im 13. und 14. Bande von Erman's Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland veröffentlicht, er enthält aber nicht mehr als etwa den vierten Theil des ganzen Werkes, so dass sich die Herausgeber der,,Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches" durch die Veröffentlichung einer unverkürzten. Übersetzung des Ganzen ein dankenswerthes Verdienst erworben haben. Wlangali ging im Jahre 1849 von der Mündung des Flusses Narym in den Irtysch nach der Ansiedelung Kokbekty, untersuchte die Kalba-Kette und kehrte über Ust-Kamenogorsk, den Irtysch stromaufwärts verfolgend, nach dem Ausgangspunkt der Expedition zurück 1). Im Jahre 1851 wandte er sich von Semipolatinsk aus südlich nach dem Ajagus, verfolgte die Piket-Strasse nach dem Fort Kopal im Distrikt Ssemiretschinsk (Sieben-Stromland), drang bis zum Pass MigenTasch im Alatau vor, über den die Karawanen-Strasse von Kopal nach der Chinesischen Stadt Ili oder Kuldscha führt, besuchte das Quellgebiet des Kuksu im Alatau und den Nordwest-Abhang dieses Gebirges und gelangte auf demselben Wege, den er auf der Hinreise verfolgt hatte, nach Semipolatinsk zurück. Obgleich diese Reisen in sehr kurzer Zeit ausgeführt wurden und daher die Berichte nicht so inhaltreich und klar sind, als man wünschen möchte, haben sie doch einen grossen Werth, da sie Gegenden betreffen, die selten oder nie von wissenschaftlichen Reisenden besucht wurden, wie namentlich die westlichen Theile des Alatau und die Niederungen zwischen ihm und dem Balkhasch-See. Am meisten ausgeführt sind die geognostischen Beschreibungen, doch finden wir auch viel Werthvolles über andere Zweige der physikalischen Geographie und besonders viel Interessantes über die Kirgisen. Wie Gr. v. Helmersen in der Vorrede bemerkt, hat Wlangali dem Original-Werke drei geologische Karten und mehrere Gebirgsprofile beigegeben. Eine derselben, welche das ganze Gebiet zwischen dem Irtysch im Norden, dem Ili im Süden, dem Balkhasch im Westen und dem Saissan-See im Osten umfasst, aber in ihrer Ausführung und Orientirung sehr mangelhaft war, hat Gr. v. Helmersen in vereinfachter und deutlicherer Gestalt, mit Hinweglassung des geologischen Kolorits und mit Benutzung von Schrenk's und Fedorow's Berichten über dieselbe Gegend wiedergegeben; sie scheint aber wenig zuverlässig zu sein, da sie mit der im Jahre 1854 im Karten-Dépôt des Kaiserl. Generalstabs erschienenen verbesserten Karte von WestSibirien auffallend differirt. Nach der Aussage Schrenk's, des besten Augenzeugen über jene Gegend, erreicht übrigens auch jene Karte von West-Sibirien so wenig die Wahrheit, als die Wlangali'sche. Die Aufnahme, welche ein Militär-Topograph unter Schrenk's Aufsicht gemacht hat, ist noch nicht veröffentlicht.

Theodor Kotschy giebt einen Überblick über die Topographie und Vegetation des Bulghar Dagh im Cilicischen Taurus, den er in den Jahren 1836 und 1853 als Botaniker bereiste. Der Aufsatz ist von einer kleinen, undeutlichen Kartenskizze begleitet, einer Reduktion der grösseren Karte, welche zu einem selbstständigen Werk Kotschy's über den Bulghar Dagh gehört, das in Kurzem im Verlag von Justus Perthes erscheinen wird.

Das ,,Ausland" enthält zwei Aufsätze über das Polizei- und Ge

1) Zur Orientirung s. Geogr. Mitth. 1856, Tafel 13, und Stieler's Hand-Atlas Nr. 43b.

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