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In der bevölkerten Stadt ist alles in Eil' und in, Zacharid.

Aufruhr,

Wagen auf Wagen rollen heraus mit donnernden Rås

dern,

Ueber die rasselnden Brücken, die unter dem Donner erbeben.

Wolken von Menschen dringen herein; ein buntes Ge wimmel

Wallet unter dem Thor; ein summendes lautes Getöse
Tausend verschiedner kreischender Stimmen, vom Wies
hern der Rosse

Fürchterlich wild untermischt, verwirrt und betäubet die
Ohren.

Rette dich aus dem Getümmel der Stadt, und
der rauschenden Freuden,

Zu ermüdend für uns, wenn wir sie lange genossen.
Wie ein tobendes Meer hat dich das wilde Gedrånge
An ein sichres Gestade geworfen. Die ruhige landschaft,
Reicht dir den offenen Arm, und lacht dir voll Anmuth
entgegen,

Wende dich, Muse, mit mir zu Riddagshausens *)
Gefilden,

Wo um den Hain die sanfteste Stille des Abends sich

aufhålt.

Sieh! Wie liegt es versenkt im Kreise der schweigens den Wälder,

Welche kein Westwind bewegt. Die dunkeln thauigen

Wiesen

Kleider ein tieferes Grün, sie hauchen dir stårkere Ges

rüche.

Ueber den Teichen schwebet kein Wind; wie trübere
Spiegel

Liegen sie, ruhig und still, weit in die Felder verbreitet.
Ernst steht in des Alterthums Pracht das einsame Klo:

ster

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*) Ein nahe bei Braunschweig belegues Dorf mit einer

Abtei.

Zacharid., In der Wälder verborgenem Schooß; und Birken und

Linden

Lassen es fern vom Geräusch in ihren Umarmungen rus

hen.

Und mich důnkt, es winket dir zu. Ein heiliger
Schauer,

Welcher mich mächtig ergreift, führt mich mit zaubern:
der Kraft fort

In den geweihten Bezirk zur Andacht heiligem Woh:
nung.

Folge dem innern Ruf, und geh in einsamen Gången
An den Teichen umher, in süßen Tiefsinn versunken,
Wo mit zackigen Zweig der melancholsche Wachholder
Nach dem weiblichen Baum sich mahlrisch traurig her:
ab neigt;

Oder sind dir Gedanken von ernsterer Art nicht zuwis

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der;

So geh unter das prachtlose Dach und athme begierig
In den Gången die Klosterluft ein, die öfters der

Seele

Heilsamer ist, als keuchender Brust die reinere Lands

luft,

Wenn uns ein schleichendes Gift die tobenden Adern

entzündet.

Hier kannst du Schwachheit der Tugend mit Todesges danken,

Mit dem Balsam der Frömmigkeit heilen, wofern du nicht völlig

Unter den Freuden der Welt die göttliche Weisheit vers loren.

Und sei ja nicht zu stolz, dem Mönch zur Hora zu fols
gen,

Wenn der silberne Schall zur Abendfeier ihn rufer!
Niedriger Stolzer! sie ruft auch dir! Kann jemals der
Menschstaub

Gegen den Herrscher der Welt genug zur Erde sich neis

gen?

Sei mir gegrüsst eröffneter Tempel! Ich segne dich,

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Da ich mein stilles Gebet mit zu den Hymnen ver: Zacharid.

sammle,

Welche der Gottheit zum Ruhm hier seit Jahrhunders ten tönem

Hdr' ich es? Oder betrügt mich ein Traum? Indem
ich begeistert,

Und in Andacht versenkt, hier auf dem ländlichen Altar
Mit freiwilliger Hand mein Abendopfer verbrenne:
Da eröffnen sich strahlende Wolken mir über dem Haus

pte,

Und der Himmel steigt herab. Die Schaaren der Engel
Mischen ihr jauchzendes Lied zu unsern antwortenden
Chören.

Eine balsamische Luft sinkt von dem Fittig des
Abends

Auf die Erde herab, und macht die dåmmernden Stun:

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Laß sie doch nicht in der Stadt, im dumpfigen Zimmer, verfließen;

Ob dir gleich die todte Tapete nachahmend die Flur.

zeigt,

Und ein munterer Wald an deinen Wånden sich aus:

Streckt.

Eine Tapete, viel höher gefärbt mit lebendigen Farben,
Hat die reiche Natur auf jede Wiese gebreitet:
Jedes Ufer des Bachs mit Blumenschmelze gezieret,
Und den frischesten Hain um liebliche Hügel gezogen.
Folge dem aromatischen Hauch des heitersten Abends,
Und geh tief in das Land. Verfolg entweder den Feld,
bach,

Welcher sich still in die Au mit krummen Måandern
hinabschlingt;

Oder begieb dich zum innersten Forst, wo stark, wie
Orangen,

Und gesunder dem Haupt, die Kräuter des Waldes dir

duften.

Nimm auch öfters den Weg zu jenem buschigen Hügel,

Beisp. Samml. 3. B.

Den

Zacharia. Den dir von fern die zackige Tanne bezeichnet. Vom

Abhang

Laß die Blicke von da weit in die Gegenden schweifen,
Die mit dem leßten scheidenden Strahl die Sonne vers

güldet.

Welch ein hoher Prospekt! Tief in dem freundlichen
Schuhe

Hoher vertraulicher Linden entdeck ich ruhige Dörfer;
und der Meierhof guckt nur halb aus Erlengebüschen.
Dort dehnt sich die prächtige Stadt am schlängelnden
Strom aus,

Und verhüllet ihr Haupt in dunkler werdenden Wolken.
Einzelne Rosse weiden nur noch auf sumpfigen Wiesen,
Und ihr Hüter entweicht zu einem schirmenden Eich:

baum,

Wo er nunmehr den schlafenden Funken zur lodernden.
Glut weckt,

Und sich die schleichende Zeit mit einem Gesange verkürs
zet.

Liebft du vielleicht noch tiefere Stille, so steige herunter
In das melancholische Thal, wo hangende Felsen
Ueber den See sich geneigt, und Eschen am dden Ge:

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Mit dem Westwind in stetem Geschwäß die Stunden
dir kürzen:

Ein gesicherter Ort vor aller Verfolgung der Thoren,
Und die Zuflucht für die, die gern die Eindde lieben,
Und, in ruhigen Tiefsinn versenkt, der unsterblichen

Seele

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Unterredungen hören von Großmuth und himmlischer

Tugend;

Wenn nicht etwan ein weiser Gesang von würdigen
Dichtern

Ihr Gedächtniß erfüllt, und sie in süßer Entzückung
Engelstimmen vernehmen, die ihre Geister erheben.
Diesen entlegenen Ort liebt auch der traurige Jüngling,
Welcher sein Mädchen beweinet, zu früh vom Tod ihm

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Kadet voll Mitleid ihn ein, und schmeichelt seiner Bes, Zacharid.

trübniß.

Dann erscheinet vor ihm der Theuresten Todtenurne,
Die er umarmt mit stürmischen Thrånen und zärtlichen

Seufzern.

Oder er hört noch entzückt die süße harmonische
Stimme

Und sieht ihre verklärte Gestalt ihm lächelnd vorbeis

gehn,

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Bis das Traumbild entfliehet, und seine Vernunft sich
erhellet.

Und doch ist er glücklicher noch, als jener Berlaßne,
Welcher noch mehr als den Tod die Untreu des
Mädchens beweinet!

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Sein gefoltertes Herz scheint in der traurigen Wüste Einige Ruhe zu finden, ihm sind die hangenden Fel: sen,

Und das grausende Thal, ein sympathetischer Anblick, Denn ein Eden würde noch mehr in Schwermuth ihn stürzen.

Unter dem Einfluß von gütigern Sternen ist jener

gebohren,

Welchen, mit seiner Geliebten vereint, ein heiterer

Abend

Unter die Schatten begleiter, wo Ruh und Sicherheit
lauschen.

Welche Zärtlichkeir blickt aus ihren begeisterten Augen!
Dieser harmonische Zug, der ihre Seelen gefesselt,
Steigt in die Mienen empor, und lispelt aus jeglichem
Worte.

Auf sie schüttet der spielende West die reinesten Düfte,
Lieblicher hauchen die Rosen um sie, und lieblicher liez
gen

Alle Hügel umher, die ihre Schritte besuchen.
Aber wer kann die Wolluft beschreiben, nur Sterblichen
fühlbar,

Deren erhabner Geist aus feinerem Aether geformt ist?
Leihe mir deinen Gesang, du, die du jezt unter dem

Schatten

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